Reiseblog von Moritz und Clemens

2022 – Norwegen: von den Lofoten bis nach Berlin

Blog unserer Seereise 2022 (Teil 2)

 

  • Svolvær-Hamarøy (Tranøy)

    Für heute haben wir etwas ganz Besonders geplant: Nord-östlich von uns ist der berühmte Trollfjord und wir fahren gemeinsam mit der Fee dorthin. Der Wind passt gut, wir können segeln.

    Was für ein Glück, dass der Himmel heute nicht komplett bedeckt ist, denn dieser Anblick ist ohne die tiefen Wolken einfach überwältigend.

    Kurz vor uns fahren die Speedboote in den Fjord, sind aber wieder weg, bevor wir komplett ans Ende gefahren sind.

    Die schroffen und scheinbar unendlich hohen Felswände flößen uns Respekt ein.

    Wir können bis direkt an die Felsen ran fahren, da sie senkrecht ins Wasser gehen.

    In den sechziger und siebziger Jahren haben sich Segler mit ihren Schiffsnamen auf den Felsen verewigt, wenn sie hier zu Besuch waren.

    Ein imposanter Wasserfall bricht aus der Wand hervor. Am Ende des Fjordes ist ein Kraftwerk, das aus weiteren Wasserfällen Energie generiert.

    Als wir wieder aus dem Trollfjord hinaus fahren, ist die Sonne wieder weg und es wird gewohnt diesig. Unter Segeln gehts auf nach Hamarøy auf dem Festland.

    Der Ort Tranøy ist für seine Kunstwerke und Galerien bekannt. Jedes Jahr wird ein neuer Künstler verpflichtet, hier ein Werk in der Natur aufzustellen.

    Der Hafen selbst ist leider nicht, wie im Hafenhandbuch beschrieben. Die Brauerei ist durch einen Sturm zerstört worden und die Servicegebäude vom neuen Eigentümer in ein Ferienhaus umgebaut. Aber ruhig und idyllisch ist es hier trotzdem.

  • Hammarøy-Helnessund

    Mit großer Begeisterung stellen wir morgens fest, dass die Sonne scheint und der Wind aus Norden kommt. Nix wie raus, zuerst mit Groß und Fock, dann mit Groß und Spi.

    Die Sicht ist so klar, dass wir zum Abschied vom hohen Norden nochmal die Skyline der Lofoten mit ihren schneeverhangenen Bergen sehen können.

    Wir genießen die rauschende Fahrt und haben jede Menge Action, denn wir fahren wieder durch ein „dangerous waves“ Gebiet und der Wind dreht noch stärker als die Strömung.

    Wir machen eine Schifte nach der anderen. Zwei Mal dreht der Wind im Manöver so ungünstig, dass sich der Spi ums Vorstag wickelt. Ist klar, dass dann grade der Wind auf 25kn aufbriest. Aber es bleibt alles heil, nur Clemens und ich brauchen dringend eine Dusche.

    Vielen

    Dank an Reinhold für die Videos und Bilder

    Im Hafen soll es eine Tankstelle geben, die wir schließlich auch finden. Ein winzig kleiner niedriger Schwimmsteg zwischen Fischern. Dazu kommt noch ein nicht unerheblicher Tidenstrom. Die Manöver sind wieder schweißtreibend und die Dusche immer dringender. Dazu kommt, das habe ich ja noch gar nicht berichtet, dass wir seit einer Woche keine Dusche mehr in den Häfen hatten.

    Als wir mit der Fee am Steg liegen, stellen wir mit Erleichterung fest: Dusche und Waschmaschine sind vorhanden! Mit was für Kleinigkeiten man uns schon glücklich machen kann!

  • Helnessund-Sandhornøya (Våg)

    Gestern Abend war schon ein richtiger Sommerabend und heute früh wachen wir bei blauem Himmel auf. Es ist so warm, dass wir uns für kurze Hosen entscheiden! Ich halte das dann auch den Rest des Tages durch, Clemens gibt im Laufe des Nachmittags auf und zieht sich doch wieder wärmer an, denn die Temperaturen halten sich nicht mehr sobald der Wind aufkommt.

    Morgens ist es noch flau und die See träge. Bei Sonnenschein ist das aber auch das motoren nicht so schlimm.

    Als Wolken aufziehen, kommt auch der Wind und wir können die zweite Hälfte des Tages segeln.

    Bei Bodø sind direkt über unseren Köpfen die kleinen Propellerflugzeuge im Landeanflug, wir können sie fast anfassen.

    Unser heutiges Ziel ist eigentlich nur ein Fischerhafen, wir sind das einzige Segelboot im Hafen, es ist herrlich ruhig hier.

    Wir liegen am Fuß des Berges Sandhorn, der bereits Dichter und Komponisten inspiriert hat. Das hier entstandene Lied «Å eg veit meg eit land, langt der oppe mot nord…» von Elias Blix ist aber nicht vergleichbar mit dem Ohrwurm, den mir Marie ins Ohr gesetzt hat: Stavanger von banana boat

    https://www.youtube.com/watch?v=-8NJkB5LYpQ
  • Sandhornøya-Svartisen

    Heute morgen war’s im Hafen windstill aber draußen genug zum Segeln. Dazu Sonnenschein und über 20°C, fühlt sich an wie Sommer, auch wenn das Sandhorn uns mit einem dramatischen Bild verabschiedet.

    Einige Berge sind dicht bewachsen und sehen von Weitem aus, wie mit Samt überzogen, die Landschaft ist hier etwas weniger schroff als bei den Lofoten. Dennoch gibt es auch hier Schnee- und Eiskuppen. Eine davon ist unser heutiges Ziel.

    Wir segeln in den relativ kleinen, rund sieben Seemeilen langen, Hallandsfjord. Der Fjord liegt einsam, nur wenig Industrie. Am Ende des Fjordes ist ein kleiner Steg, an dem wir für die Nacht festmachen wollen.

    Das Highlight der Tour ist aber natürlich der Gletscher, der sich in den Fjord ergießt.

    Dazwischen ein grün schimmernder Gletschersee, zu dem wir wandern. Die Natur hier erinnert mich wieder ans Auenland.

    Der Gletscher selbst ist in den vergangenen Jahrzehnten erheblich zurückgegangen. Im Hafen gibt es ein kleines Kiosk mit Bildern aus den zwanziger Jahren. Da geht der Gletscher noch fast bis zum Hafen. Die Wasserfälle hören wir auch jetzt noch bis zum Boot rauschen.

    Auf Anraten eines lieben Kollegen packe ich die Angel aus und hoffe auf ein leckeres Abendessen (Clemens hofft, dass kein Fisch anbeißt). Bisher noch ohne Erfolg, aber vermutlich habe ich falsche Köder und bin zu ungeduldig.

  • Svartisen-Nesna

    Gestern hat das andere Segelboot noch abgelegt und wir haben uns auf die andere Stegseite verholt. Anschließend ist Clemens noch im eiskalten Fjordwasser baden gegangen.

    Für die Nacht war Flaute angesagt, doch wir werden um sechs Uhr von heulendem Wind im Rigg und klatschenden Wellen geweckt. Was soll das denn?

    Vom Gletscher her rauscht der Wind mit 25kn direkt auf uns runter und drückt uns auf den Steg. Die Fender sind ganz platt und ich denke: wie sollen wir hier nur ablegen? Nach reiflicher Überlegung wollen wir mehrfach in die Achterspring eindampfen und uns damit langsam ans Ende des Steges „vor-robben“. Aber der Wind ist uns gewogen und legt eine kurze Pause ein, als wir ablegen wollen und einmal eindampfen reicht aus.

    Dann gleich Segel setzen und losbrausen… aber denkste, nach gut einer Seemeile ist der Wind wieder weg! Ein lokales Windphänomen, meine meteorologische Begeisterung schlägt Purzelbäume!

    Der ganze Rest des Tages war mit sehr unbeständigem Wind zwischen drei und fünfundzwanzig Knoten dennoch ein schöner Segeltag mit viel Sonne. Wir genießen den warmen Wind auf der Haut.

    Heute überqueren wir wieder den Polarkreis gen Süden und wollen den Hafen direkt an dem Arctic Circle Monument anlaufen.

    Aber dann überlegen wir es uns doch nochmal anders, denn erstens läuft es grade so schön und zweitens ist für morgen Sturm aus Süden angesagt und der Hafen ist gegen Südost relativ ungeschützt.

    Also planen wir um und segeln weiter nach Nesna. Den Hafen kennen wir ja schon und wissen, dass wir hier für den anstehenden Hafentag geschützt und versorgt sind.

  • Nesna Hafentag

    Wie vorhergesagt gibt es heute Starkregen und Sturmböen. Wir drehen uns nochmal in der Koje um und schlafen aus. In dem geschützten Hafen sind die Böen mit 35 kn kaum zu spüren. Aus Clemens‘ Friseurbesuch wird allerdings leider nichts, denn beide Läden haben erst nächste Woche einen Termin frei.

    Wir schauen die Hafenhandbücher durch und planen die nächsten Trips bis Ende der Woche. Am Abend hat sich das Wetter wieder beruhigt und es schaut sogar nochmal die Sonne raus.

    Wir freuen uns schon auf einen schönen Segeltag morgen.

  • Nesna-Forvik

    Im Hafen war absolute Flaute, draußen schöner Segelwind. Wir setzen also gleich die Segel und fahren mit nordöstlichen Winden Richtung Süden. Es ist immer wieder eine schwierige Entscheidung, ob wir lieber etwas länger segeln und den schönen Wind ausnutzen oder etwas von dem Land sehen wollen indem wir früh im Hafen sind.

    Heute nimmt uns der Wind die Entscheidung ab, denn er wird immer weniger und wir sind kurz vor 15:00 in Forvik.

    Forvik ist ein ganz kleiner Ort, hat aber eine Kaffee-Rösterei. Hier müssen wir unbedingt hin und einen Espresso trinken. Köstlich!

    Sogar das norwegische Königshaus bezieht seinen Kaffee von hier. Wir nehmen uns auch ein paar Bohnen mit.

    Clemens macht noch einen längeren Ausflug zu Felsmalereien. Die Bilder wurden von den Jägern und Sammlern der Steinzeit um ca. 3.000 v. C. in Stein geritzt.

    Unfassbar, dass manche Menschen der Neuzeit ihre Initialien neben die steinzeitlichen Bilder gekrakelt haben.

    Der Weg führt ihn durch die wunderschöne Landschaft vorbei an kleinen Bächen und Viehweiden.

    Das Hafenwasser ist so klar, dass wir unser Unterwasserschiff inspizieren können.

    Im Gegensatz zum Fjord liegt die Wassertemperatur hier bei lauen 17°C. Clemens geht natürlich auch hier baden.

  • Forvik-Torghatten-Berg

    Im Hafen war’s noch flau und heiß, draußen wieder ausreichend Wind zum Segeln. Allerdings waren wir heute den Bergen so nah, dass wir mit heftigen Fallböen zu kämpfen hatten. Der Grundwind war selten über 5kn und die Böen deutlich über 20kn. Im Mittel eine gute Geschwindigkeit aber für die Nerven anstrengend.

    Ab Bronøysund war dann endgültig zu wenig Wind, weil hier auch die Böen weggefallen sind. Also Motor an und ab zum Torghatten (ihr erinnert euch vielleicht: der liebestolle Troll, der den Hut durchschossen hat). Am Fuß des Berges ist ein kleiner Gästesteg und der war unser Ziel.

    Clemens hat die Fahrt über geschlafen und ist dann den Berg hochgewandert, ich bin alleine gesegelt und habe während seiner Wanderung geschlafen. Das ist doch mal Arbeitsteilung, oder?

    Der Blick vom Berg, vor allem die Aussicht durch das Loch sind atemberaubend.

    Das Loch selbst ist wie eine riesige Kathedrale.

    Nach rund drei Stunden ist Clemens wieder zurück und wir legen ab. Es sind nur ein paar Meilen bis nach Berg, den Hafen kennen wir ja schon. Der Wetterbericht für morgen sieht nicht so berauschend aus, mal sehen, ob wir überhaupt weiter fahren (können).

    Nebenan am Steg liegt ein Neuseeländisches Segelboot, mit dessen beiden (deutschen) Eignern wir noch lange schnacken, daher kommt der heutige Blogeintrag so spät.

  • Berg Hafentag

    Heute stürmt es wieder und abends kommt noch Regen dazu. Das ist leider das erwartete Wetter und wir bleiben im Hafen.

    Da es im Moment nichts mehr zu reparieren gibt, faulenzen wir den ganzen Tag lang.

  • Berg-Rørvik

    Schon auf dem Hinweg hatten wir diese Route gewählt, allerdings im Nebel erlebt. Nun wollen wir uns die schöne Strecke mal bei Sonnenlicht anschauen. Wir fahren extra eine Stunde früher los als sonst, da der Wind zum Nachmittag hin von Ost auf Südwest drehen soll. Dann auch noch mit deutlich zunehmender Stärke, da wollen wir lieber schon in geschütztem Gewässer sein.

    Unter Vollzeug läuft es super, bis wir ein paar Meilen vor der Insel Leka plötzlich gar keinen Wind aber etwa zwei Meter Welle hatten. Dann setzte der Wind leider von vorne wieder ein und wir hatten Schwierigkeiten, unseren Kurs zu halten. In der Abdeckung der Insel (auch wenn sie in Lee war, hat sich die See etwas beruhigt), konnten wir dann wieder entspannter segeln.

    Etwa eine Stunde vor Rørvik sehen wir eine Wetterfront vor uns. Der Wind ging plötzlich auf Null runter und wir haben schnell die Segel geborgen. Nicht zu früh, denn kurz darauf kam ein Schauer nach dem anderen mit kurzen aber heftigen Böen. Wir haben die Fahrt noch etwas reduziert und gehofft, dass die Front durchgezogen ist, bevor wir unseren Hafen erreicht haben, damit wir im Trockenen anlegen können. Hat geklappt!

    Nun liegen wir wieder in Rørvik und sind für heute Abend bei Olga und Anton zum Wein eingeladen, um Informationen zu sehenswerten Häfen auszutauschen.

  • Rørvik-Stokksund

    Gestern hatten wir noch sehr interessante und vergnügliche Gespräche bei Olga und Anton, Danke nochmal vor den schönen Abend.

    Heute war wieder ein wunderbarer Segeltag. Die Welle war allerdings sehr anspruchsvoll und anstrengend. Der Wind kam von achtern und die dazugehörige kurze Welle mit einem Meter Höhe auch. Von Westen her (also schräg von vorne) rollte eine lange aber zwei Meter hohe Atlantikwelle. In der Interferenz hatten wir also mal drei Meter Welle und mal fast gar keine. Die Welle von hinten hat uns ins Surfen gebracht und manchmal sind wir die Atlantikwelle hoch gesurft. Ein lustiges Gefühl. Dazwischen immer mal etwas Gezeitenstrom als Dreingabe.

    Auf der Mitte des Weges kommt uns ein Boot entgegen und biegt plötzlich rechtwinklig zu uns ab. Was soll das denn? Es ist Knut, der mit seiner Familie in die Ferien fährt. Wie verrückt, dass wir uns zufällig mitten in den Schären begegnen.

    @Knut: Sorry, we didn‘t recognise you at first glance. Your recommendations were great and your beer was delicious!

    Auch wenn wir zum Ablegen ein paar Regentropfen abbekommen haben, sind wir den Rest des Tages auf See davon verschont geblieben. Erst im Hafen Stokksund (in der Seekarte steht der Hafen mit nur einem „k“) ziehen dicke Wolken auf und sogar ein Gewitter grummelt in der Ferne und hat uns bestimmt bald erreicht.

    Der Hafen liegt idyllisch zwischen hohen Felsen in einer sehr geschützten Bucht. Von Wind und Welle bekommen wir hier fast nichts mit.

    Im kleinen Restaurant am anderen Ende der Bucht ist die gesamte Terrasse ein Schwimmsteg mit kleinen Sitzecken und einer Feuerstelle. So könnte auch der VSaW-Schwimmsteg aussehen!

    Morgen ab 10:00 soll es hier frische Brötchen geben, wir überdenken unsere Pläne für morgen nochmal, es ist wirklich sehr schön hier und wir haben ja noch jede Menge Zeit.

  • Stokksund-Hasselvika

    Die Nacht über gab es immer wieder Gewitter und Starkregen. Morgens um halb vier legt hinter uns ein Segelboot an und es rummst verdächtig. Ich springe im Schlafanzug raus in den Regen, aber es war nichts an unserem Boot. Der Segler hatte den Steg erwischt und sah etwas zerschrammt aus.

    Aufgrund der Wetterprognose für die nächsten Tage beschließen wir, doch nicht auf die frischen Backwaren zu warten, sondern legen kurz nach acht ab. Es regnet ein wenig, dann kommt zwischen den dunklen Wolken noch die Sonne raus. Der Wind ist zwar spitz, aber geht grade noch.

    Den ersten Wolkenfronten können wir noch ausweichen, indem wir zwischendurch die Fahrt reduzieren. Aber irgendwann haben sie uns dann doch erwischt. Es schüttet manchmal wie aus Eimern und der Wind wird böig. Schaurig schön!

    Zum Anlegen kommt natürlich nochmal ein dicker Schauer und die Fähre, die gleich neben dem Gästesteg mit ordentlich Schwell Halt macht. Aber das Manöver klappt gut und wir verkriechen uns gleich unter Deck und machen die Heizung an.

    Vom kleinen Fischerdorf hier bekommen wir wegen des Regens gar nichts mit.

  • Hasselvika-Trondheim

    Es war sehr gut, dass wir gestern doch die weitere Tour gefahren sind, denn heute stürmt es auf diser Strecke und wir hätten nicht auslaufen können. So sind wir schon deutlich in der Abdeckung vom Trondheimfjord. Auch wenn es uns heute schwer gefallen ist auszulaufen, sind wir nach einem gemütlichen Frühstück aufgebrochen. Es hat noch immer stark geregnet, hier aber ohne Wind und nur einstelliger Temperatur. Der Hafen von letzter Nacht ist nicht ideal, denn die Sanitäranlagen stinken nach Kloake und im Hafen steht durch die Fähren, die nur 50m von uns entfernt anlegen, ein erheblicher Schwell. Da für die nächsten Tage noch schlechteres Wetter prognostiziert ist, wollen wir das lieber in Trondheim abwettern. Dort gibt es so viele Museen und andere Sehenswürdigkeiten, dass wir gut beschäftigt sein werden.

    Wir tanken noch rasch in Hasselvika und da ich dort rückwärts anlegen muss, freue ich mich wieder mal riesig über den neuen Propeller. Beim Tanken erleben wir eine kleine Überraschung, denn die Tankanzeige scheint nicht richtig zu funktionieren. Bei gleicher Anzeige passt nun doppelt so viel in den Tank. Heißt für die Zukunft: mehr auf die Motorstunden achten und nicht der Anzeige vertrauen.

    Durch dicke Regenschwaden mit Sicht um die 200m schieben wir uns nach Trondheim. Zum Glück ist die Navigation hier sehr simpel: immer am Felsen entlang.

    Eine kleine Regenpause zum Anlegen, wie schön. Als das Schiff klariert ist, ziehen wir unsere Wanderschuhe an und erobern die ersten Sehenswürdigkeiten von Trondheim.

    Der Nidarosdom(en) ist für hiesige Verhältnisse riesig und erinnert nicht zufällig an englische Kathedralen.

    Innen ist er ein erstaunlicher Mix aus sehr alt, alt und neu. Die Steinmeyer-Orgel gleich am Eingang ist aus den 1930er Jahren und hat über tausend Pfeifen, die über die gesamte Kirche verteilt sind. Sie gehört laut Norbert (unserem ehemaligen Chorleiter) zu den schönsten überhaupt.

    Eine kleine Barock-Orgel von 1741, gebaut von Joachim Wagner aus Berlin, befindet sich im ältesten Teil der Kirche, dem Seitenschiff. Im Dom von Brandenburg steht die Schwester dieser Orgel. Hier in Trondheim übt der Organist grade ein paar Stücke ein, als wir da sind.

    Das Oktogon am Ende der Kirche, gegenüber der neuen Orgel, ist seit jeher ein Pilgerort. Der erste König von Norwegen soll hier beigesetzt gewesen sein, bis die Dänen seinen Leichnam entwendet haben. Nun ist unklar, wo Olav liegt, aber die Kirche bleibt weiterhin ein Wallfahrtsort.

    Es gibt zwei Altäre und mehrere kleine Kapellen und Andachts-Ecken. Wir bleiben noch ein bisschen und lauschen dem Organisten. Übrigens ist die Barock-Orgel ein Geschenk aus Deutschland.

    Mir gefällt es sehr gut, dass die Kirche nicht mehr, wie ursprünglich, bunt angemalt ist, sondern die natürliche graublaue Steinfarbe vorherrscht.

    Dann geht es auf zum Kontrastprogramm am Marktplatz. Hier ist eine Bühne aufgebaut und ab 18:30 treten norwegische Sänger und Bands auf. Natürlich verstehen wir nichts von den Texten, aber manche Songs sind so gut, dass wir mit tanzen.

    Als es wieder zu Regnen beginnt, flüchten wir aufs Boot und essen Garnelen satt! Ein gelungener erster Tag in Trondheim.

  • Trondheim Hafentag I

    Wie geplant schlafen wir aus und frühstücken gemütlich. Dann geht es auf zur Stadtbesichtigung. Nördlich am Ufer entlang laufen wir durch die ehemaligen Werftanlagen, die inzwischen zu Sportboothafen und Restaurants umgestaltet sind. Auf der Außenseite gibt es noch ein Gewerbegebiet, unter anderem einen Volvo-Motorenservice, das merken wir uns.

    Hinter dem Zentralbahnhof ist ein weiterer Sportboothafen, den wir ursprünglich anlaufen wollten. Er liegt zwar sehr schön zwischen modernen Gebäuden und Museen, aber die Sanitäranlagen fehlen hier. Daher liegen wir im westlichen Hafen eindeutig besser.

    Die Museen in diesem Teil von Trondheim heben wir uns für morgen auf und gehen weiter Richtung Osten. Hier gibt es zwei U-Boot-Bunker, die allerdings nicht besichtigt werden können, da sie als Lager, Bowlingbahn und Industrieanlagen genutzt werden.

    Das Seeschifffahrts-Museum befindet sich ganz in der Nähe und ist natürlich ein Pflichtprogramm für uns. Eine liebevoll gestaltete Ausstellung beschreibt vor allem die Ausbildung der Seeleute an Bord von Dreimastern.

    Aber es wird auch gezeigt, wie die Werft in Trondheim das Leben bestimmt hat und die Menschen ihren Alltag bewältigen mussten. Noch etwas weiter Richtung Osten kommen wir in das historische Arbeiterviertel von Trondheim. Hier wohnten die Werftarbeiter quasi direkt an ihrer Arbeitsstätte. Inzwischen ist das ein eher szeniges Kreativ-Virtel mit vielen gemütlichen Kneipen, Galerien und Büros. Das steht im krassen Gegensatz zu den Bildern, die wir im Museum grade erst gesehen haben.

    Das Kunstmuseum direkt beim Dom, das wir eigentlich als Nächstes besuchen wollten ist leider wegen Umbaus geschlossen. Die Erlebnislandschaft für Technik und Wissenschaft scheint eher etwas für Kinder zu sein, das lassen wir weg. Wir brauchen jetzt erstmal dringend eine Stärkung. Nach Hotdog, Zimtschnecke und Kaffe gehts wieder weiter.

    Die kleine Vår Frue Kirche ist natürlich im Vergleich zum Dom winzig, aber sehr charmant.

    Weiter gehts nochmal zum Nidarosdom, genauer gesagt zum Friedhof und dem Pilgerpfad. Zum Abschluss noch ein Abstecher ins Naturkunde Museum. Das macht leider schon um 16:00 zu (wie alle anderen Museen hier auch), aber die Eintrittskarte dürfen wir auch morgen nochmal nutzen. So schaffen wir bis zur Schließung noch die Sonderausstellung zum Thema Wölfe in Norwegen.

    Müde und schlapp gehen wir zurück aufs Boot. Aber hier ist noch lange nicht Entspannung angesagt. Clemens will einen Ölwechsel vornehmen und ich koche Lasagne, da wir heute Abend noch Besuch erwarten.

    Der Ölwechsel läuft nicht ganz reibungslos, denn die Pumpe saugt sich fest und der Schlauch rutscht von der Pumpe. Schmutziges Öl spritzt Kreuz und quer im Durchgang zur Achterkoje. Was für eine Sauerei!

    Der Rest des Ölwechsels ist dagegen eine saubere Angelegenheit und eigentlich wollten wir ohnehin mal wieder das Boot putzen… Bleibende Schäden hat das schwarze Öl nicht verursacht.

    Abends kommt dann Andreas genau richtig zum Lasagne-Essen. Er macht grade mit seinem Wohnmobil in Norwegen Urlaub und ist heute Früh in Oslo mit der Fähre angekommen. Wir freuen uns riesig, mal wieder ein vertrautes Gesicht zu sehen.

    Im Hafen ist starker Schwell, was Clemens und ich schon gar nicht mehr merken. Aber Andreas braucht einen Horizont und wir essen draußen.

  • Trondheim Hafentag II

    Unsere heutige Tour durch Trondheim startete mit einem unverhofften Besuch in der kleinen Kirche am Hafen. Bisher war sie immer verschlossen, heute übt der Organist und die Tür steht auf. Nix wie rein.

    Weiter geht es mit der Fortsetzung im Naturkunde Museum, das deutlich größer ist, als wir gestern vermutet haben. Neben Flora und Fauna wird auch die kulturgeschichtliche Entwicklung in der Region sowie ein Blick in die nachhaltige Wirtschaft der Zukunft gezeigt.

    Da Andreas den Nedarosdom noch nicht gesehen hat, bringen wir ihn dort hin und besuchen allein den Sommergarten im Hof des Erzbischofs. Hier ist ein kleiner Mittelaltermarkt aufgebaut, in dem auch alte Handwerkskunst gezeigt wird.

    Wir stecken nochmal kurz den Kopf in den Dom um zu sehen wo Andreas bleibt und stellen fest, dass die große Orgel gespielt wird. Wir werden auch ohne Eintrittskarte eingelassen und lauschen gebannt der Filmmusik aus diesem imposanten Instrument.

    Jetzt ist es aber Zeit für einen kleinen Snack. Clemens zeigt Andreas noch rasch seinen Lieblingsladen Clas Olson, dann schlendern wir zum alten Hafen und von dort aus am Wasser entlang zum Boot/Bulli.

    Noch ein Stückchen Kuchen und Kaffee zur Stärkung, dann will Clemens in den Mast gezogen werden, um nach der Ursache für die Reibung beim Segelsetzen zu suchen. Auf halber Höhe gehts einfach nicht mehr weiter, die Winschen lassen sich kaum noch drehen. Vielleicht ist das ja die Ursache? Clemens nimmt kurzerhand die eine Winsch auseinander, reinigt sie und fettet sie neu ein. Hoffentlich war’s das!

  • Trondheim-Brekstad

    Auch wenn wir in den letzten Tagen wenig über Wind und Wetter berichtet haben, es war da: an der Atlantikküste stürmisch und sogar die 20sm landeinwärts in Trondheim noch mit stürmischen Böen spürbar. Ab morgen soll sich der Wind etwas beruhigen und von Süd über West auf Nord drehen. Auch wenn es wieder mal stark regnet und frostig kalt ist (etwas südlich von uns schneit es!), legen wir ab und segeln an den Eingang des Trondheimfjordes.

    Andreas verabschiedet uns mit Rena und Johannes in der Videokonferenz. Wir sehen ihn noch ein paar Mal an der Uferstraße an uns vorbei fahren, dann trennen sich unsere Wege fürs erste.

    blauer Pfeil:Andreas, schwarzer Pfeil: Hells Angels (Chapter Trondheim)

    Obwohl wir noch im Windschatten vom Land sind, bekommen wir einen Eindruck davon, wie es weiter draußen stürmt und ziehen sogar ein Reff ins Groß. Manchmal schiebt uns der Strom, mal bremst er uns mit bis zu zwei Knoten innerhalb weniger Minuten. Die Strömungen sind hier schwer berechenbar.

    Beim Bergen des Großsegels sehen wir, dass ein Reiter an der daran hängenden Latte gebrochen ist. Clemens hat also wieder etwas zu reparieren, denn ausgerechnet dieses Ersatzteil haben wir nicht mit.

    Völlig durchnässt und durchgefroren kommen wir in Brekstad an. Hier ist leider kein Platz für uns frei, weil bei dem heutigen Wetter niemand ausläuft. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als uns ins Päckchen zu legen (für die Nicht-Segler: wir legen an einem anderen Boot an und sind nicht direkt am Steg dran).

  • Brekstad-auf See

    Heute haben wir ausnahmsweise keinen Regen beim Aufstehen. Rasch das Boot klarieren, dann gehts los. Unter Segeln Richtung Süd-West.

    Aber so richtig gemütlich ist es nicht. Ein vertrauter Anblick: eine Regenfront nähert sich und das Thermometer hat grade erst die 10°C-Grenze überschritten. Wir überlegen, ob wir die heutige Etappe von rund 50sm lieber etwas verkürzen. Aber jetzt gehts erstmal weiter, vielleicht wird es ja doch noch besser. Der Wetterbericht verspricht: gegen Mittag hört der Regen wieder auf.

    Tatsächlich bleibt es ab 14:00 trocken, aber viel wärmer wird’s dadurch auch nicht. Ein erneuter Check des Wetterberichtes lässt uns grübeln: morgen ab Mittag viel Wind von vorne und ein Seegebiet mit „dangerous waves“. Wir haben jetzt drei Optionen: 1. morgen im Hafen bleiben und auf bessere Bedingungen warten, 2. morgen sehr früh auslaufen, um vor dem Wind in Bud zu sein oder 3. die Nacht durch zu fahren.

    Morgen Hafentag ist keine gute Option, da der Wind sich voraussichtlich nicht so bald wieder beruhigt. Es zieht eine Warmfront durch, da kann’s auch schnell mal Gewitter geben. Morgen schon sehr früh auslaufen klingt für uns auch nicht so attraktiv und es ist ja durchaus denkbar, dass der Wind schon deutlich früher einsetzt. Also entscheiden wir uns für Option drei.

    Der Wind lässt wie vorhergesagt zum Abend hin stark nach und wir passieren die Gefahrenzone bei spiegelglatter See.

    Wie der Trip heute Nacht lief, erfahrt ihr dann im morgigen Blogeintrag.

  • auf See-Bud

    Die gestrige Nachtfahrt war leider nicht ganz so entspannt, wie wir erwartet haben. Gegen 19:00 kamen wir in das Gebiet der dangerous waves. Die richtige Zeit für ein Abendessen auf See, dachte ich mir, denn es war ganz ruhig. Wir hatten noch frischen Lachs und so gab es Spaghetti in Lachs-Hummer-Sauce. Köstlich! Allerdings kam die sehr unangenehme Welle dazwischen: mit dem Kopf über dem Topf mit Fischsud bin ich schlagartig seekrank geworden. Das hatte ich schon Jahrzehnte nicht mehr. Noch schnell das Essen fertig gemacht und dann raus an die frische Luft … tief durchatmen. Ging grade nochmal gut, aber essen konnte ich dann nichts mehr.

    Die See ist träge und ölig, hat aber ganz erhebliche, zwei Meter hohe Kreuzelle. Das Boot findet keinen Rhythmus und schaukelt erbärmlich. Da kein Wind ist, stützt das Segel auch nicht mehr sondern schlägt bei jeder Welle hin und her.

    Die erste Wache übernimmt Clemens nach dem Essen. Als es dunkel wird bin ich dran.

    Die Route führt durch ein enges Schärenfahrwasser, das ist bei der Dunkelheit eine ganz neue Herausforderung für mich. Hier gibt es aber so viele Leuchtfeuer, dass die Orientierung ganz gut funktioniert.

    Um 1:30 erreichen wir Bud. Der Hafen ist voll. Aber statt wieder im Päckchen zu liegen und fürs Ablegen der Innenliegenden gleich wieder aufstehen zu müssen, legen wir uns an das kurze freie Ende des Steges. Da stehen wir mit den Bug zwar deutlich raus, aber wir können ausschlafen.

    Morgens legen die anderen Boote tatsächlich noch vor unserem Aufstehen ab und wir verlegen uns noch auf einen schöneren Platz.

    Andreas kommt zum Frühstück vorbei und gemeinsam erkunden wir anschließend die Sehenswürdigkeiten von Bud. Hier ist ein Abschnitt des Atlantik-Walls erhalten geblieben. Etwas unheimlich bei dem Hintergedanken an Schützengräben in der Ukraine. Aber ein fantastischer Blick über die Schären, durch die wir nachts gefahren sind.

    Die kleine Kirche ist leider geschlossen, sie soll aber sehenswert sein.

    Mit Andreas besuchen wir am Nachmittag das Restaurant, das wir schon auf der Fahrt nach Norden besuchen wollten. Leider gibt es um diese Jahreszeit noch keine Krebse, aber das Buffet bietet viele norwegische Spezialitäten. Pappsatt verabschieden wir Andreas, der heute noch die Trollstiegen bezwingen will.

    Den restlichen Tag liegen wir faul in der Sonne (!!!) und waschen Wäsche.

    Heute Mittag frischt der Wind schon wie erwartet auf. Morgen soll es wieder Sturm und Regen von Süden geben und vermutlich bis Mittwoch oder Donnerstag anhalten. Wir liegen zum Glück wie geplant sicher und gut versorgt in Bud.

  • Bud-Hafentag I

    Morgens scheint noch kurz die Sonne zwischen den Wolken hervor, den Rest des Tages dominiert der Regen.

    Hier in in Bud gibt es einen kleinen Steingarten, in dem die unterschiedlichen Gesteins-Arten erläutert werden. Mehr Sightseeing schaffen wir heute nicht!

    Gegen 11:00 kommt dann der erwartete Sturm aus dem Süden mit 30kn Böen. Einige wenige Boote flüchten sich völlig erschöpft in den Hafen. Besser gar nicht erst raus fahren, ist die einhellige Meinung.

    die Hafeneinfahrt

    Unter Deck ist es gemütlich, draußen nicht! Folglich bleiben wir meistens drinnen im Trockenen.

    Eigentlich können wir uns bei dem Wetter zu gar nichts mehr aufraffen und verbringen einen trägen Tag im warmen Boot und pfeifendem Wind im Rigg. Für die Nacht bringen wir lieber noch ein paar zusätzliche Festmacher aus, denn der Wind nimmt noch weiter zu.

  • Bud-Hafentag II

    Die Nacht war sehr unruhig: im Hafen war viel Schwell und das Schiff lag durch den Wind ziemlich schräg. Aber die zusätzlichen Leinen haben uns beruhigt.

    das ist die Lee-Seite der Insel

    Die Boote, die heute an- und ablegen sind nur Einheimische, die zum Einkaufen nach Bud kommen.

    Dafür gibt es immer wieder Reisebusse von den Kreuzfahrtschiffen, die hier Halt machen und uns fotografieren wie eine Sehenswürdigkeit. Ein deutsches Boot!

    Unser persönliches Besichtigungsprogramm besteht heute nur aus einem Rundgang durchs Dorf.

    Auf den Bildern lässt sich der Wind gar nicht richtig einfangen, aber Kenner sehen, dass sogar im Hafen der Adenauer bei uns ausweht.

    Morgen können wir vermutlich wieder weiter fahren. Wir planen verschiedene Ziele, damit wir die Fahrt dem Wetter gut anpassen können.

  • Bud-Hafentag III

    In der Nacht hat sich der Wind leider doch nicht so beruhigt, wie es die Wetterberichte prognostiziert haben. Wir sind ab 8:00 auslaufbereit und warten auf ein Abflauen. Um 13:00 steht fest: das wird auch heute nichts. Wir schälen uns wieder aus unseren wetterfesten Klamotten und sind frustriert. Den anderen im Hafen scheint es ähnlich zu gehen.

    Um unsere Stimmung etwas aufzuhellen, backe ich einen Apfelkuchen.

    Frisch gestärkt gehen wir unsere Optionen durch, planen hin und her. Aber die Wetteraussichten werden einfach nicht besser. So langsam stimmen wir uns darauf ein, einige Sehenswürdigkeiten auszulassen, um sicher und rechtzeitig nach Hause zu kommen. Denn es liegen noch schwierige und windreiche Etappen vor uns.

  • Bud-Ålesund

    Gestern Abend kamen noch Nikolina und Frank zu Besuch. Sie wollen uns besuchen und anschließend auf dem Campingplatz in Bud übernachten.

    Entgegen der Vorhersagen fängt es schon am frühen Morgen wieder zu regnen an. Das geht uns inzwischen ganz schön auf die Nerven! Hilft aber alles nix, rein in die Klamotten und raus aufs Wasser! Wenigstens lag der Wetterbericht in Bezug auf den Wind halbwegs richtig. Es war deutlich weniger als gestern.

    Anfangs eigentlich genug zum Segeln, aber Strömung und Welle waren so stark, dass der Kreuzwinkel quasi unmöglich wäre. Später, als die See sich etwas beruhigt hatte und die Tide gekippt ist, war der Wind weg. Uns kann man es aber auch wirklich nicht recht machen.

    Eigentlich wollten wir nicht noch einmal nach Ålesund, weil es uns dort nicht gefallen hat. Aber die Lage des Hafens ist so günstig fürs Weiterkommen, also doch wieder hierher.

    Und was für eine Überraschung: die Sonne kommt raus, der Hafen ist relativ leer und die Ecken, durch die wir heute spazieren sind viel schöner als die westlichen von unserem letzten Besuch.

    Wir sind mit Ålesund versöhnt und genießen jeden einzelnen Sonnenstrahl!

  • Ålesund-Sandshamn

    Eine Nacht ohne das Heulen des Windes im Rigg, das waren wir schon gar nicht mehr gewöhnt. Der Hafen liegt so geschützt zwischen den Häusern, dass hier kein Lüftchen weht und wir genießen die Stille. Dass es die letzten Nächte so laut war, fällt uns erst jetzt auf.

    Wir legen heute wieder früh ab (noch vor sieben Uhr), da der Wind über Tag deutlich zunehmen soll. In der kommenden Nacht braut sich dann ein richtiger Sturm zusammen, der uns Sonntag und Montag voll treffen soll. Unser heutiges Ziel haben wir also nach folgenden Kriterien ausgesucht: gut geschützt gegen südliche und westliche Windrichtungen, wenig Schwell, kurze Distanz zum Vestkapp. Die Wahl fällt auf Sandshamn auf der Insel Sandsøya.

    Das Vestkapp ist eine der berüchtigten und gefürchteten Stellen an der norwegischen Küste. Hier gibt es fast immer viel Wind und auch schon bei 12kn Wind ist eine Umrundung des Kaps nicht empfohlen. Es gibt sogar Tracks, die von der Seenotrettung begleitet werden. Dann fährt ein Rettungsschlepper vor, die Sportboote alle hinterdrein und zum Abschluss noch ein Rettungsschlepper. Vor diesem Kap haben wir gehörigen Respekt. Schon auf der Hinfahrt (10.6.22) war hier trotz Flaute eine erhebliche Kreuzwelle.

    Bild von heute, weit im Hintergrund das Vestkapp

    So starten wir heute also früh Richtung Südwesten, natürlich wieder begleitet von Regen, Regen und nochmals Regen. Zwischenzeitlich ist er so stark, dass wir nicht mal eine Seemeile weit sehen können und sicherheitshalber die Beleuchtung anschalten. Der Wind ist zwar etwas spitz, aber grade noch so zu halten. Die letzte Stunde können wir abfallen und rauschen mit zeitweise sieben Knoten zum Hafen. Gegen 11:30 legen wir an.

    Der Hafen ist für das erwartete Wetter tatsächlich gut geeignet, stellen wir fest, als schon die ersten schweren Schauerböen durchziehen. Dazu kommt, dass die Stege erst 2020 gebaut wurden und die ganze Anlage wie neu ist. Ein kleiner Lebensmittelladen in Laufweite und eine Kneipe direkt am Steg – wunderbar, hier können wir bleiben.

  • Sandshamn-Hafentag I

    Nachts um 2:00 legt der Sturm los. Wir liegen sicher und geschützt im Hafen. Die Schauerböen erreichen aber auch hier, hinter dem Berg, noch 27kn. Draußen sollen es 35kn sein.

    wir nutzen die einzige Regenpause für einen Spaziergang zur Hafeneinfahrt

    Aufgrund des Dauerregens verlassen wir das Boot nur fürs Notwendigste, daher haben wir heute nichts spannendes zu berichten.

  • Sandshamn-Hafentag II

    So langsam klingt der Sturm ab und wir sind voller Hoffnung, morgen wieder weiter fahren zu können.

    Den Tag verbringen wir wieder mit kleinen Reparaturen und Bootspflege. Da es heute trocken bleibt, nimmt Clemens die Ankerwinde auseinander. Sie ist irgendwo undicht und bei starker Welle wird das Vorpiek etwas feucht. Mit Sikkaflex dichtet er ein Loch ab, vielleicht behebt das ja schon das Problem.

    Am Nachmittag planen wir die möglichen nächsten Routen bis Stavanger. Im Moment sieht es laut Wetterbericht so aus, dass wir ab Mittwoch für ein paar Tage Nordwind bekommen. Na, wir werden sehen…

  • Sandshamn-Måløy

    Wie erwartet hat der Wind stark nachgelassen, wobei nachgelassen untertrieben ist: Flaute! Uns ist das sehr recht, denn die Umrundung des Vestkap steht ja an.

    Nur die versprochene Sonne kann sich noch nicht durchringen.

    Unter Motor machen wir uns auf in die kabbelige Kreuzwelle, die auch ohne Wind zwei Meter hoch ist. Ein Stützsegel bringt nichts, das schlägt nur hin und her und geht dabei womöglich noch kaputt. Augen zu und durch! Clemens ist während der Fahrt ganz schweigsam.

    Nach ein paar Stunden ist es geschafft und wir kommen wieder in geschütztes Gewässer. Verrückt, dass sich jetzt auch noch die Sonne durchsetzt!

    In Måløy, unserem heutigen Ziel, wollen wir vor dem Anlegen im Hafen noch tanken. Es stehen 2kn Strömung quer zum Anleger, aber alles klappt einwandfrei. Nur das Tanken nicht… die Tanks der Tankstelle werden grade von einem Frachter aus neu befüllt und wir müssen warten, bis die Zapfsäulen wieder freigeschaltet sind. Aber die Zeit haben wir, denn der Hafen liegt gleich gegenüber und ist noch ziemlich leer.

    Nachdem unser Diesel wieder aufgefüllt ist, suchen wir uns einen schönen Liegeplatz für die Nacht. Auch hier ist wieder starke Strömung, aber dank der Rheinwoche kann ich das ganz gut einschätzen.

    Wir haben Kontakt mit der „Fee“, die letzte Nacht noch in Bud lag. Auch sie haben den Wetterbericht für die kommenden Tage gesehen. Sie bekommen von uns eine aktuelle Lage zum Wetter und Seegang und entscheiden sich, heute noch in einer gewaltig langen Tour das Kap zu umrunden. Wir freuen uns, Reinhold wiederzusehen und seine Frau Cordula kennenzulernen.

    Vorher machen wir noch einen Streifzug durch Måløy. Es soll für seine Murals bekannt sein.

    Für so einen kleinen Ort gibt es tatsächlich außergewöhnlich viele davon, alle im selben Stil, also vermutlich vom selben Künstler. Aber trotzdem schön!

    Bei selbstgemachter Lasagne warten wir auf die Fee.

  • Måløy-Florø

    Nach einem gemütlichen und langem Abend bei Cordula und Reinhold schlafen wir noch tief, als das Boot von 30kn starken Fallböen geschüttelt wird. Måløy liegt direkt am Fuß eines Berges und dort pfeift es jetzt herunter. Passend dazu prasselt der Regen aufs Deck. Der Tag fängt ja gut an, denken wir und drehen uns nochmal um. Ziemlich genau um 8:00 ist es wieder ruhig, sogar der Regen macht eine Pause. Nach dem Frühstück legen wir ab und setzen die Segel. Von weitem sehen wir Blitze und hören Donner-Gegrummel. Aber das Gewitter ist mehr als 10sm westlich von uns, an der Küste. Wir fahren durch gut geschützte Fahrwasser mit hohen Bergen. Da kann uns nicht viel passieren.

    Aber die Fallwinde nehmen zu und sind irgendwann so unberechenbar und über 25kn, dass wir die Segel runter nehmen müssen. Wir wollen nicht noch ein kaputtes Segel!

    Nach einer Stunde ist plötzlich der Wind ganz weg und der Regen wird immer weniger. Diesig bleibt es aber weiterhin, und kalt!

    In Florø angekommen, machen wir gleich als erstes die Heizung an.

  • Florø-Skjerjehamn

    Wie sollte es anders sein: es regnet morgens als wir aufstehen und ablegen. Aber das hält uns nicht auf.

    Der Wind reicht sogar zum Segeln und das genießen wir. Nach ein paar Stunden hört sogar der Regen auf, was für ein schöner Tag!

    Unser heutiger Hafen ist kein richtiger Ort sondern ein Restaurant mit Kunstausstellungen. Hier steht beispielsweise eine große Statue von König Olav, die ursprünglich von der Stadt Oslo in Auftrag gegeben wurde. Die Hauptstädter fanden die Statue so hässlich, dass sie sie nicht haben wollten. Nun steht sie hier mitsamt einer Glaspyramide, in der die Geschichte der Skulptur erklärt wird.

    Die anderen Kunstwerke sind alle zum Thema Nachhaltigkeit. Da gibt es beispielsweise einen Lachs aus Stein, in den silberne Scheiben eingelassen sind. Auf diesen Scheiben steht, was am Lachs so gesund ist.

    Auch die Dekoration der Gebäude ist liebevoll und bezieht die Geschichte der Insel ein.

    Wir fühlen uns hier sehr wohl und wenn es morgen (wie die Wetterberichte ankündigen) stürmt, wird es ein schöner Hafentag.

  • Skjerjehamn-Leirvik

    Um fünf Uhr morgens klingelt der Wecker. Wir prüfen die Wetterlage und die Berichte. Bis 11:00 nur 20kn Wind aus Norden, später mehr. Machbar! Wir legen ab!

    Im Norden ist eine dunkle Wolkenfront, die aber nicht nennenswert zieht. Richtung Süden ist strahlender Sonnenschein. Wir setzen die Segel und rauschen los.

    Um 11:00 sind wir schon in geschütztem Gewässer und auch mit der Strömung geht unsere Rechnung auf: sie schiebt uns mit 1 – 1,5 kn an.

    Die Nothäfen, die wir ausgesucht haben, falls es doch zu viel Wind wird, lassen wir links liegen. Es läuft sogar so gut, dass wir uns mittags entscheiden, noch eine Etappe weiter nach Leirvik zu segeln. Denn einen sonnigen Segeltag hatten wir schon ewig nicht mehr und werden wir vielleicht nicht so bald wieder haben.

    Der Hafen Leirvik ist relativ voll, in der hintersten Ecke ist noch ein Platz für uns frei. Allerdings ein nicht ganz einfaches Manöver. Hilfsbereite Männer stehen am Steg und wollen Leinen übernehmen, dabei ignorieren sie geflissentlich meine Wünsche, die dann zu klaren deutlichen Ansagen werden. Als ich mich bedanke und wir keine weitere Hilfe benötigen, ist einer sehr beleidigt und schimpft, dass man Leinen zu übergeben habe, wenn jemand hilfsbereit da stehe. Ich denke mir: bevor mir jemand durch sinnloses Ziehen an der Leine unser Manöver versaut weil er meine Anweisungen ignoriert, will ich lieber gar keine Hilfe. Jedenfalls haben wir jetzt einen zutiefst beleidigten Motorbootfahrer neben uns, der es natürlich besser weiß und auch meine Versöhnungsangebot nicht akzeptiert. Schwamm drüber! Wir machen uns nach so einer schönen 71sm Tour keinen Kopf mehr darum und genießen einen ruhigen Abend.

  • Leirvik-Stavanger

    Es ist so flau, wie wir erwartet haben. Trotzdem setzen wir zuversichtlich das Großsegel. Aber erst zum Nachmittag hin wird’s auch was mit dem Segeln.

    Immerhin bleibt es trocken und mit dem Wind schaut auch die Sonne zwischen den Wolken hervor.

    Unterwegs fällt uns auf, dass hier viel mehr Boote unterwegs sind, als im Norden. Vorher hatten wir wenn es hoch kommt zwei Sportboote pro Tag getroffen, jetzt müssen wir mehr aufpassen und ständig ausweichen – sehr ungewohnt.

    In Stavanger liegen zwei Kreuzfahrtschiffe als wir ankommen. Eins davon fährt uns in der Einfahrt entgegen, um uns zu begrüßen. Wir haben aber keine Lust auf einen Schnack und fahren in den Hafen. Das andere Kreuzfahrtschiff liegt neben uns.

    Eine Stunde nach uns kommt die Germane mit Simone und Dirk an. Sie finden leider keinen Platz mehr in unserem Hafen und müssen in den Stadthafen ausweichen. Wir helfen beim Anlegen und klönen noch mit den beiden bis es uns zu kalt wird und wir zurück zu unserem Boot gehen.

  • Stavanger-Hafentag I

    Wie erwartet war heute (zu) viel Wind. Der Hafen ist schon voll und trotzdem versuchen erschöpfte Skipper hier anzulegen. Großes Hafenkino schon zum Frühstück.

    Dann holen uns Dirk und Simone ab, wir gehen heute zusammen ins Ölmuseum.

    Das Museum ist großartig! Derzeit gibt es eine Dinosaurier-Ausstellung. Schon als Kind haben mich diese Tiere fasziniert und ich erkläre Clemens die Unterschiede zwischen den jeweiligen Arten.

    Die ausgestellten Reptilien sind sehr realistisch und bewegen sich sogar!

    Das Ölmuseum selbst beschreibt ausführlich die Geschichte der Öl- und Gasförderung in Norwegen. Mit all ihren Unglücken und Erfolgen.

    Es gibt Modelle der unterschiedlichen Bohrinseln und begehbare Bohrstationen. Alles sehr beeindruckend. Vor allem die Entwicklung der Sicherheitsmaßnahmen seit dem Unglück in denSiebzigern und den Naturkatastrophen beeindrucken uns.

    Zum Nachmittag sind die beiden von der Germane bei uns zum Kaffee und wir tauschen jede Menge Erfahrungen aus.

    Nach einem Spaziergang durch die „alte“ Altstadt und einer leckeren Portion Lachs mit Currysauce und Reis fallen wir in die Kojen.

    Morgen stürmt es wieder, vermutlich kommen wir erst am Donnerstag weiter.

  • Stavanger-Hafentag II

    Clemens besorgt frische Brötchen zum Frühstück und dann gehts auf zum ersten Museum, dem Druck- und Konservenmuseum.

    Hier werden unterschiedliche Schriftzeichen erklärt, Karikaturen ausgestellt und die Geschichte der Druckerei erzählt.

    Der zweite Teil der Ausstellung ist noch besser: die Konserven. Anhand von kleinen Gummi-Sardinen können wir ausprobieren, wie diese verarbeitet werden und schließlich in der Sardinenbüchse landen.

    Natürlich wird auch das Leben der Arbeiter und die Entwicklung der Fabrik dargestellt.

    Was uns besonders gut gefällt ist, dass die Räume so dekoriert sind, also ob grade erst jemand darin gewohnt und gearbeitet hat.

    Nach einer kleinen Stärkung im Café direkt gegenüber dem Museum gehts weiter zum Maritim Museum.

    Maschine zur Berechnung der Tide

    Auch hier sieht die Segelmacher-Werkstatt aus wie noch in Benutzung.

    In dem Museum geht es vor allem um den Handel und die Passagierschifffahrt.

    Eine Sonderausstellung zeigt aber auch die norwegische Marine während der beiden Weltkriege.

    Nach den beiden sehr schönen und auch unterhaltsamen Museen schlendern wir nochmal durch die inzwischen sehr volle Altstadt. Es sind wieder zwei Kreuzfahrtschiffe angekommen und tausende von Touristen fluten Stavanger. Wir ziehen uns dann lieber gemütlich aufs Boot zurück.

    Heute hat es schon ordentlich geweht sodass der Wind in den Masten pfeift. Aber morgen gibt es richtig Sturm mit Grundwind um 40kn (9Bft). In Luv von uns liegen zwei große schwere Boote, die uns schönen Windschutz geben. Wir warten also weiter in Stavanger auf günstigeres Wetter, um Richtung Süden zu fahren.

  • Stavanger-Hafentag III

    Heute Nacht ist der erwartete Sturm losgebrochen. Wir messen im Hafen 7Bft, in Spitzen 8Bft. Dazu immer wieder heftige Schauer. Draußen soll es mit durchgehend 9Bft wehen und über vier Meter Welle geben. Ein Wetter, bei dem man morgens gleich wieder die Bettdecke über den Kopf zieht! Wir schlafen trotz des Schaukelns und Pfeifens lange aus. Zum Glück hatten wir gestern schon für Frühstücksbrötchen vorgesorgt, sodass wir morgens gar nicht erst raus müssen.

    Den Vormittag über räumen wir das Boot auf und schichten Vorräte um. Anschließend drehen wir eine Runde durch die Feinkostläden und decken uns mit vielen Leckereien ein. Auf dem Rückweg sehen wir, dass in der Kirche St. Petri gleich ein Orgelkonzert beginnt, das lassen wir uns natürlich nicht entgehen.

    Die Kirche selbst ist etwas ungewöhnlich mit modernen aber, wie ich finde, geschmackvollen Gemälden dekoriert.

    Die Bilder zeigen verschiedene meist alttestamentarische Motive.

    Die Orgelmusik passt zu der Optik und ist auch eher experimentell. Manche Stücke klingen wie perlendes Wasser, andere wie Herzschläge.

    Wieder zurück auf dem Boot lassen wir den Abend gemütlich und kulinarisch ausklingen. Morgen soll es zwar etwas weniger werden, aber eben nur etwas… Der Wetterdienst korrigiert seine Windprognosen fast stündlich nach oben. Wir warten einfach mal ab, wie es sich morgen entwickelt.

  • Stavanger-Tananger

    In der Nacht hatte sich der Wind noch nicht beruhigt, aber im Laufe des Vormittags ging er auf 23kn runter. Wir warten ab, bis die Tide kippt, um dann mit ablaufenden Wasser nach Tananger zu segeln. Unser Plan geht auf!

    In Stavanger ist noch ordentlich Druck in der Luft aber als wir vorwinds nach Süden fahren, ist die See friedlicher.

    Das Timing ist perfekt, denn auch die Fee kommt aus Norden und hat dasselbe Ziel. Fast gleichzeitig kommen wir im Hafen an. Wir freuen uns, die beiden wiederzusehen und verbringen den Abend zusammen.

  • Tananger-Kirkehamn

    Sonnenschein gleich zum Aufstehen, wie schön. Um 6:00 Leinen los!

    Unter Segeln gehts gen Süden, leider durch zwei Meter Kreuzwelle. Aber immerhin mit genug Rückenwind.

    Gegen Mittag wird es immer weniger, bis uns der Wind am Nachmittag komplett verlässt. Die Welle bleibt leider. Morgens haben wir noch schönen Strom von hinten (deshalb sind wir ja auch so früh ausgelaufen). Als der Wind weg war, kippte leider auch der Strom und wir kämpften unter Motor gegen 1,5kn Gegenstrom.

    Kirkehamn sehen wir diesmal im Sonnenschein. Auf dem Hinweg hat uns dieses Piratennest schon so gut gefallen, dass wir unbedingt noch einmal hierher wollten.

    Unser ursprünglich geplanter Steg ist voll und so gehen wir längsseits bei der „Heimkehr“. Clemens kennt Marlene und Bert schon von einer Veranstaltung der TO in Cuxhaven, sodass wir gleich herzlich Willkommen werden.

  • Kirkehamn-Mandal

    Mit den ersten Sonnenstrahlen legen wir in dem romantischen Kirkehamn ab und tanken dort noch, bevor es weiter geht.

    Unser Weg aus diesem Piratennest führt wieder durch die sehr schmale, nur rund zehn Meter breite Furt.

    Dann setzen wir die Segel und lassen uns etwas vom Strom schieben. Als der Wind weniger wird, kippt auch der Strom und wir müssen wieder den Motor anmachen.

    Inzwischen hat sich die Sonne durchgesetzt und wir umrunden das berüchtigte Kap Lindesnes bei Flaute und ruhiger See.

    In Mandal angekommen, finden wir noch einen schönen Platz am Schwimmsteg mit Blick auf die moderne Brücke.

    Der Hafen ist voll, denn heute gibt es hier ein Live-Konzert an der Uferpromenade. Das passt so wunderbar in die Sommerstimmung und wir freuen uns hier zu sein.

    Als Abendessen besorgen wir uns Taschenkrebs und Beine von der Seespinne. Zusammen mit der selbstgemachten Aioli und frischem Brot: mega-lecker!

    Endlich sind wir im Sommer angekommen!

  • Mandal-Kristiansand

    Morgens bekommen wir zum Frühstück zwei Brötchen ans Boot gebracht – ein Geschenk des Supermarktes gleich um die Ecke. Was für eine schöne Überraschung, wir frühstücken gemütlich in der Plicht bevor wir heute erst spät ablegen.

    Wir hatten gehofft, dass der Wind noch aufwacht, aber das wird wohl heute nichts mit dem Segeln. Langsam unter Motor fahren wir nach Osten. Unterwegs wird es immer voller und die Motorboote rasen Kreuz und quer an uns vorbei.

    Das Wetter gibt es her, heute Nacht zu ankern. Wir haben uns eine Bucht mit Geschichte ausgesucht: den Olavsund. Der Legende nach soll König Olav hier auf der Flucht vor seinen Feinden plötzlich im Felsen verschwunden sein. Das können wir uns sehr gut vorstellen, denn die Einfahrt (von zwei Seiten aus) ist erst dann zu erkennen, wenn man direkt davor ist.

    Innen ist es malerisch und sehr gut windgeschützt. Aber leider auch sehr voll. Die Anlegestellen am Felsen sind komplett von Motorbooten belegt und in der Mitte der Bucht ankern schon einige Segelboote.

    Später haben sich mehrere Könige hier mit ihrem Monogramm verewigt und auch die Marine hat dieses Versteck genutzt.

    Eine Nacht in den Schären stellen wir uns aber anders vor und nicht dicht an dicht mit anderen. Dann können wir auch in einem Hafen liegen.

    Dennoch fahren wir mehrere weitere Ankerplätze ab, aber auch hier ist alles voll. Das ist ja eigentlich auch nicht verwunderlich, denn wir haben ein wunderschönes Sommerwochenende.

    Also gehts weiter nach Kristiansand. Wir hoffen, dass die meisten Boote draußen in den Schären liegen und wir deshalb einen guten Liegeplatz im Hafen finden. Viel Auswahl haben wir zwar nicht, werden aber sehr herzlich von zwei anderen deutschen Booten in Empfang genommen.

    Dann noch etwas Bewegung beim Spaziergang durch Kristiansand. Die Domkirche ist, wie fast alles in Kristiansand, bei dem großen Feuer 1880 abgebrannt.

    Die Altstadt ist also maximal knapp 145 Jahre alt. Leider gibt es auch eine Menge Bau-Sünden aus den 60er und 70ern. Uns hat Stavanger viel besser gefallen, auch von der Atmosphäre her.

    Da hier zwei Kreuzfahrtschiffe liegen, ist die Stadt zudem sehr voll – für unseren Geschmack zu voll. Wir ziehen uns wieder in den Hafen zurück.

    Morgen soll es regnen aber auch wieder etwas mehr Wind geben. Mal schauen, wohin wir dann fahren.

  • Kristiansand-Søndre Brattholmen (Arendal)

    Am Morgen besucht uns ein alter Bekannter und bleibt für den Rest des Tages bei uns: der Regen.

    Leider lässt sich der Wind nicht blicken, sodass wir nur unter Motor weiter kommen. Immerhin ist es nicht sehr kalt.

    Heute gehts nach Arendal. Trotz des ungemütlichen Wetters schauen wir auf einer kleinen Schäre des Arendal Seilforening, einem der ältesten Segelvereine Norwegens, vorbei. Entgegen unserer Erwartungen ist der kleine Steg nicht so voll und die freundlichen Mitglieder schaffen noch etwas mehr Platz für uns.

    So machen wir für heute Nacht auf dieser winzigen Insel fest und erfahren Geschichten aus dem Vereinsleben und die Entwicklung der Werften in der Region Arendal.

    Abends schmeißen sie den Grill an und wir legen unsere Würstchen mit auf den Rost. Was für ein entspannter Abend!

  • Arendal-Kragerø

    Heute wecken uns Sonnenschein und Schwell. Uns hält es kaum im Hafen, wir wollen den Wind ausnutzen, der gegen Mittag wieder weg sein soll.

    Downtown Arendal

    Leider ist es am Vormittag auch schon flau und wir wechseln immer wieder zwischen Motor und unter Segeln.

    Wir recken unsere Nasen der Sonne entgegen – so fühlt sich Sommer an!

    Seehund!

    Im Hafen Kragerø, in dem wir heute fest machen, hat Edward Munch einige Jahre gelebt und seine eher unbeschwerten Bilder gemalt. Vor allem die Abendsonne in Kragerø soll ihn inspiriert haben.

    Unser Steg liegt bei einer Sandstrand-Insel, der Rest des Ortes ist im Felsen an sehr steilen Hängen.

    Wir besorgen uns noch jede Menge frische Krustentiere und genießen diese in der besagten Abendsonne.

    Dies wird unser letzter Abend in Norwegen, morgen segeln wir rüber nach Schweden.

  • Kragerø-Kostersundet

    Heute ist es wieder trüb und kalt. Wir fahren schon früh los, denn wir haben wenig Wind und viel Strecke vor uns. Es geht durch die Schären zur Jomfroland-Insel, wo uns eine Familie Kegelrobben verabschiedet.

    Draußen auf den freien Wasser haben wir stundenlang Gegenstrom, bis der Wind deutlich zunimmt und der Strom kippt. Das Schleichen hat ein Ende, nun geht es mit sieben Knoten und mehr Richtung Osten.

    Als wir uns Schweden nähern wird die Welle so ungemütlich, dass es James (unser Autopilot) nicht mehr steuern kann. Ich lege Hand an und Clemens ist froh, denn das Schiff liegt doch deutlich ruhiger in der Welle, wenn ein Mensch steuert.

    Der Hafen in Nord-Kosta ist schon sehr voll als wir einlaufen. Wir liegen im Dreierpäckchen ganz außen neben einem sympathischen deutschen Paar, Andrea und Guido. Gemeinsam lassen wir den Abend ausklingen.

    Restaurant am Hafen

    In der Nacht soll ein Sturm durchziehen, der sich schon laut am Abend ankündigt. Wir wissen noch nicht so genau wann und wohin es morgen weiter geht.

  • Kostersundet-Fjällbacka

    Wir verlassen das Schwedens sonnenreichste Insel so, wie wir angekommen sind: mit Regen und Sturmböen. Mit gerefften Segeln kreuzen wir der Heimat entgegen. Wir haben beide dieses Wetter so satt!

    Vor uns seewärts ziehen nun auch noch unangekündigte Gewitter auf, sodass wir schnell die Segel bergen und ins geschützte Schärenfahrwasser wechseln.

    Der Regen prasselt so dicht, dass wir kaum die Bugspitze erkennen können. Als wir nach über einer Stunde in der Nähe eines Hafens sind, sind die Gewitter schon vorbeigezogen und wir fahren weiter. In ungeschütztem Wasser wird die See ungemütlich hoch und kabbelig, ich muss wieder von Hand steuern. Wir sind wieder einmal froh über die 10t Schiffsgewicht und den starken Motor.

    Der Hafen Fjällbacka ist sehr voll, hier scheint heute niemand ausgelaufen zu sein. Das können wir gut nachvollziehen. Wäre der Liegeplatz in Kosta schöner gewesen, wären wir auch im Hafen geblieben.

    Wir finden dennoch einen guten Platz und machen uns gleich auf, die Spuren von Ingrid Bergmann zu entdecken. Sie soll oft in Fjällbacka gewesen sein und ihre Familie hat noch immer ihr Ferienhaus hier.

    Im lokalen Bäcker gibt es auch Bergmanns Lieblingsgebäck, die Mandelberge. Die müssen wir natürlich auch probieren, sie sind uns aber zu süß.

    Zum Schluss noch etwas Bergsteigen zum Kungsklyftan, hier wurde der Film „Ronja Räubertochter“ nach dem gleichnamigen Buch von Astrid Lindgren gedreht.

    Als wir zurück ans Boot kommen, beschimpft uns ein Motorbootfahrer (nur in Unterhose gekleidet), dass wir an dem Platz nicht liegen dürfen. Der sei zwar nicht gekennzeichnet aber wir sollen trotzdem weg. Außerdem hätten wir gar nicht bezahlt. Natürlich hatten wir bezahlt und auch die Quittung ausgehängt. Ich habe den Mann einfach ignoriert. Etwas später kam ein genervter junger Hafenmeister zu uns. Der Motorbootfahrer habe sich bei ihm beschwert. Wir müssten bitte leider den Platz räumen. Er habe zwar keine schönen Alternativen für uns aber der Mann beharre sehr emotional auf einen freien Kopfsteg. Versehentlich sei hier das Verbot nicht ausgeschildert. Dem Hafenmeister ist das sichtlich peinlich und er gibt uns noch Zeit vorher zu duschen. Als wir von der Dusche zurück kommen hat „irgendjemand“ unser Stromkabel gezogen. Wir legen ab und lernen dabei noch viele andere deutsche Segler kennen, die uns schon am Steg erwarten.

    Irgendwann fallen wir erschöpft in die Koje. Morgen wollen wir zur Hallberg Rassy Werft. Die hat zwar leider Betriebsferien aber wir wollen trotzdem hin.

  • Fjällbacka-Ellös

    Heute gehts zur „Geburtsstätte“ unserer Tortilla Flat nach Ellös. Morgens scheint noch die Sonne und wir haben Wind zum Segeln. Aber mit der Sonne ist zumindest bald wieder aus und wir haben den gewohnten Regen. Wieder so stark wie gestern, sodass wir kaum die Bugspitze sehen können.

    kurz vor dem Regen

    Unsere Sprayhood ist so undicht, dass sich richtige Pfützen auf dem Kartentisch bilden.

    Auch die Hallberg Rassy Werft erreichen wir im Regen. Allerdings kommt kurz nach dem Anlegen die Sonne raus – so muss es sein!

    Der Hafen ist relativ leer, es sind grade Betriebsferien und auch in der einen Halle, in die wir reinschauen können, steht kein einziger Rumpf. Am Steg liegen wir vor einer brandneuen HR57 und sehen aus wie ein Beiboot. Aber wir sind nicht das älteste Boot im Hafen, es legt auch ein Monsun an, die rund zwanzig Jahre mehr auf dem Buckel hat.

    Der Laden mit den HR-Devotionalien und Ersatzteilen hat offen und wir kaufen gleich eine neue Sprayhood. Die ziehen wir auch sofort auf, denn es nähern sich wieder dunkle Wolken. Den ersten Härtetest bei Starkregen, Sturmböen und Gewitter besteht die Plane, es bleibt alles trocken, wir sind happy.

    Abends sind wir auf der HR 57 hinter uns eingeladen und bestaunen diese neue Generation und anderen Dimensionen von Hallberg Rassy Booten.

  • Ellös-Källö Knippla

    Gestern Abend hatten wir noch einen wunderschönen Sonnenuntergang.

    Im Hafen von Hallberg Rassy haben wir sehr ruhig und geschützt gelegen, ganz ohne Schwell. Nachdem wir gestern die 57er besichtigen durften, haben wir heute die beiden Eigner zu einer kurzen Besichtigung zu uns eingeladen. Unser Boot kam mir vor, wie ein kleines Spielzeug im Vergleich zu der großen HR.

    Kurz vor 9:00 legen wir ab und können bis zum Zielhafen segeln, was für ein schöner Tag. Unterwegs sehen wir in der Nähe von Marstrand das Race Committee für eine Drachen-Regatta. Die schaukeln ziemlich heftig in den hohen kurzen Wellen, wir müssen an die „Kleine Stadt Kiel“ denken.

    Unser heutiger Hafen liegt auf der kleinen Insel Källö-Knippla. Eigentlich hatte ich den Hafen nur aufgrund des Namens ausgesucht, den fand ich einfach lustig. Bei genauerem Hinsehen schien der Hafen sehr gut für den morgen angesagten Sturm aus Westen geeignet zu sein.

    Unsere Erwartungen wurden übertroffen: der Hafen besteht aus mehreren sehr gut geschützten Becken und liegt auf der Ostseite der Insel. Wir tanken noch schnell und legen dann vor Heckboje an.

    Die Insel ist romantisch und nebenan auf dem Boot spielt jemand Gitarre und sie singen mehrstimmig schwedische Volkslieder.

    Bis zum Abend wird es hier immer voller. Morgen werden wir vermutlich einen Hafentag einlegen müssen. Aber in diesem romantischen und gemütlichen Hafen freuen wir uns schon darauf.

  • Källö Knippla – Hafentag

    Gestern Abend ging der Sturm schon los, es pfiff die ganze Nacht lang in den Masten. Wir haben sicherheitshalber noch eine zweite Heckboje belegt, da noch genug Bojen frei waren. Morgens gibt es Sonnenschein und Böen mit 7 Bft im Hafen.

    Nach einem ausgiebigen Frühstück erkunden wir die kleine Insel, die schon seit 1778 besiedelt ist. Inzwischen scheint es hier kaum noch Fischer zu geben, sondern hauptsächlich wohlhabende junge Familien mit Kindern.

    Wir waren gespannt auf die Kapelle, auf die viele Wegweiser zeigen. Nun ja, die haben wir uns etwas anders vorgestellt…

    Von den Felsen aus hat man einen schönen Blick über die Schären vor Göteborg.

    Außer Bade- und Spielplätzen, zwei Restaurants, einem Café mit Minigolfplatz und einem Lebensmittelgeschäft gibt es hier fast nur noch Wohnhäuser. Alles sehr gepflegt, friedlich und still (bis auf den stürmischen Wind). Wir fühlen uns hier sehr wohl und genießen diesen klassischen Ferientag.

  • Källö Knippla-Varberg

    Leider war es das schon mit dem schönen Wetter. Heute ist der Regen wieder da. Wir legen ab und können gleich die Segel setzen, denn wir haben Westwind.

    Mit etwas Strom-Unterstützung und Wind bis zu 20kn rauschen wir nach Varberg.

    Marie kommt heute mit der Stenaline in Göteborg an, weil sie ab morgen an einer Konferenz teilnimmt. Johannes und Lea holen sie ab und die drei besuchen uns in Varberg.

    Nach einem leckeren Abendessen in der Pizzeria am Hafen ziehen wir Johannes noch in den Mast hoch, um die Großfall-Rolle und die Nut mit Gleitmittel einzusprühen.

    Morgen gehts wieder ein ganzes Stück nach Süden.

  • Varberg-Mölle

    Schon früh ist Bewegung im Hafen, mit uns laufen gleich fünf andere Segelboote aus, die meisten fahren auch nach Süden. Wir setzen die Segel und können ab Mittag sogar mit dem Flasher fahren.

    An der Kullen-Landzunge fahren wir an Landonia vorbei. Das ist eine berühmte politische Künstler-Installation. Hierzu gibt es eine spannende Hintergrundgeschichte, die ihr hier nachlesen könnt: ladonia.org

    Johannes und Lea folgen unserer Empfehlung und besuchen Landonia, von See aus ist leider nicht viel zu erkennen.

    Am Nachmittag verlässt uns der Wind leider wieder und wir motoren bis nach Mölle. Die Sonne kommt kurz vor dem Hafen raus und wir erleben eine schöne Sommerstimmung.

    Der Hafen ist sehr klein und gemütlich. Wir liegen natürlich im Päckchen.

    Johannes und Lea kommen noch mit dem Bulli vorbei und wir verbringen einen entspannten Abend zusammen.

    Hier gibt es eine Hafenbar neben der anderen und wir suchen uns eine davon aus.

  • Mölle-Odden Havn

    Die Sonne scheint und wir können schon morgens die kurzen Hosen anziehen! Ein kurzer Abschied von Johannes und Lea, dann legen wir ab. Es ist windstill und draußen vor dem Hafen sehen wir eine (fotoscheue) Familie Schweinswale.

    Viel mehr Wind bekommen wir auch den restlichen Tag nicht und können nur kurz segeln.

    Der Hafen Odden Havn ist auch klein und gemütlich, aber etwas mehr Verkehr als gestern, da hier ein Lotsenboot liegt.

    Zwei Schiffe neben uns liegt ein Boot aus Kiel, das Versorgungsprobleme mit dem Gas hat. Wir probieren unsere Flasche aus, aber auch das scheint nicht das Problem zu sein: der Magnetschalter funktioniert offenbar nicht zuverlässig. Also wieder Rücktausch der Flaschen und Anlass für einen netten gemeinsamen Abend.

  • Odden Havn – Musholm

    Ein richtiger Sommertag, fast 30°C, windstill und sonnig. Anfangs können wir noch etwas segeln, dann liegt die See spiegelglatt.

    Und weil es so flau bleiben soll, fahren wir mit in einen Hafen, sondern suchen uns einen Ankerplatz bei der Mini-Insel Musholm. Nach drei vergeblichen Versuchen, den Anker fest zu bekommen, hängen wir uns an eine freie Boje des Danske Tursejlere (DT).

    Zuerst haben wir ein schlechtes Gewissen, weil wir in dem DT nicht Mitglied sind. Aber dann lese ich in der DT-App, dass die Bojen auch frei nutzbar für andere Privatboote sind. Einem entspannten Abend steht nun also nichts mehr im Wege.

    Die winzige Insel Musholm ist ein Naturschutzgebiet und in Privatbesitz des Inhabers der Aquakultur in der Bucht. Herrlich ruhig und friedlich.

    Abends versuchen sich noch andere Boote vergeblich an dem krautigen Ankergrund.

  • Musholm – Marstal

    Eine sehr ruhige und windstille Nacht vor Anker haben wir hinter uns. Ein Tag voller Sonne und Flaute folgt. Die See ist wieder spiegelglatt, kein Lüftchen regt sich. Nur für etwa eineinhalb Stunden bildet sich etwas Thermik, dann wieder Motor an. Aber so ist halt unser Sommer.

    Østbroen

    Marstal ist ein sehr beliebter Hafen und sehr voll. Das können wir auch gut verstehen, denn der Ort ist wunderschön. Allerdings um 18:00 schon wie ausgestorben.

    Leider hat auch das berühmte nautische Museum schon zu. Wir können nur die Außen-Schaustücke bewundern.

    Wir machen es uns heute noch an Bord gemütlich und morgen gehts nach Kiel.

    Rinderfilet an bardiertem Kartoffelgratin

  • Marstal – Kiel Strande

    Wir verabschieden uns von Marstal und segeln entspannt nach Kiel.

    Gleich hinter dem Kieler Leuchtturm ist die Regattabahn vom VSaW. Wir fahren mit dem Flasher hin und schauen uns den Start an.

    Bevor die Wettfahrten für heute zu Ende sind, liegen wir schon im Hafen Strande. Jobst hat uns einen Liegeplatz vermittelt, ohne den wir ganz schön aufgeschmissen wären, denn der Hafen ist ausgebucht.

    Abends treffen wir dann auf das Wettfahrtleitungsteam des VSaW und gehen im KYC essen. In den nächsten Tagen bin ich in der Wettfahrtleitung verplant, daher werde ich vermutlich keine neuen Einträge verfassen können. Und Clemens ist fürs Wochenende in Rostock beim Fahrtenseglertreffen.

  • Strande – 50 Jahre Olympia Tag 1

    Nun gibt es doch noch einen Beitrag für heute. Clemens ist morgens nach Rostock gefahren und hat viel Spaß gehabt. Er hat sich sogar getraut, mit dem Rettungsboot abzustürzen:

    Details dazu erfahrt ihr von ihm selbst.

    Ich war heute auf der „Lina“. Wir haben astreine Wettfahrten mit den ILCA 6 und Europes durchgeführt.

    Es waren echt super Bedingungen und wir waren schnell fertig. Das Ankermanöver unserer Lina war allerdings sehr speziell! Unser Skipper startet den Motor und legt den Vorwärtsgang ein. Für meinen Geschmack etwas zu viel Gas, aber OK, er kennt sein Schiff. Wir standen alle vorne auf Deck und warteten, dass der Anker aufgenommen wird. Und warteten und warteten… doch nix passiert. Die Lina fährt unbeirrt weiter Vorwärtskommen, über den Anker, zieht den Anker hinter sich her… bis der Anker festsitzt. das 100t schwere Schiff bäumt sich etwas auf, bis die Winde nachgibt und die Kette austauscht. Wir suchen inzwischen schon etwas hektischer nach dem Skipper, denn der ist verschwunden. Ich suche sogar die Wasseroberfläche ab, doch keine Spur von ihm. Als die Lina erneut stoppt, weil die Kette am Ende ist, finden wir den überraschten Skipper im Motorraum. Er habe nicht bemerkt, dass ein Gang eingelegt war.

    nicht der Skipper

    Die Herausforderung ist nun, denn 800kg Anker samt armdicker Kette zu heben. Keine Chance! Nach einer Stunde vergeblicher Versuche mit Fall und Winsch binden wir eine Regattatonne an die Kette und kappen selbige. Nun liegt die Lina wieder im Hafen und der Skipper muss sich für die kommenden Tage etwas überlegen.

  • Strande – 50 Jahre Olympia Tag 2

    Bei nicht mehr so anstrengendem Sonnenschein aber dennoch sommerlichen Temperaturen ziehen wir die Ankerleine mit der Kette am Ende nach oben. Das kostete uns fast eine Stunde, bis die Kette so weit an Bord war, dass sie in der Winde arretiert werden konnte. Dann endlich lag die Lina wieder fest.

    Die Segler wollten heute starten über und wir haben jede Menge BFDs aufgeschrieben. Was für ein stressiger Tag. Da ist es doch schön, dass Max Mutzke heute in Strande auftritt und wir quasi vom Boot aus den Auftritt genießen können.

  • Strande – 50 Jahre Olympia Tag 3-5

    Nach einem weiteren Wettfahrt-Tag mit manueller Ankerhebung hatten wir gestern einen Tag Flaute.

    Als wirklich klar war, dass es keine Wettfahrten mehr geben wird, gehen alle starken Männer des Teams auf die Lina und wir fahren raus zum Anker, um ihn zu bergen. Die Wasserwacht hatte sich bereiterklärt, mit Tauchern und Bergesack zu helfen, wenn wir nicht alleine klar kommen. Toll, diese Hilfsbereitschaft!

    Auf dem Wasser stößt noch ein Team des KYC zu – zwei weitere kräftige Männer. Ich halte den „Pott“ Lina immer direkt über der Kette und die anderen holen mit aller Kraft, erst über eine Winsch dann direkt, die dicke Kette auf. Als endlich nur noch der Anker dran hängt, reicht allein die Muskelkraft dafür nicht mehr aus. Eine Konstruktion mit Talje bringt den restlichen notwendigen Zug für die mehreren hundert Kilo. Der Anker ist schließlich oben und wir fahren alle erschöpft in den Hafen (Fotos habe ich leider nur wenige, denn wir waren zu 100% beschäftigt). Was für eine großartige Teamleistung bei sengender Sonne!

    Heute ist dann die reparierte Winsch da und wird dann auch gleich mit Helfern aus unserem Team eingebaut und ausprobiert. Alles funktioniert wieder und wir können morgen die Drachen auf Bahn Charly versorgen.

    Heute Abend war eigentlich für Clemens und mich ein feines Abendessen (Clemens hat einen Anzug mit und ich ein Kleid) zu Ehren von Jobst geplant. Er bekommt eine DSV-Ehrennadel. Leider wurde die Veranstaltung kurzfristig wegen Corona abgesagt. Von uns gute Besserung an die Betroffenen!

    Hier noch eine kleine Impression, wie es aussieht, wenn die Optis das Signal bekommen, dass sie ins Wasser dürfen:

  • Strande – 50 Jahre Olympia Tag 6-8

    In der zweiten Hälfte der Regatta-Serie haben wir (VSaW) die Drachen Donnerstag bis Samstag und die Starboote Freitag bis Sonntag auf der Bahn. Donnerstag ist es so flau, dass wir nicht segeln (lassen) können. Einfach keine fairen Bedingungen!

    Am Freitag legen wir daher eine Stunde früher los, 10:00 starten heißt 8:00 auslaufen. Der Wind ist zum Glück so, wie ich vorhergesagt habe, sonst hätten mich sowohl das Team als auch die Segler für das frühe Aufstehen gelyncht. Aber der Wind baut sich pünktlich zu 10:00 auf und hält die prognostizierten vier Stunden, wir bekommen alle geplanten Rennen durch. Heute ist der Wind auch wieder schwierig, aber nach einer Stunde Wartezeit setzt er frisch ein und die Wettfahrten laufen fair durch.

    Da die Ankerwinde erfolgreich repariert ist, haben wir fast keine Komplikationen (das verstopfte WC zählt nicht, der Skipper hat das Problem innerhalb kurzer Zeit behoben – ein Klassiker).

    Am Freitagabend ist dann die offizielle Eröffnung der Veranstaltung (nach zwei Segeltagen?!) mit Sambagruppe, einmarsch der Nationen und sportpolitischen Reden.

    Für Berliner Marathon-Besucher ein etwas magerer Auftritt, aber für eine Stadt wie Kiel…

    Abends feiern wir noch einen fast runden Geburtstag.

    Die Stimmung im Team auf dem Wasser und an Land war einfach super:

    …viel Lachen,

    …Tanzen

    …und dennoch präzise Konzentration – so soll es sein!

    Zwischendurch ist sogar etwas Zeit zum Entspannen.

    Einfach ein tolles Team!

    Morgen findet die letzte Wettfahrt ohne uns statt, wir machen uns wieder auf den Heimweg. Da die Oder und die dortigen Kanäle zu niedrige Pegel haben, können wir auf diesem Weg nicht nach Hause. Also nehmen wir den alten Weg der MS Heimatland über die Elbe-Kanäle.

  • Strande – Großenbrode

    Die Jubiläumsregatta in Kiel neigt sich dem Ende zu, heute nur noch eine Wettfahrt. Nach einem gemütlichen Frühstück mit frischen knackigen Brötchen legen wir ab, tanken und fahren dann nochmal zur Regattabahn der Starboote. Die Segler sind offenbar angespannt und „üben“ starten mit Black-Flag.

    Noch ein kurzer Abschied vom Team, dann segeln wir Richtung Fehmarn. Anfangs können wir noch gut segeln, teilweise sogar mit dem Flasher.

    Dann lässt uns der Wind leider im Stich und wir schmeißen den Motor an. Es ist trotzdem schön, wieder unterwegs zu sein.

    Bei der Fehmarnsund-Brücke planen wir um. Statt nach Burg auf Fehmarn steuern wir Großenbrode an. Hier gibt es einen Hafen namens Yachtwerft Klemens, da müssen wir natürlich hin, auch wenn sie Clemens irrtümlicher Weise mit K schreiben.

    Der Hafen ist relativ groß, hat allen Komfort und einen sehr hilfsbereiten Hafenmeister. Wir fühlen uns hier wohl!

    Zum Abend bekommen wir sogar noch einen wunderschönen Sonnenuntergang geboten. Ein schöner vorletzter Segeltag unserer Reise geht zu Ende.

  • Großenbrode – SVT Lübeck

    Großenbrode hat uns sehr gut gefallen, den Hafen laufen wir bestimmt nochmal an. Mit frischen Brötchen vom Bäcker setzen wir nach der Hafenausfahrt die Segel und können viele Stunden bis in die Trave hinein segeln.

    Zwischendurch kommt ein kleiner Regenschauer, aber das stört uns nicht, sondern erinnert uns nur daran, wie es noch vor ein paar Tagen in Norwegen war. Mich zieht es jetzt nach Hause und in den Sender. In diesen turbulenten Zeiten möchte ich vor Ort sein und unterstützen, wo ich es kann. Clemens ist sich noch nicht so sicher, ob es ihn nach Hause zieht. Die Zeit mit dem Team in Kiel hat jedenfalls unsere sozialen Akkus wieder aufgeladen.

    Meine Erinnerungen an den SV Trave sind über 30 Jahre alt, aber Manches erkenne ich wieder.

    Um 15:15 kommen wir an, um 17:00 kommt der Hafenmeister für den Kran und um 18:00 sitzen wir auf dem Balkon der Vereinsgastronomie.

    Morgen fahren wir in die Kanäle. Mindestens vier Tage motoren, mir graust es etwas.

  • SVT Lübeck – Lauenburg

    Die Sonne scheint, wir legen ab und frühstücken unterwegs. Zum Elbe-Lübeck-Kanal fahren wir durch die Innenstadt von Lübeck durch winzige Wasserwege.

    An der ersten Schleuse müssen wir eine Stunde warten, dann werden wir als Gruppe von sieben Sportbooten geschleust. Diese Gruppe bleibt auch die nächsten Schleusen zusammen und fährt im Konvoi. Dadurch kommen wir ohne weitere Wartezeiten durch die weiteren Schleusen bis Mölln.

    Hier biegen die meisten aus unserer Gruppe ab, um für die Nacht festzumachen. Wir fahren nur noch zu zweit weiter. Unterwegs nimmt Clemens an einer Ausschuss-Sitzung per Videokonferenz teil.

    Noch zwei Schleusen, dann sind wir in Lauenburg, unserem heutigen Ziel. Wir wollen hier noch die Altstadt besichtigen, die sehr schön sein soll. Doch leider finden wir nur eine etwas heruntergekommene und ausgestorbene Neubaustadt, wie schade.

    Auf dem Rückweg zum Boot stellen wir fest, dass wir uns nur verlaufen haben.

    Die Altstadt ist direkt am Wasser und genau so verwinkelt und malerisch, wie wir sie uns vorgestellt haben.

  • Lauenburg – Sülfeld

    Heute haben wir einen langen Weg vor uns, also legen wir schon viertel vor sechs ab. Die Sonne geht grade auf! Gleich nach Lauenburg fahren wir ein kleines Stück die Elbe abwärts, bis wir in den Elbe-Seiten-Kanal zum Hebewerk abbiegen. Bis dahin alles schön und gut, aber am Schiffshebewerk müssen wir fast zweieinhalb Stunden auf die Schleusung warten. Wie ärgerlich, dafür sind wir extra früh ausgelaufen?

    Der Trog im Hebewerk fährt deutlich schneller hoch als in Niederfinow. Außerdem geht der Antrieb über ein riesiges Gewinde. Gegengewichte wie in Finow sind nicht sichtbar.

    Nach dem Hebewerk folgen viele Stunden langweiliger Kanalfahrt zur Schleuse Uelzen. Auch hier müssen wir wieder lange warten. Die folgende Schleusung ist nicht ganz unproblematisch, da der Schleusenwärter darauf besteht, dass wir nur an einem Poller festmachen dürfen. Das Boot schwoit bei dem Strudel furchtbar hin und her und der Hub geht über vierzig Meter aufwärts. Als wir ausfahren ist mein Adrenalinspiegel maximal hoch aber das Boot unbeschädigt.

    Weitere Stunden Kanalfahrt folgen, bis wir kurz nach Sonnenuntergang an der Wartestelle der Sülfeld Schleuse festmachen.

    Hundemüde fallen wir in die Kojen.

  • Sülfeld – Zerben

    Da wir an der Wartestelle der Sülfeld Schleuse liegen, rufen wir gleich nach dem Aufstehen den Schleusenwärter an. Wir müssen noch über eine Stunde warten, bis wir um 7:00 geschleust werden. Naja, dann eben erstmal frühstücken.

    Gleich hinter der Schleuse beginnt die Autostadt Wolfsburg … und der Nebel. Die Schornsteine stecken in den Wolken wie die Felswände in Norwegen, was für ein passender Abschluss der Reise!

    Erst zum Mittag hin klart das Wetter auf. Eine lange und etwas langweilige Kanalfahrt auf dem Mittellandkanal, dann sind wir in Magdeburg am Wasserkreuz.

    Zuerst warten wir, um über das Aquädukt zu fahren. Das ist ein tolles Erlebnis, mit dem Boot über die Elb-Brücke zu fahren.

    Anschließend heißt es wieder warten um geschleust zu werden. Inzwischen ist es so spät, dass wir unseren Plan, in Brandenburg zu Ankern, verwerfen. Nur noch die nächste Schleuse, dann ist Feierabend.

    Der Schleusenwärter in Zerben ist sehr nett, bastelt an einer riesigen Schultüte für seine Tochter und schleust uns schnell abwärts.

    Auch hier bleiben wir über Nacht am Warteplatz. Heute packen wir den Skotti aus und grillen uns ein paar schwedische Würstchen und dänische Tomaten mit Feta.

    Morgen geht es wieder früh weiter, denn wir hoffen, bis zum Abend den VSaW zu erreichen. Ein Blick auf den Wetterbericht für morgen weckt weitere Erinnerungen an die vergangenen drei Monate: Starkregen, Orkanböen, Hagel!

  • Zerben – VSaW

    Da unsere heutige erste Schleuse noch ein paar Stunden weit weg ist, lohnt sich das frühe Aufstehen ganz besonders. Vor uns beobachten wir, wie eine klassische Gewitterwolke entsteht. Auf See würden wir versuchen um das Gewitter herum zu fahren, aber auf den Kanälen geht das natürlich nicht. So verlangsamen wir die Fahrt für etwa eine Stunde, bis die Wolke vorbeigezogen ist.

    Wir haben auch bei der ersten Schleuse Glück, denn sie wird sofort für uns geöffnet, sodass wir gar nicht warten müssen!

    In Brandenburg ist unsere letzte Schleuse, hier müssen wir auch nicht lange warten, wie super. Am Horizont taucht schon das vorhergesagte Unwetter auf, wir hören Donnergrollen.

    Kurz nach der Schleuse bricht dann auch heftiger Platzregen und Gewitter über uns herein. Wie gut, dass der Mast liegt und die Bäume am Ufer so hoch sind. Trotzdem ist das eine unangenehme Fahrt.

    Über drei Stunden fahren wir bei diesem Wetter, bis wir wieder zu Hause sind. Im VSaW werden wir schon erwartet und herzlich mit Musik begrüßt.

    Noch schnell mit Tom und Peter den Mast gestellt, dann haben wir Zeit für Familie und Freunde. Es wird ein langer und lustiger Abend – schön, wieder zurück zu sein!

    nass und glücklich

    Die Reise ist nun zu Ende, wird uns aber lange in Erinnerung bleiben. Wir freuen uns, dass ihr uns in diesem Blog gefolgt seid und wir euch dadurch immer mit an Bord hatten.

• • •

1 Kommentar

  1. Elke Sonnenburg

    Liebe Moritz und lieber Clemens,

    herzlichen Dank für diesen bisher tollen Reisebericht, den ich mir mal endlich angucken konnte. Wirklich erstklassige und superschöne Bilder…nun habe ich wieder Fernweh nach meinen Orkney’s, wo es landschaftlich genauso aussieht wie auf den Lofoten. Dort ist selbst Schlechtwetter toll ;-). Da sollte ich dann vielleicht auch mal hin 🙂 Es ist schön zu sehen, wie Ihr als Team das alles meistert und entspannt und glücklich ausseht. Ich wünsche Euch weiterhin viel Spaß, noch jede Menge Erlebnisse, weiterhin so super leckeres Essen und immer den richtigen Wind dabei. Liebe Grüße Elke

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

© 2024 Tortilla Flat Blog

Theme von Anders NorénHoch ↑