Schon gestern Nachmittag kündigte sich der Wind an, es pfiff in den Masten. Das hat sich über Nacht noch weiter gesteigert und nun brechen die Wellen imposant an der Mole. Das ist alles für uns nicht unerwartet, daher schlafen wir wieder aus, gehen zum Bäcker, …
Durch die vielen guten Empfehlungen unserer Blogleser haben wir eine Fülle an Ideen für die nächsten Tage. Vielen Dank euch allen! Wir planen stundenlang, welche Häfen oder Ankerbuchten wir noch anlaufen wollen. Nun hoffen wir, dass uns das Wetter keinen Strich durch die Rechnung macht. Im Kattegat soll es in den nächsten Tagen noch mehr Wind geben aber morgen ist vermutlich noch ein kleines Zeitfenster, in dem wir nach Süden kommen. Daher stehen wir morgen wieder früh auf und steuern Grenaa an.
Im Laufe des Tages steigert sich der Wind im Hafen aufgrund der Thermik nochmal erheblich, aber morgen früh ist es bestimmt ruhiger.
Den Rest des Tages liegen wir faul im Cockpit und machen nur ein paar kleine Abstecher an den Strand und zum Fischladen.
Die Garnelen haben gestern so köstlich geschmeckt, davon brauchen wir heute mehr! Zum Glück haben wir immer das richtige Werkzeug an Bord.
Wie geplant legen wir (mindestens) für heute einen Hafentag ein. Das heißt endlich mal wieder ausschlafen, dann zum Bäcker und frische Brötchen besorgen. Als ich wieder beim Boot bin, sind unsere Nachbarn schon ausgelaufen. Da für die nächsten Tage mehr Wind angesagt ist und wir nur an einem Seitensteg mit dem Heck deutlich in die Durchfahrt ragen, legen wir kurzerhand um. Bei böigem Seitenwind im engen Hafen gleich zwei Manöver und das noch vor dem Frühstück – es gibt schöneres. Aber alles geht gut und wir können entspannt in den restlichen Tag starten. Beim Rückweg vom Bäcker habe ich ein paar E-Autos für 500 DKR pro Tag zur Vermietung gesehen. Eine schöne Möglichkeit, die gesamte Insel an einem Tag zu besichtigen. Gesagt, getan, wir bekommen einen kleinen weißen Mazda und fahren über die Insel.
Unser erster Stopp ist die Salzsiederei, hier wird das Grundwasser mit rund 14% Salzgehalt aufgekocht und die sich dabei absetzenden Kristalle in Körben gesammelt. Natürlich können wir dort auch Salz probieren und mit herkömmlichen Salzsorten vergleichen.
Ich brauche sicherlich nicht zu erwähnen, dass ich gleich einen kleinen Salzvorrat gekauft habe.
Nächster Stopp Vesterø, der zweite Hafen der Insel mit Fährverbindung zum Festland. Hier wollen wir die Kirche am Ortseingang besichtigen, die ist aber inzwischen ein Wellness-Tempel. Lustige Nachnutzung, da habe ich gleich eine Menge Assoziationen. Dann geht es weiter zum Hafen, der ist deutlich lauter und geschäftiger, also weniger Ferienort, als unserer. Wir sind froh, uns für Østerby entschieden zu haben.
Heute ist der letzte Tag der Kunstwochen auf Læsö und an allen möglichen Orten gibt es Gallerien. So auch hier im Hafen in einer der Werfthallen. Die Bilder sind auch auf der Drehbank aufgestellt, dahinter liegt noch der Akkuschrauber. Eine tolle Kombination, aber sie wollen keine Fotos.
Dann geht es für uns weiter zum Torwald Hansen Turm. Ein Turm mitten auf der Insel, aber kein Leuchtturm. Was es genau damit auf sich hat, wissen wir leider nicht, aber er ist hübsch anzusehen.
Und auch die Aussicht von oben ist sehr schön.
Nach einer kurzen Hotdog-Pause besichtigen wir ein Freilichtmuseum, das die Geschichte der traditionellen Seetangdächer nacherzählt. Hier wurden die Häuser nicht mit Reet, sondern mit Seetang gedeckt, da dieser in Übermaß vorhanden ist. Aufgrund der sehr fruchtbaren Eigenschaften des Tangs wachsen auf den Dächern auch viele Pflanzen. Um dieselbe Dämmung und Stabilität wie andere Dächer zu erhalten, ist die Tangschicht allerdings sehr dick.
Die Seetang-Fäden wiegen sich leicht im Wind und erinnern an eine Perücke. Interessanter Weise riecht es innen gar nicht nach Algen oder Fisch.
Auf unserem Weg zur Ostspitze der Insel kommen wir noch an einigen dieser historischen Häuser vorbei, die ganz normal bewohnt werden.
Seetang ist auch bei unserm nächsten Ziel ein wichtiges Stichwort. Es ist ein Laden, der sich auf Lebensmittel mit und aus verschiedenen Seetangsorten spezialisiert hat. Hier können wir probieren und lernen viel über diese gesunden Pflanzen.
Die Ostspitze der Insel, unser letzter Ausflug für heute, ist sehr einsam und naturbelassen. Sandstrand mit dicht aber niedrig bewachsenen Dünen.
Das reicht uns dann an neuen Eindrücken für den Tag und wir kehren nach Østerby zurück. Ein Zwischenstopp bei dem Fischladen, das Abendessen besorgt, dann den Wagen wieder abgegeben und an Bord entspannen.
Zum Abendessen haben wir uns eine kleine Auswahl an Garnelen besorgt. Die großen heißen hier Jungfrauen-Hummer. Dazu trinken wir den leckeren Limão Fizz, den uns Bernd und Steffi beim VSaW-Sommerfest als Reiseverpflegung mitgegeben haben – vielen Dank dafür, der Drink passt heute perfekt!
Wir wollen wieder früh raus und stellen den Wecker auf 6:00. Der erste Blick geht immer auf den Wetterbericht. In Bezug auf die Gewitter hat sich die Prognose deutlich entspannt. Aber der Wind soll nun noch weniger werden. Macht nix, wir sind jetzt wach und legen 6:45 Leinen los.
Anfangs ist noch etwa Thermik und wir setzen voller freudiger Erwartungen das Großsegel. Aber nur, um es eine Stunde später wieder zu bergen, weil es in der Flaute nur noch hin und her flappt. Also doch nur unter Motor quer durchs Kattegat.
In der Seekarte steht für das Gebiet eine Warnung: Ablenkung des Kompass um ca. 60°. Wenn dann auch noch das GPS ausfällt (davor wird hier von den Küstenfunkstellen ständig gewarnt), dann bleibt uns nur noch der Sonnenstand als Orientierung für die richtige Richtung. Denn Land ist weit und breit nicht mehr zu sehen.
Wir kommen aber ohne weitere Irritationen in Østerby auf Læsø an. Es ist grade erst Mittag und wir bekommen noch einen guten Liegeplatz ohne im Päckchen liegen zu müssen.
Es ist unglaublich heiß und windstill. Wir bauen unser Sonnensegel zusammen und müssen erstmal etwas abkühlen. Inzwischen schaue ich bei Google-Maps nach den lokalen Attraktionen. Nach einem kühlen Glas Tonic (ohne Gin), geht es auf Tour. Der Ort ist aber viel kleiner als erwartet, wir haben schnell alles erkundet und landen bei Fish-and-Chips im Fischladen. Hier sieht alles köstlich aus, aber wir müssen heute Abend erstmal die Reste der Lasagne essen.
Weil es uns hier gut gefällt und der Hafen alle nötigen Versorgungseinrichtungen hat, wollen wir morgen einen Hafentag einlegen. Aufgrund der Wetterlage könnten es dann aber auch zwei Hafentage werden, denn es ist strammer Westwind angesagt.
Wie gestern schon geplant, bleiben wir heute im Hafen, packen die Roller aus und erkunden den Ort bei strahlendem Sonnenschein. Viel zu erkunden gibt es allerdings nicht, sogar die kleine Kirche ist geschlossen. Also landen wir beim Supermarkt und besorgen uns frische Lebensmittel.
Kaum zurück an Bord, erscheinen auch schon die ersten dunklen Wolken am Horizont. Gleich darauf prasselt der Regen auf das Deck und der Donner grollt nah bei uns.
Wir nutzen die Zeit unter Deck, um den Kühlschrank auszuräumen, zu reinigen und wieder einzuräumen. An Bord muss das häufiger sein als zu Hause, weil unser Kühlschrank kein Schrank im eigentlichen Sinne ist, sondern eher eine Truhe. Es sammelt sich immer Wasser im Boden und alles, was aus Pappe oder Papier ist, weicht auf. Weil wir grade so schön am Putzen sind, saugen wir noch das Boot durch und wischen die Nasszelle.
Dann wird es Zeit für einen ausgiebigen Mittagsschlaf. Regen und Gewitter begleiten uns noch den ganzen Rest des Tages und der Wind rüttelt im Rigg. Eigentlich eine schöne Gelegenheit, die Sauna direkt vor dem Boot zu mieten. Leider ist diese aber schon lange ausgebucht und wir müssen uns mit dem Gedanken daran begnügen.
Am Nachmittag koche ich die Lasagne für das Abendessen, denn die Zubereitung dauert ja immer eine ganze Weile. Dabei stellen wir fest, dass unser Kühlaggregat schon eine ganze Weile nicht mehr angesprungen ist. Clemens testet und versucht viele verschiedene Einstellungen. Leider ohne Erfolg, also kriecht er mit Stirnlampe bewaffnet in den Schrank und rüttelt an den Kabeln. Große Erleichterung, als es kurz darauf wieder brummt.
Morgen geht es dann hinter der Wetterfront vermutlich bei Flaute nach Læsø. Da für den Nachmittag wieder Gewitter angesagt sind, wollen wir früh aufbrechen, um rechtzeitig im Hafen zu sein.
Für heute ist ab 14:00 erst Flaute und dann Nordwind angesagt. Am Abend soll es dann gewittern.
Nach Norden wollen wir, also stehen wir heute wieder früh auf, damit wir den schönen Ostwind nutzen können. Der ist auch genau so kräftig, wie erhofft und unter Vollzeug geht es wieder los gen Norden. Unser Ziel für heute ist Kullavik, etwas südlich von Göteborg. Von hier aus ist es nur noch ein relativ kurzer Sprung nach Læsö. Dort wollen wir auf jeden Fall noch vor dem Wochenende sein.
Schlechtes Wetter südlich von uns
Zwischendurch wird der Wind so viel und spitz, dass wir sogar ein Reff einziehen und später, als der Wind langsam stirbt, wieder raus lassen. Bis fast direkt in den Hafen können wir Segeln, erst zum Schluss wird es flau und der Wind dreht auf Nord.
Wir haben uns extra einen ruhigen Hafen ausgesucht und wollen nicht nach Göteborg rein. Stadt haben wir ja zu Hause genug und Göteborg kennen wir schon von einer vorherigen Reise. Kullavik ist ein kleiner Ort mit einem relativ großen Hafen. Auf dem Pier ist ein kleines Restaurant mit hervorragenden Bewertungen in Google. Da wir schon um 13:00 anlegen, gönnen wir uns dort ein sonniges Mittagessen.
Hier gibt es sogar zwei kleine Segelvereine. Alles ist sehr gemütlich und ruhig. Weil der Wind komplett weg ist, üben die Optis Kenten im Hafen. Ein lustiges Gekreische und Gejohle! Am Ende sind die Kinder völlig erschöpft und die Eltern müssen die Boote auspützen.
Am Nachmittag kommen dann auch schon die angekündigten Schauerböen und Gewittergrollen in der Ferne.
Uns gefällt es hier so gut, dass wir beschließen, morgen einen Hafentag einzulegen. Der DWD sagt ohnehin Gewitter fürs Kattegat voraus, das können wir bei der Überfahrt nach Læsö nicht gebrauchen, denn die Strecke geht nur über die offene See, ohne Nothafen in der Nähe.
Daher lassen wir den Tag entspannt unter der Kuchenbude bei selbstgemachtem Döner ausklingen.