11.8.-11.9.2019

Leider ist die alte Blog-Software nicht mehr zu rekonstruieren, daher gibt es unseren alten Blog nur noch im Block zu lesen:


Vorbereitungen für die Reise 2019

Die Tage sind gezählt…

Am Sonntag geht es wieder los und wir stehen schon fast in den Startlöchern. Aufgrund der hohen Temperaturen hat Clemens mir noch rasch (!) einen neuen Kühlschrank eingebaut, auch wenn er das für unnötig erachtet. Der alte ist doch erst 27 Jahre alt und funktioniert noch tadellos – ja nee, ist klar, ne?

Die neue Cockpitplane ist gestern auch fertig geworden und die Lebensmittel sowie Getränke sind schon an Bord.

Clemens hat zwar noch kein einziges T-Shirt gepackt, aber er hat ja auch noch ein paar Tage.

Wir können es kaum erwarten, endlich abzulegen und hoffen auf einen hohen Wasserstand auf dem Weg nach Stettin.

Moritz – Thu, 08 Aug 2019 09:53:12 +0200


Erster Tag

Der erste Tag ist fast geschafft!

Nach dem fröhlich geselligen Sommerfest im VSaW (wir waren nach einigen Tanzeinlagen gegen 2 Uhr in der Koje), klingelte um 5:00 der Wecker. Nach so wenigen Stunden Schlaf waren wir nicht wirklich fit aber dafür besonders motiviert. Nur noch eine kurze Dusche und dann Leinen los.

Frühstück gab es unterwegs beim Sonnenaufgang über dem Strandbad.

Die Berliner Schleusen haben quasi nur auf uns gewartet und wir waren zügig Richtung Lehnitz unterwegs. Aber dann… ein langsamer und breiter Frachter hat uns ausgebremst und wir haben mindestens eine Stunde verloren. An der Schleuse Lehnitz mussten wir dann weitere zwei Stunden auf die Schleusung warten; es war einfach zu viel Berufsverkehr unterwegs, so dass die Sportboote nicht mehr mit in die Schleuse passten.

Jetzt sind wir eine Etappe weiter und warten vor dem Hebewerk in Eberswalde/Finow. Ein schöner Ausblick, aber es wäre schöner, wenn wir schon durch wären.

Moritz – Sun, 11 Aug 2019 19:43:09 +0200


Der Mast steht,

Gestern hatten wir über die Webcam im Schiffshebewerk unser Publikum. Vielen Dank fürs Zurückwinken!

Heute haben wir uns nach dem Wecker-Klingeln (die Sonne war noch nicht aufgegangen) noch einmal umgedreht und bis 5:30 ausgeschlafen. Die letzte Schleuse Hohensaaten West durften wir zügig passieren, so dass wir um 12:00 nach Polen eingereist sind und um 14:40 am Mastenkran des AZS in Stettin anlegen konnten. Nach einer Viertelstunde Vorbereitung, haben wir den Mast gestellt und um 15:20 an einem schönen Liegeplatz für die Nacht festgemacht.

Bis zum Abendessen klarieren wir das Boot, ziehen die Segel ein und bauen das Mastgestell ab. Morgen gehts dann endlich unter Segeln weiter.

Diesen Urlaubstag beenden wir bei Burger und Weißbier.

Moritz – Mon, 12 Aug 2019 19:19:21 +0200


Swinemünde

Morgens nach dem Frühstück geht’s los. Anfangs war es fast windstill, so dass wir gar nicht mit einem echten Segeltag gerechnet haben. Aber schon bald kommt immer mehr Wind auf und wir können aus Stettin raus segeln. Auf der Kaiserfahrt haben wir einen Anlieger bis zum Wollin mit Böen bis 25 kn.

Aber im Kanal zwischen Usedom und Wollin sind Taucher unter Wasser, so dass wir nicht unter Segeln sondern vorsichtig mit Motor vorbei fahren. Hier ist der Wind ohnehin nicht mehr segelbar und wir haben locker 1,5 kn Strom gegen uns. Zum Glück habe ich durch die Rhein-Segelei genug Erfahrungen mit engen Gewässern und Strom, so dass wir nur wenig gebremst werden.

Kurz nachdem wir in Swinemünde angelegt haben, grollt ein Gewitter über uns hinweg – Glück gehabt!

Wir werden Abends auch noch mit einem beeindruckenden Regenbogen belohnt.

Moritz – Tue, 13 Aug 2019 18:49:00 +0200


Stralsund

Da der Wind am Nachmittag auf West drehen soll, entscheiden wir uns, früh auszulaufen. Früh heißt für uns 4:00 Weckerklingeln, 5:00 auslaufen. Naja, Clemens hat mal wieder getrödelt, es wurde 5:15.

Kaum waren wir draußen, haben wir den Motor aus machen können und sind mit rauschender Fahrt Richtung Ruden an Usedom vorbei gesegelt. Einfach ein Traum!

Leider erwartete uns im Greifswalder Bodden dann doch reiner Westwind und wir mussten viele Stunden kreuzen. Da aber ausreichend Wind war, haben wir die Ziegelgrabenbrückenöffnung in Stralsund rechtzeitig erreicht.

Genau genau genommen haben wir sogar schon eine frühere Öffnung geschafft. So konnten wir nach vielen Jahren mal wieder durch Stralsund schlendern und haben im Klabautermann Scholle gegessen.

Moritz – Wed, 14 Aug 2019 18:57:01 +0200


Fehmarn

Wieder Wecker um 4:00 und Auslaufen kurz nach fünf. Die Sonne geht blutrot über Rügen auf, ich habe den Wetter-Spruch ˋMorgenrot bringt Seemannstod´ im Kopf, der Bauch grummelt. Aber es hilft kein Zögern, wir wollen bis Freitag in Neustadt sein.

Anfangs ist noch so wenig Wind, so dass wir motoren müssen, erst als wir von Hiddensee aus den Darß entlang steuern, können wir den Motor weg lassen.

Mit milden 12 kn Wind und leichter Welle von der Seite kommen wir die ersten drei Stunden gut voran. Kaum ist der Darß passiert, fällt der Wind komplett aus, dafür haben wir knapp 1,5 kn Strom schräg von vorne. Eine weitere Stunde später kommt der Wind schlagartig mit Regen und Welle im Schlepptau zurück: 23kn Wind, über einen Meter Welle und Sichtweite nur etwa hundert Meter.

Clemens schläft schon seit Stunden. Irgendwann schaffe ich es nicht mehr alleine, das Reff reinzuziehen, jetzt muss er leider doch aufstehen. Die Welle ist inzwischen auf zwei Meter Höhe angestiegen und die Böen gehen bis an die 30kn. Der DWD hatte Schauer- und Gewitterböen bis 8 Bft angesagt, das haben wir nun davon…

Den Fehmarnbelt passieren wir bei kurzer fieser Kreuzwelle, das Schiff kommt gar nicht zur Ruhe und findet keinen Rhythmus. Eigentlich, so denke ich, könnten wir nächsten Jahr mal Strandurlaub machen.

Nach zwölfeinhalb Stunden erreichen wir Burgtiefe auf Fehmarn, völlig erschöpft, triefnass und durchgefroren.

Ich will nie wieder auslaufen – also auf keinen Fall vor morgen früh!

Moritz – Thu, 15 Aug 2019 19:05:00 +0200


Kurzer Trip nach Neustadt

Heute haben wir wirklich ausgeschlafen. Als Clemens um 9:00 immer noch nicht auslaufbereit ist, werde ich langsam unruhig – ich will rauuuuuuus!

Kurz vor 10:00 sind wir dann endlich unter Segeln gen Süden unterwegs. Schöner Halbwind, ein paar wenige knackige Böen, kaum Welle. Ab und zu sehen wir sogar die Sonne! Auf Höhe Grömitz ist der Wind dann völlig weg und wir müssen wieder den Motor anmachen. Kurz vor drei Uhr erreichen wir Neustadts Ancora Marina.

Wir freuen uns auf den Hallberg Rassy Store und suchen ihn noch vor dem Hafenmeisterbesuch auf.

Auf dem Schild an der Tür steht: Das Büro ist derzeit nicht besetzt. Wir sind segeln.

Beim Hafenmeister knöpfen sie uns erstmal 92,50€ für zwei Nächte ab. Wir müssen harr diskutieren, dass es von Freitag bis Sonntag nur zwei und nicht drei Nächte sind und bekommen 20€ zurück.

Unsere Rollerlieferung, die wir nach Neustadt umgeleitet hatten, mit der Marina und dem Hersteller schon lange im Voraus abgesprochen haben, soll morgen geliefert werden. Die Annahmestelle an der Marina sagt uns nun, dass sie Samstags nie Lieferungen annehmen und die Lieferdienste entsprechend instruiert sind, so dass sie gar nicht erst kommen.

Wir sind stinksauer (sorry, an die WhatsApp-Gruppe, dass ich meinen Frust so rausgelassen habe…).

Auf der Messe ist der Aufbau in vollem Gange, aber auch hier ist die Stimmung aufgrund fehlender Zuarbeiten sehr gedämpft.

Zum Glück ist die kulinarische Versorgung im Hafen sehr gut und wir lassen den Abend gesellig und versöhnlich ausklingen.

Moritz – Fri, 16 Aug 2019 19:20:00 +0200


Safety Day in Neustadt

Heute machen wir wie geplant einen Hafentag. Clemens ist auf der Ausstellung und vertritt den DSV. Ich habe Zeit, mir die Vorträge anzuhören, über Signalmittel und Defibrilatoren zu diskutieren und die Nächsten Trips zu planen.

Die Vorträge sind thematisch breit gefächert und zum Glück wenig Webe-lastig. Ich habe viele neue Informationen gesammelt, und gleich eine flexible Schiene zur Stabilisierung von Arm- und Beinbrüchen und eine kleine für Finger gekauft. Der Defi war mir mit 1450€ einfach noch zu teuer!

Ach ja, und die Roller sind da!

Moritz – Sat, 17 Aug 2019 18:48:10 +0200


Erster Hafen in Dänemark

Leider ist es heute so flau, dass wir den gesamten Tag nur motoren können. Immer, wenn etwas mehr Wind aufkommt, versuchen wir es unter Segeln. Aber bei teilweise über 2 kn Strom gegenan kommen wir nur unter Motor weiter. Aber immerhin bleibt uns der Regen treu. Tageshöchsttemperatur ist übrigens 15 Grad, also nass-kalt.

Wir fühlen uns an unsere Sommerurlaube vor der Kieler-Woche-Zeit erinnert. Da waren wir immer schon Im Mai unterwegs und hatten zeitweise Schneefall. Den haben wir hier noch nicht, aber die Heizung läuft schon.

In Bagenkop angekommen, frischt der Wind ordentlich auf und pfeift in den Masten. Schade, das hätten wir tagsüber gerne gehabt.

Den Tag lassen wir mit Gunther, dem Kapitän der Albatros, einem Großsegler, der hier angelegt hat, ausklingen. Mit Gunther haben wir schon zusammen den Jugendtörn geskippert und freuen uns über einen geselligen Klön-Abend.

Moritz – Sun, 18 Aug 2019 20:09:52 +0200


Hafentag

Heute sind Gewitter und sehr viel Regen angesagt. Wir schlafen aus und bleiben im Hafen. Sehr praktisch: der Frühstücks-Bäcker ist direkt vor unserem Liegeplatz.

Den Tag verbringen wir mit kleineren Reparaturen, Putzen und einem kurzen Ausflug mit den eRollern ( so lange es trocken ist).

Am Strand liegt seit einer Woche ein havariertes Boot, komplett verlassen. Die Geschichte dazu ist dramatisch und im Internet nachzulesen.

Außer einem netten Klön mit unseren Dänisch-Schweizer Stegnachbarn verläuft der Rest des Tages relativ ereignislos. Muss auch mal sein.

Moritz – Mon, 19 Aug 2019 18:26:00 +0200


Svendborg

Heute strahlt die Sonne und Wind ist auch da. Schon im Hafenbecken setzen wir das Großsegeln und nehmen es erst im Hafenbecken von Svendborg wieder runter. In der Zwischenzeit segeln wir an Marstall vorbei durch enges Fahrwasser. Endlich wieder ein richtiger Segeltag.

Das Anlegemanöver habe ich etwas vermasselt, aber alles ganz geblieben! Es gab zum Glück auch nicht viele Zuschauer, und dann auch nur Chartersegler, die selbst dieses Manöver gut fanden.

Wieder mit den Rollern gehts ab durch die schöne Altstadt von Svendborg: kleine Kirchen, enge Gassen, alte Handelshäuser und ein wunderschönes Glockenspiel an der Kathedrale. Ein richtig schöner Sommertag.

Ach ja, und als wir grade zur historischen Werft gerollert sind, legt die Albatros mit Gunther an.

Moritz – Tue, 20 Aug 2019 17:30:00 +0200


Eine Insel mit …

Von Svendborg aus können wir wieder erstmal nur mit Motor loslegen, erst nach einer Stunde gehts ab unter Segeln, dafür aber mit dem VSaW-Flasher. Da der Wind nördlich dreht, müssen wir aber bald auf die Fock wechseln, bis uns der Wind komplett verlässt. Bei der glatten See entdecken wir mehrere Seehunde (ja, nur Hunde, keine Großkatzen).

Nach der Beltbrücke kommt wieder Wind auf und wir können bis zum Hafen auf den Motor verzichten. Die Yacht des dänischen Königshauses kreuzt unseren Kurs. Sie ist ziemlich hässlich: vorne Motorjacht, hinten Großsegler, ohne nennenswerte Masten, dafür einen großen Schornstein in der Mitte. Wer designt denn so etwas?

Die (Halb-)Insel Reersø ist unser Ziel für die Nacht. Ein idyllischer kleiner Vereinshafen mit angeschlossenem Fischereihafen – oder anders herum. Hier gefällt es uns so gut, dass wir morgen einen Hafentag einlegen wollen.

Moritz – Wed, 21 Aug 2019 19:06:46 +0200


Reersø Hafentag

Weil die Insel so schön ist, bleiben wir einen Tag hier im Hafen liegen. Mit den Rollern erkunden wir die Insel, was bei einem Umfang von 10km nicht den ganzen Tag in Anspruch nimmt. Auf dem Weg bewundern wie die alten, gut erhaltenen Gebäude, wilde Brombeer- und Himbeersträucher (die allerdings eingezäunt sind) und ein paar Katzen mit den für hier typischen kurzen Schwänzen. Letztere sind so scheu, dass wir es nicht schaffen, eine zu fotografieren.

Der Wind bläst uns mit rund 6 Windstärken um die Nase und die Sonne scheint den ganzen Tag. Clemens setzt neue Pfropfen in das Deck, als wir wieder an Bord sind. Im Hafen erstehen wir fangfrischen Fisch, den wir uns zum Abendessen braten werden.

Insgesamt ein ruhiger und sehr entspannter Sommertag.

Moritz – Thu, 22 Aug 2019 17:26:58 +0200


Grenaa

Heute ist uns das Wetter wohl gesonnen. Schon an der Hafenausfahrt setzen wir die Segel und nehmen sie erst kurz vor Grenaa wieder runter. Dazwischen liegen 58,4 sm und rund 10 Stunden.

Sowohl auf dem Wasser als auch im Hafen ist es sehr leer. Mindestens zwei Drittel der Liegeplätze bleiben frei. Die Anlage ist dennoch sehr idyllisch, mit kleinen Ferienhäusern rund ums Hafenbecken und zwei Restaurants. Das war schon fast eine Aufforderung: wir nehmen zwei Pizzen als Abendessen mit.

Für die nächsten drei Tage ist absolute Flaute angesagt, aber wir wollen auf jeden Fall morgen nach Anholt und möglichst am Sonntag nach Læsø. Heißt vermutlich: Motor an und los. Aber wir beschweren uns nicht, denn bisher hatten wir wirklich schöne Segeltage.

Moritz – Fri, 23 Aug 2019 19:31:52 +0200


Anholt

Als wir morgens aufstehen, ist der ganze Hafen eine einzige dicke Wolke. Auch um kurz vor zehn, als wir ablegen, hat sich der Nebel noch nicht gelichtet. Das wird schon noch …

Mitten auf dem Wasser bilden sich mehrere kleine Wirbelströme, ohne dass erkennbar ist, wo sie her kommen. Diese Strömungen sind so stark, dass wir richtig ins drehen kommen. Echt unheimlich!

Etwa eine Stunde später brechen die ersten Sonnenstrahlen durch. Der Nebel zieht sich nach oben zurück, was ein ganz besonderes Schauspiel ist: die Dächer der Häuser und Steuerhäuser der Großschiffahrt liegen noch im Nebel, die Stege und Molen sind schon zu erkennen.

Es wird immer sonniger, bleibt aber den ganzen Tag flau mit teilweise spiegelglatter See. Beeindruckend sind die riesigen Windräder im Windpark, den wir auf dem Weg nach Anholt durchqueren.

Anholt selbst ist von kristallklarem Wasser umgeben, selbst bei über sechs Meter Tiefe kann man noch den Grund erkennen.

Der Hafen ist wieder erstaunlich leer, deshalb liegen viele Boote längseits am Steg statt vor Heckboje. Als abends noch weitere Boote einlaufen, finden diese keinen richtigen Platz mehr, weil die Heckbojen-Plätze somit versperrt sind. Wir ärgern uns etwas über die Rücksichtslosigkeit mancher Segler – aber nur kurz, denn die Insel legt sich wie eine warme weiche Decke um uns und wir sind tiefenentspannt. Zum krönenden Abschluss des Tages spielt jemand auf einem der Nachbarschiffe Gitarre, ein weiterer Mundharmonika bis in den Sonnenuntergang. Oh, jetzt singt noch einer Cat Stevens Songs. Mehr Kitsch geht nicht!

Moritz – Sat, 24 Aug 2019 19:45:08 +0200


Wendepunkt

Eigentlich hatten wir geplant, nach Læsø zu segeln. Der Wetterbericht legt uns aber nahe, diesen Plan zu überdenken: In den nächsten Tagen sind nur Süd-Ost-Winde angesagt und wir kommen von Læsø nicht mehr gut weg. Der Hafen lädt auch nicht gerade zu einem Hafentag ein (Industriehafen). Außerdem soll heute ab 10:00 bis morgen früh der Wind komplett verschwinden. Einen langen Tag unter Motor wollen wir nicht.

Neuer Plan: direkt nach Varberg, das kennen wir schon, dort ist es wunderschön. Wir starten so gegen 9:00 und können bis fast vor den Hafen segeln, da der Wetterbericht sich offenbar geirrt hat und die Flaute erst ab 14:00 einsetzt. Wie schön!

Varberg ist immer noch so sehenswert, wie wir es in Erinnerung haben. Schon bei der Einfahrt beeindruckt eine trutzige Festung. Ein orientalisches Seebad, das so gar nicht zu der grobschlächtigen Burg passt, kommt gleich nach der Mole zum Vorschein. Der interessante Mix aus Lokalkolorit und Exotik setzt sich auch in der Stadt fort: neben einer Statue von bulligen Ponnys ist ein Kaktusbeet.

Da wir immer an unserem nördlichsten Punkt – dem Wendepunkt – einen Hafentag einlegen, bleiben wir morgen in Varberg. Wir freuen uns schon jetzt, weitere Kontraste in der Stadt zu entdecken.

Moritz – Sun, 25 Aug 2019 20:04:13 +0200


Hafentag in Varberg

Ein wunderschöner sonnig-warmer Sommertag liegt hinter uns:

Nachdem wir mehrfach mit der Nutzung der Waschmaschinen durch andere Hafenlieger gekämpft haben (wir waren im Plan eingetragen und dennoch hat ein Segler unsere triefnasse, nicht fertig gewaschene Waschladung einfach rausgenommen und seine Wäsche gewaschen, wieder andere haben morgens kurz vorher die von uns gebuchte Maschine belegt), können wir den Tag entspannt genießen. Gegen Mittag ein Ausflug per Roller durch die Stadt, etwas Shopping, ein kleiner Mittagssnack für Clemens. Am Nachmittag Entspannung in der Sonne und am Abend nochmal in die Stadt, um frische Lebensmittel zu kaufen. Bei den Temperaturen haben wir uns nicht getraut, frisches Fleisch zur Mittagszeit zu transportieren.

Unsere weitere Törnplanung hat mal wieder der DSV über den Haufen geworfen: Clemens will/muss am 7.9. in Kappeln zu einer Veranstaltung. Da wir dann aber schon sehr deutlich Richtung Berlin unterwegs sind, werde ich einen Hafentag ohne ihn einlegen und er fährt mit einem Mietwagen von Usedom nach Kappeln.

In den kommenden Tagen haben wir aber noch gemeinsame Zeit (Stand vom 26.8.2019 20:45…).

Morgen soll nur am Vormittag segelbares Wetter sein und dann flau werden. Übermorgen soll es flächendeckend in unseren Seegebieten Gewitter und unwetterartigen Regen geben. Wir werden daher morgen wieder relativ früh aufstehen und versuchen, bis Helsingborg zu kommen.

Moritz – Mon, 26 Aug 2019 20:26:53 +0200


Kattegat im Gewitter

Varberg liegt noch in der morgendlichen Flaute als wir auslaufen. Dennoch setzen wir voller Hoffnung das Großsegel, fahren dann aber mit Motor gen Süden. Wir steuern Schlangenlinie zwischen den ausgelegten Fischernetzen und sind zeitweise von zehn Trawlern mit Schleppnetzen gleichzeitig umzingelt.

Etwa 8 sm vor dem Kullen, dem nördlichen Eingang zum Öresund, zieht von Südwesten her eine massive Gewitterzelle auf. Den Donner hören wir sehr deutlich. Auf dem Wetter-Radar sieht das nach einem massiven Unwetter aus. Wir überlegen, in den Hafen östlich von uns abzulaufen, der ist aber auch noch etwa sieben Seemeilen entfernt, also nicht dichter als der Kullen. Daher nehmen wir das Segel runter und fahren weiter, um ggf. Schutz im Schatten des hohen Bergs am Kullen zu finden.

Nach einer spannenden Stunde steht fest: das Gewitter zieht an uns vorbei; wenn auch relativ dicht. Direkt hinter der Zelle kommt eine, wie mit dem Rasiermesser gezogene, scharfe Windkante auf uns zu. Erst ist die See spiegelglatt und dahinter fast schwarz. Wie mit einem Lichtschalter geht der Wind von null auf über 20 kn und dreht um 180 Grad. Die 20 kn sind ja eigentlich nicht so spektakulär, aber diese Kante schon! Ich bin begeistert!

Als der Wind sich auf diese Richtung und ca. 14 kn stabilisiert, setzen wir wieder die Segel und können endlich auch mal den Motor aus machen.

Kaum sind wir um den Kullen herum, bremst uns die Strömung mit teilweise bis zu drei Knoten aus. Also doch wieder Motor an, denn dafür reicht der inzwischen wieder etwas abgeflaute Wind leider doch nicht.

Als wir die Silhouette von Helsingborg sehen und mit der von Helsingør vergleichen, beschließen wir kurzerhand, wieder nach Dänemark einzureisen und in Helsingør einen Kulturtag einzuplanen. Denn heute ist es ein wirklich langer und spannender Tag gewesen und (wen wundert es?) Clemens muss noch Berichte für den DSV schreiben.

Moritz – Tue, 27 Aug 2019 22:23:00 +0200


Hafentag mit Museen

Der Tag beginnt schwülwarm, schon in der Nacht hat es immer wieder kurze Gewitter und Regenschauer gegeben. So scheint es sich auch heute fortzusetzen. Nach dem Frühstück packen wir die Roller aus und bei Donnergrummeln düsen wir zum Schloss.

Dank unserer Recherche wissen wir nun auch, dass Shakespeares Hamlet in dem Schloss spielt und sind bestens auf dieses Weltkulturerbe vorbereitet. Was wir dann dort erleben, ist jedoch spektakulär: ohne große Einschränkungen können wir die unterirdischen Gänge, Vorratskammern und Gesinderäume erkunden.

Als wir wieder überirdisch sind, ist das Gewitter schon sehr nahe.

Schauspieler leiteten die Besucher zu unterschiedlichen Räumen im Schloss und spielen Teile aus Hamlet, klassisch aber auch etwas angepasst interpretiert. Großartig! Wir Zuschauer werden eingebunden und zum Tanz aufgefordert oder müssen uns gegen Anschuldigungen zur Wehr setzen (Habe ich Polonius ermordet oder lasse ich mich für eine Geisterbefragung abmurksen?).

Von einem der Erker aus blicken wir auf den Sund und beobachten grade, wie ein Segler abgeborgen wird, der bei dem tosenden Gewitter offenbar in Schwierigkeiten geraten ist. Man kann die andere Seite (Helsingborg) gar nicht mehr erkennen!

Als nach zwei Stunden die Sonne wieder scheint, schauen wir uns das Kloster, den Dom und die Altstadt an. Eigentlich haben wir dann genug Kultur gehabt, aber die Beschreibung des Marinemuseums packt uns dann doch noch und wir verbringen den Nachmittag in dem modern gestalteten Bau.

Das Museum hat die Form eines Schiffes und ist in ein altes Trockendock eingebaut. Thematisch werden viele verschiedene Seiten der Seefahrt, der Globalisierung und ein klein wenig auch der Marine gewidmet. Lebendig aufbereitet, man kann vieles ausprobieren und multimedial wird die Ausstellung durch Ausschnitte aus Spielfilmen, alten Filmaufnahmen und Animationen ergänzt. Wir verstehen, dass dieses Museum preisgekrönt ist!

Völlig geschafft planen wir am Abend nur noch die nächste Route und gehen dann schlafen.

Moritz – Wed, 28 Aug 2019 19:04:49 +0200


Skanör

Schon wieder haben wir Gewitterstimmung, dazu Nebel. Na toll! Wir laufen trotzdem aus und auch wenn kein Wind ist, setzen wir das Großsegel. So kann man uns bei dieser schlechten Sicht doch noch erkennen. Dank AIS queren wir problemlos die Fährlinie, die hier besonders rabiat und ohne Rücksicht auf andere Boote verkehrt. Der Rest der Tour ist relativ ereignislos, da wir nur wenig sehen und eh kein Wind ist.

Sobald doch ein kleiner Hauch aufkommt, versuchen wir zu segeln, müssen aber nach spätestens drei Meilen wieder aufgeben und unter Motor weiter fahren. Etwas frustrierend, aber das können wir halt nicht ändern.

Kurz vor Skanör legt dann endlich der Wind los, aber wir sind schon fast im Hafen. Weiter fahren wollen und können wir nun auch nicht mehr, denn die nächsten Häfen sind ziemlich weit weg; das ist nichts für zwei, drei Stunden.

Außerdem haben wir uns auf Skanör sehr gefreut, ein kleiner und von Sandstrand umgebener Hafen mit traumhaftem Blick auf den Sund. Unser Liegeplatz erlaubt uns auch einen solchen aus dem Cockpit.

Laut rauscht die Brandung am Wellenbrecher und ich gehe erstmals in dieser Saison in der Ostsee baden: fast bis zum Fußknöchel!

Und schon bewegen sich wieder kleine Gewitterzellen auf uns zu…

Moritz – Thu, 29 Aug 2019 16:45:00 +0200


Hafentag

Eine träge Sommerstimmung im Hafen: schwülwarm und windstill. Wir schnappen uns unsere Roller, um etwas Fahrtwind zu haben, und fahren an die Südspitze der Insel Falsterbo.

Hier steht Schwedens ältester Leuchtturm. Den können wir zwar nicht besichtigen, aber wir können Ornitologen bei ihrer Passion beobachten (das ist mindestens genauso spannend, wie die Vögel zu beobachten…)

Rings um den Leuchtturm ist außerdem ein Golfplatz und es wird vor herum(f)liegenden Golfbällen gewarnt. Wir laufen geduckt außer Schussweite und fahren zurück zum Boot. Dort verdaddeln wir den Rest des Tages, bis abends die große Hafenparty steigt. Die neue Steganlage wird getauft, das ganze Dorf ist im Hafen versammelt (so um die 50 Personen). Wir lauschen von unserem Liegeplatz aus den Reden und lassen uns von einem Einheimischen alles Wichtige erklären.

Voller Vorfreude auf den morgigen Segeltag tauchen wir ab in die Koje.

Moritz – Sat, 31 Aug 2019 18:54:00 +0200


Klintholm

Nach einem kurzen Frühstück legen wir ab.

Von Beginn an können wir unter Vollzeug segeln. Ich werde ganz hibbelig, als uns eine schnelle österreichische Fahrtenjacht überholt, mein Ehrgeiz ist geweckt und ich trimme um. Wir bleiben dran, er hängt uns nicht richtig ab.

Kurz vor Klintholm haben wir ihn fast eingeholt, ebenso einen anderen Segler, der eine Stunde vor uns ausgelaufen ist. Der Tag ist bald gerettet! Ja und dann… Wind weg – so kurz vor dem Ziel! Wir wollen nochmal alles rausholen, rollen die Fock ein, um den Flasher zu setzen. Das sehen die beiden anderen Boote als Signal (der erste gibt auf), nehmen die Segel runter, motoren in den Hafen. Wir setzen unbeirrt den Flasher, fahren eine Viertelstunde mit zwei Knoten weiter und lassen es dann doch sein. Motor an und ab in den Hafen. Aber wir hätten sie fast eingeholt!

Nach Sonnenuntergang ziehen von Süden her Gewitter heran. Spektakulär! Uns gelingen sogar einige Aufnahmen. Wir sitzen bei einem Glas Wein im Cockpit und genießen das Naturschauspiel über mehrere Stunden, bis uns die Augen zu fallen.

Moritz – Sat, 31 Aug 2019 19:08:00 +0200


Hafentag in Klintholm

In der Nacht hat es schon stundenlang Gewittert, das hat sich auch morgens noch fortgesetzt. Den ganzen Tag über bekommen wir Donnergrummeln in der Ferne mit. Es ist eine vernünftige Entscheidung, heute nicht auszulaufen. Der Wind geht mal auf null runter, mal schnellt er auf 22 Knoten hoch. Sonne haben wir nur wenig, aber dafür bleibt uns auch der Regen erspart.

Am Nachmittag laufen einige Boote ein und berichten von ihren Gewitter-Erfahrungen dort draußen. Wir sind froh, einen entspannten Hafentag eingebaut zu haben, Clemens ist mit seinen Berichten für den Seglertag deutlich voran gekommen und ich habe ein neues Buch angefangen (Die Farbe der See).

Moritz – Sun, 01 Sep 2019 16:47:57 +0200


Auf Hiddensee

Heute morgen bin ich schon ganz hibbelig, es kribbelt in den Fingern, ich will raus. Die Sonne kommt zwischen den Wolken hervor und der Wind pfeift in den Wanten. Gleich gehts los.

Das Ablegen war nicht ganz einfach, da wir längsseits lagen und der Wind uns direkt auf den Steg gedrückt hat. Ohne Bugstrahlruder müssen wir natürlich mit Achterspring arbeiten. Bei dem starken Seitenwind reicht das aber kaum, wir müssen etwas nachhelfen und abschieben.

Noch im Hafenbecken setzen wir zur großen Verwunderung des zahlreichen Publikums auf den Stegen das Groß, bevor es raus in die Wellen geht. Die erste Meilen müssen wir noch fast gegenan, dann können wir abfallen, setzen die Fock und sausen los. Eine (be)rauschende Fährt bis nach Hiddensee. Die Wellen werden zeitweise zwei Meter hoch und schaukeln uns ganz schön durch.

Kurz vor Hiddensee beobachten wir eine ungewöhnliche Wolkenbildung, ein Schlauch, der sich fast senkrecht nach unten schraubt… Zum Glück löst sich dieser Tornado wieder nach einer halben Stunde auf. Trotzdem spannend!

Als wir in das Schmale Fahrwasser östlich vom Dornbusch einfahren, kommt grade eine Gewitterzelle heran. Wir nehmen die Fock weg und lassen das Großsegel etwas offener. Mit nur drei Knoten Fahrt warten wir ab, bis die Zelle vorbeizieht und setzen dann unseren Weg nach Kloster fort.

Dort angekommen, weist uns der freundliche Hafenmeister einen Liegeplatz zu. Nachdem wir angelegt haben, sind wir beide unzufrieden; Clemens will einen schöneren Ausblick an dem äußeren Steg. Ich finde den aktuellen Platz auch nicht so schön, da wir mit dem Heck etwas herausragen.

Das Publikum von unserem Anlegemanöver steht noch da, dann können wir auch noch mehr bieten: bei böigem Wind schräg von vorn legen wir wieder ab und fahren ein erneutes Anlegemanöver an anderer Stelle. Die Zuschauer schweigen leider, dabei wäre bei diesen Lehrbuchmanövern ein Applaus angemessen gewesen, finde ich. Denn die Boote die nach uns anlegen, sind alle froh, überhaupt (ohne Schäden) an den Steg zu kommen.

Es war rundum ein großartiger Segeltag, der für die vielen Hafentage entschädigt hat. Und die Maximalgeschwindigkeit von über neun Knoten und ein Durchschnitt von 7,2 kn kann sich auch sehen lassen!

Moritz – Mon, 02 Sep 2019 15:40:18 +0200


Hafentag in Kloster

Wie vorhergesagt pfeift der Wind und die Boote bleiben im Hafen. Nur zwei Segler legen ab, da sie Termine einhalten müssen. Die sehen aber nicht besonders glücklich aus!

Ein paar Boote legen im Laufe des Tages an, alles sehr kritische Manöver, keiner bleibt schrammenfrei. Ein Motorboot treibt sogar halt- und hilflos mehrere Boxen weit, bis es an einem Segelboot mit viel Schwung und lautem Krachen zum Stoppen kommt. Das Segelboot ist stark beschädigt und der Steg hat nun sehr schräge Stromsäulen.

Der Hafenmeister hat sofort die Polizei gerufen und die haben erstmal einen Alkoholtest vorgenommen. Das beschädigte Segelboot wurde von der Plozei an die Kette gelegt, da das Loch ein zu großes Risiko bei dem Wind draußen ist. Für diese Crew ist der Törn unverschuldet beendet!

Wir verbringen einen entspannteren Tag zwischen zwei Berliner Segelbooten, die nicht ausgelaufen sind.

Moritz – Tue, 03 Sep 2019 17:16:00 +0200


Gager

Wieder mit pfeifendem Seitenwind, aber deutlich weniger als gestern, legen wir ab. Gleich nach der Enge der Hafenausfahrt setzen wir das Großsegel, etwas später die Fock dazu. Der Wind kommt böig aus Südwest: Schiebewind um Arcona herum. Die Welle ist kurz und hoch, zusammen mit den Böen kommen wir ziemlich ins geigen. Also Fock runter, Spi hoch. Bei der hohen Geschwindigkeit von 8 kn liegen wir deutlich ruhiger im Wasser.

Als der Wind allerdings weiter steigt und der Kurs immer spitzer wird, müssen wir wieder auf die Fock wechseln. Aber so haben wir wenigstens alle Segel, die wir an Bord haben (außer Ersatzsegel natürlich), wenigstens einmal auf dieser Reise oben gehabt.

Um die Kreidefelsen herum wird der Wind immer spitzer, so dass wir von einer langen Kreuz ausgehen. Aber kurz vor der Einfahrt in den Bodden dreht der Wind zu unseren Gunsten und wir brauchen nur wenige Schläge durch das Fahrwasser. Dann gleich hart steuerbord abbiegen und Kurs auf Gager nehmen.

Eigentlich haben wir diesen Hafen in den vergangenen Jahren gemieden, da er immer mehr vernachlässigt wurde. Aber ein Segler (Vorsitzender des Klub am Rupenhorn) in Kloster hat uns empfohlen, doch wieder dort hinzufahren, weil einiges instand gesetzt wurde. Wir kommen nach 10 Stunden rauher See in Gager an und der Hafen ist wie ausgestorben. Die Steganlage voller Möwenkot und die Möwen selbst lassen sich auch nur widerwillig von ihrem Platz vertreiben. Die Stromsäulen sind außer Betrieb und das Hafenrestaurant verlassen.

Nachdem wir uns gegen die Möwen durchgesetzt und angelegt haben, legen wir gleich wieder ab und suchen uns einen Platz an dem einzigen Steg mit Strom – wobei „suchen“ nicht notwendig ist, denn es ist ja eh leer hier.

Das ist jetzt wohl unser Ding: zwei Anlegemanöver pro Hafen.

Abends laufen noch Sina (Kreuzerabteilungsvorstandsmitglied) und ihr Freund Bernd ein. Die beiden haben wir schon in Kloster getroffen und nun verbringen wir in Gager einen weiteren gemütlichen Abend zusammen.

Auch die Segelschule Hering mit der Skipperin Anna macht über Nacht in Gager fest. Sie hat in Kloster neben uns gelegen.

Das einzige, was in Gager neu ist, sind übrigens die Sanitäranlagen. Die sind allerdings wirklich gut geworden!

Moritz – Wed, 04 Sep 2019 19:02:00 +0200


Kurzer Sprung nach Krösslin

Für heute sind Orkanböen angesagt. Die Wetterberichte sind sich nicht ganz einig, ob ab 11:00, oder doch erst 13:00 oder gar erst am Nachmittag. Wir wollen keinen Hafentag in Gager verbringen und legen daher für einen kurzen Trip nach Krösslin ab. Schon jetzt kommen wir nur mit drei Knoten Fahrt bei hochtourig laufendem Motor in dem schmalen Fahrwasser von Gager gegen den Wind an. Das sind zwar erst 5 Bft aber kombiniert mit einer kurzen hohen Welle, hat unser Diesel ganz schön zu ackern.

Sobald wir etwas frei sind, gehen wieder die Segel hoch und wir fliegen trotz Reff nach Süden zur Peene.

Um Kurz vor 11:00 machen wir die Leinen in der großen Marina Krösslin fest. Der Wind ist zwar noch nicht so spektakulär wie vorhergesagt, aber die einschlägigen Wolkenbilder bauen sich schon langsam auf.

Ab 13:00 werden die Böen deutlich stärker, das gibt bestimmt noch richtig „Moritz-Wetter“!

Kurzer Nachtrag: ab 14:00 kamen die erwarteten Orkanböen und es hat bis 19:00 gepfiffen.

Moritz – Thu, 05 Sep 2019 13:27:11 +0200


Swinemünde

Auch wenn der Sturm eigentlich vorüber sein sollte, warnt der DWD vor Starkwind in unserer Region. Die anderen Wetterdienste sagen nur fünf Windstärken voraus, wir laufen also aus.

Es wird zum Abschied von der Ostsee noch einmal ein wunderschöner Segeltag, mit Sonne, Wolken, ein paar Wellen und Wind. Wir sind begeistert und laufen am Nachmittag glücklich in Swinemünde ein. Hier wird Clemens mich morgen früh für seinen DSV-Auftritt bei dem Saisonabschluss der Seeregatten an der Schlei verlassen und erst am Sonntag wieder zurück kommen.

Moritz – Fri, 06 Sep 2019 19:16:15 +0200


Zwei Hafentage in Swinemünde

Während Clemens an der Schlei das Ende der Seeregatten-Saison mit Spanferkel und Freibier feiert, bleibe ich an Bord in Swinemünde und erlebe die entscheidende Schlacht von Napoleon im ersten Russlandkrieg. In Swinemünde finden schon seit einigen Jahren Reenactings von historischen Ereignissen in Polen statt. Im letzten Jahr war es der zweite Weltkrieg, dieses Jahr Napoleon in Polen.

Mit authentischen Kostümen und aufwändigen Requisiten erwacht hier für ein Wochenende die Vergangenheit zum Leben. Von lauter polnischer Moderation (die ich natürlich nicht mal ansatzweise verstehe) begleitet, donnern die Kanonen und werden Befehle gebellt. Eindrucksvoll, aber aufgrund der vielen Explosionen nicht so ganz mein Fall.

Abends bleibt nicht mehr viel vom Spektakel übrig, da Regen aufkommt, der noch bis Sonntag-Nachmittag anhält. Eine gute Gelegenheit, sich in den Salon zu verkrümeln und zu lesen…

Moritz – Sun, 08 Sep 2019 15:09:10 +0200


Ein voller Tag, der auch für zwei reichen würde…

Auch wenn es morgens noch nicht regnet, die Wetterfronten sind schon jetzt spektakulär. Bei knapp zwei Knoten Strom gegenan schieben wir uns bei Flaute durch den Dunst der Kaiserfahrt. Sobald wir aus der Landabdeckung frei sind,  verschlechtert sich die Sicht rapide und es beginnt wie aus Kübeln zu schütten. Das ist sehr schade, denn eigentlich wollten wir die Segel einpacken und alles fürs Mastlegen vorbereiten, da an Segeln bei diesem Wind ohnehin nicht zu denken ist. Jetzt bleibt uns nichts anderes übrig, als zu frieren und durch die Regenschwaden zu motoren.

Erst auf den Ausläufern der Oder wird der Regen zeitweise weniger. Diese Chance nutzen wir, um die Fock zusammenzulegen und die Gestelle für den Mast anzubauen. Bis zum AZS ist dann doch schon alles fertig. Wir legen um 14:45 gleich direkt am Kran an, legen den Mast und sind 15:30 schon wieder unterwegs.

Nun geht es (wieder mit Gegenstrom) Richtung Grenzübergang Mescherin und weiter bis Gartz. Hier machen wir für die Nacht fest, es ist ohnehin bald Sonnenuntergang.

Moritz – Mon, 09 Sep 2019 19:09:00 +0200


Ab nach Hause

Morgens um 6:00 ist es noch ziemlich dunkel und nebelig. Wir drehen uns nochmal um. Aber kurz vor sieben gehts dann doch los, im Regen, mit fiesen kalten Böen.

Bei der ersten Schleuse, Hohensaaten, müssen wir zum Glück nicht lange warten. Das kommt mir sehr entgegen, denn die offizielle Spotboot-Wartestelle können wir mit unserem Tiefgang nicht nutzen und der Kanal ist an dieser Stelle relativ eng. Zudem rangieren hier die ein- und ausfahrenden Frachter und wir haben etwa einen Knoten Strom. Zusammen mit dem stark böigen Seitenwind kein besonders angenehmer Ort, um Kringel zu drehen und stundenlang zu warten. Stundenlang müssen wir auch nicht warten sondern nur etwa 10 min, dann können wir schon geschleust werden.

Am Hebewerk Finow halten wir auch nur kurz an der Wartestelle und dann geht’s schon los. Nachdem der Hebewerks-Ingenieur (so der offizielle Titel des Schleusenwärters) sein ausgiebiges Schwätzchen mit den Kollegen beendet hat, fährt der Trog im Hebewerk hoch.

Von da an werden wir nicht mehr aufgehalten und kommen bis Lehnitz gut durch. Hier allerdings, müssen wir knapp zwei Stunden auf unsere Schleusung warten. Was für ein Glück, dass vor uns ein Boot aus dem KaR liegt, das wir bereits mehrfach auf See getroffen haben. So können wir die Zeit mit einem lustigen Schnack totschlagen.

Über Nacht bleiben wir an der unteren Warteposition und legen erst morgen wieder früh ab.

Moritz – Tue, 10 Sep 2019 19:19:45 +0200


Zu Hause angekommen

Gleich mit dem ersten Büchsenlicht legen wir ab, uns zieht es nach Hause.

Da die Spandau Schleuse gesperrt ist, müssen wir über Plötzensee und Charlottenburg Schleuse fahren. Nun ist aber Plötzensee auch defekt, weil ein Schubverband eines der Tore gerammt hat. Heißt: wir müssen westlich um Berlin herum fahren und über Potsdam in den Wannsee. Das ist etwas mehr als eine Stunde Umweg und zudem durch einen sehr schmalen Kanal, in dem wir keine Frachter überholen können. Hilft aber alles nichts, da müssen wir nun durch!

An Schönwalde Schleuse müssen wir über eine Stunde warten, dann geht’s weiter. Der Weg ist sehr malerisch und endlich scheint auch mal die Sonne. Somit nehmen wir den Umweg positiv und genießen die neuen Eindrücke.

Als wir an der Pfaueninsel vorbei fahren, sind wir uns einig: unser Heimatrevier ist auch wunderschön!

Im VSaW kommen wir um 14:30 an und können fast sofort an den Mastenkran. Zack – schon steht der Mast wieder und die Segel sind angeschlagen.

Wir sind wieder zu Hause!

Moritz – Wed, 11 Sep 2019 18:55:00 +0200