Reiseblog von Moritz und Clemens

Autor: Moritz (Seite 10 von 33)

Kristianopel – Kalmar

Die Nacht war lausig kalt und der Morgen beginnt trüb. Wir schlafen bis 7:00 aus.

Da heute wieder kein Wind ist (und die nächsten zwei Tage vermutlich auch nicht), wollen wir heute nur einen kurzen Trip fahren. Wir haben es satt, den ganzen Tag das Motorengeräusch zu hören und brauchen etwas Ruhe.

Nach nur 28sm kehren wir daher in Kalmar ein. Erstmal tanken (Bio-Diesel, nicht was ihr grade denkt!) und dann eine Tour durch die Stadt.

Hier ist es sommerlich warm (16°C) und wir schlendern ohne Jacke und Pullover durch die Sonne, über den Marktplatz, vorbei an kleinen Cafés und Restaurants. Das fühlt sich schon richtig wie Urlaub an!

Bevor wir die neu gekauften frischen Lebensmittel in den Kühlschrank räumen, muss dieser erstmal wieder komplett aufgeräumt werden. In so einer großen Box rutscht alles schnell durcheinander und die Tomaten landen unter der Cola-Flasche …
Am Abend planen wir, wohin es (unter Motor) in den nächsten Tagen weitergeht.

Rønne – Kristianopel

Um es gleich vorwegzunehmen: der Name Kristianopel ist kein Tippfehler und wir sind auch nicht im Balkan gelandet.

Aber nun von Anfang an! Die Sonne scheint aber es sind noch lausige 5°C. Um kurz nach sechs legen wir ab, mit dem Ziel Utklippan. Das ist eine kleine Inselgruppe, Naturschutzgebiet und relativ weit vom Festland entfernt.

Als wir (leider wieder bei Flaute unter Motor) unterwegs sind, schaue ich mal in dem Wetterbericht nach den Temperaturen und nicht nur nach dem Wind. Siehe da, große Überraschung: Minusgrade in der Nacht auf Utklippan. Auf dem Festland sind es nur knapp null Grad. Also planen wir um, entweder Karlskrona oder Kristianopel. Ein Blick auf die Windvorhersage macht klar: wenn wir morgen eine Chance haben zu segeln, dann am Vormittag und nur im Kalmarsund. Also fällt die Wahl auf Kristianopel.

Am Abend können wir sogar heute schon für ein paar Stunden segeln, da der Wind etwas auffrischt.

Utklippan, als wir am Abend vorbeisegeln

Wir kennen Kristianopel schon, es ist klein und gemütlich, mit einer niedlichen Kirche, die zwei Meter dicke Außenwände hat und damit jedem Versuch der Vereinnahmung getrotzt hat. Als wir ankommen, ist es schon halb neun, kurz vor Sonnenuntergang. Ohne Licht wäre die Hafeneinfahrt auch nicht empfehlenswert gewesen.

Der Hafen ist fast leer, keine Menschen zu sehen. Ich koche Tortellini mit dem selbst gemachten Pesto – hmmm, das ist lecker. Dann ist der Tag auch wieder vorbei. Ziel für morgen ist Kalmar.

Swinemünde – Rønne

Die Sonne scheint, es ist 5:30, nix wie raus aufs Wasser.

Am Anfang steht noch 1,5m alte Welle, die sich aber im Laufe des Tages wieder glättet. Der Wind ist so gering, dass wir leider immer den Motor als Unterstützung brauchen. Am Nachmittag ist der Wind sogar ganz weg und die Tageshöchsttemperatur von 9°C erreicht.

Von weitem sehen wir schon Bornholm, also genau genommen nur die Wolken über der Insel.

Unterwegs haben wir nur wenig Verkehr und auch der Hafen in Rønne ist nicht voll. Wir sind müde, es war ein langer Tag. Clemens holt noch rasch Pizza in der Stadt, die wir während der großen FaceTime-Familienkonferenz essen.

Nun nur noch den morgigen Tag planen und schon gehts in die Kojen. Die Heizung werden wir aber auch heute Abend wieder anmachen müssen.

Swinemünde – Swinemünde

Heute soll’s nach Bornholm gehen, also stehen wir früh auf und legen um 5:45 ab. Die Wetterberichte sagen vorher, dass sich der Wind und auch die Wellen über Nacht beruhigt haben und nur noch mit 23kn aus WNW bzw. 1,5m aufwarten. Die Sonne scheint zwischen den Wolken hervor und wir sind motiviert. Sicherheitshalber setzen wir gleich ein Reff, was sich noch als sehr angemessen herausstellen soll.

Kurz nach der schützenden Kaimauer geht‘s schon mit böigen 25kn aus NW und 2m Welle los. Wir lassen uns nicht entmutigen und hoffen, dass sich das Wetter bald beruhigt. Eine Welle nach der anderen geht übers Deck, ich bin schon komplett nass.

Nach knapp zwei Stunden können wir auf den Kurs nach Bornholm abfallen. Leider dreht der Wind immer weiter gegen uns, frischt auf 30kn auf und auch die See ist inzwischen 2,5m hoch. Unsere alte Dame stampft sich fest, auch mit hochtouriger Motorunterstützung kommen wir nicht über 5kn Fahrt. Clemens ist schon etwas grün um die Nase. Wir entscheiden: das wollen wir unserem Schiff und auch uns nicht für weitere 14 Stunden bis Bornholm zumuten und kehren um.

Die Rückfahrt ist dank Schiebewind berauschend, wir legen dieselbe Strecke in der halben Zeit zurück. Max-Speed knapp 10kn, das hatten wir noch nie! Da wird mir trotz Nässe und 10°C Lufttemperatur ganz warm.

Im Hafen können wir wieder an unserem alten Platz liegen und gehen erstmal schlafen, wir sind völlig geschafft.

Da morgen Feiertag ist, kaufe ich noch bei Lidl ein und spaziere anschließend durch den wunderschönen weitläufigen Park direkt am Hafen.

Wie es morgen weiter geht, haben wir noch nicht ganz fertig geplant. Es soll so flau werden, dass wir vermutlich nicht segeln können. Wir werden verschiedene Routen vorbereiten und dann morgen je nach Wetterlage spontan entscheiden. Hoffentlich ist nicht zu viel alte Welle bei Flaute, denn das wäre unangenehm.

Stettin – Swinemünde

Morgens ist es grau und kalt. Wir entscheiden, erstmal zu frühstücken und dann abzulegen. Leider ist nach dem Frühstück (8:30) noch immer nicht die vorhergesagte Sonne da. Also rein in die warmen Segelklamotten und raus aufs Wasser.

Clemens stöhnt schon, denn er weiß was jetzt kommt: Moritz-über-Bord-Manöver. Es hilft auch kein Jammern, da muss er durch! Natürlich holt er die verlorene Ehefrau in Rekordzeit und ohne Probleme wieder an Bord.

Weiter geht es, bei ausreichend Westwind gleich unter Segeln nach Norden.

Auf der Höhe von Ziegenort frischt der Wind merklich auf 25kn auf und es bildet sich eine unangenehm kurze hohe Welle auf dem Haff, die uns teilweise auf 3kn Fahrt ausbremst. Das Schiff findet bei dieser Wellenlänge einfach keinen Rhythmus.

Wir sind froh, die Einfahrt zwischen Usedom und Wollin erreicht zu haben. Das war kalt, nass und sehr schaukelig. Im Kanal selbst haben wir ordentlich Strom mit uns (und gegen den Wind), sodass wir schnell in Swinemünde ankommen.

Auf Empfehlung von Conny und Jens kehren wir ins Hemingway‘s El Papa Pilar ein. Wunderbares Essen, sogar fleischlos, für kleines Geld.

Jetzt nur noch den leckeren polnischen Gin bei Lidl kaufen, dann in die Koje. Morgen ist zwar wieder ordentlich Wind angesagt, aber aus westlichen Richtungen. Das heißt dann raumer Wind nach Bornholm mit 6 Bft.

« Ältere Beiträge Neuere Beiträge »

© 2025 Tortilla Flat Blog

Theme von Anders NorénHoch ↑