Da wir hier ohnehin nicht weg kommen und die nächsten Museen ca. 10km weit entfernt sind, reparieren wir heute alles, was wir vor der Reise noch nicht geschafft haben: Scheibenwischer, Beleuchtung, Salon-Tisch. Die viele Feuchtigkeit werden wir dank des strahlenden Sonnenscheins und der steifen Brise schnell los. Da haben wir echt Glück! Am Abend haben wir unsere Checkliste abgearbeitet und nochmal überall nach Wasser im Boot geschaut – alles ist wieder so, wie es sein soll!
Als Abendessen serviere ich Surf ´n Turf mit Rinderfilet, selbstgemachter Aïoli und Knoblauchbrot, das Urlaubsgefühl ist jetzt auch bei uns angekommen!
Zum Sonnenuntergang läuft noch die Bianca aus dem VSaW ein und wir freuen uns über vertraute Gesichter. Als Geräuschkulisse beschallt uns die Nacht über das Marienwerder Musikfestival „Inselleuchten“.
Gestern haben wir gegen halb zwölf im VSaW abgelegt und sind bei leichtem Nieselregen in den Urlaub gefahren. Schleuse Spandau hat uns nur kurz warten lassen und schnell waren wir im Niederneundorfer See. Hier hat ein Polizeiboot auf “Kundschaft“ gewartet, also mussten wir etwas ent-schleunigen: Mit etwas Abstand und angemessener Geschwindigkeit sind wir mehrere Stunden hinter der Polizei her gefahren. Inzwischen ist aus dem Nieselregen schon zeitweise Starkregen geworden, die Gewitter sind allerdings an uns vorbei gezogen.
Da auch die Polizei zu Berg geschleust werden wollte, konnten wir ganz ohne Wartezeit ins Schleusenbecken einfahren. Und weil es schon sehr voll war, haben wir am Polizeiboot festgemacht. Eng wurde es dann erst bei der Ausfahrt, als der Frachter vor uns langsam rückwärts driftete und der Abstand von drei Metern auf rund einen halben schrumpfte. Auch auf dem Polizeiboot wurde es etwas hektisch. Aber dann ist doch alles gut gegangen und wir konnten zügig bis Marienwerder durch fahren. Dort lag bereits die Katheen, das ehemalige Schiff von Uwe und Brigitte. Neuer Eigner ist ein ehemaliger Mitschüler aus meiner Grundschule. Wir wollen am Folgetag gleichzeitig los und haben dasselbe Ziel: Stettin AZS.
Nach einem GinTonic zum Anstoßen auf den Urlaubsbeginn checken wir noch rasch den Ölstand und dann ab in die Kojen.
Der Blick in den Motorraum versetzt uns allerdings einen Schock: alles nass und das Wasser steht bis kurz unter den Bodenbrettern!
Also schnell die Lenzpumpen an und mit der manuellen Pumpe die über hundert Liter Wasser aus dem Boot schaffen. Zum Glück sieht es nicht ölig aus, sondern ist offenbar nur Seewasser. Auf der Suche nach der Ursache prüfen wir zuerst das Y-Ventil und wechseln es aus (zum Glück haben wir eine halbe Volvo-Werkstatt dabei). Aber irgendwie erklärt das nicht diese Menge an Spritzwasser am Motor. Also starten wir gegen Mitternacht nochmal den Motor und schauen was passiert. Eine dicke Fontäne brackiges Hafenwasser flutet den Motorraum – der Krümmer hat einen Riss und pumpt das Kühlwasser vom Außenkreislauf ins Boot. Das Ersatzteil haben selbst wir nicht an Bord.
Unser Motor-Spezialist antwortet uns sogar um diese Uhrzeit noch per WhatsApp und will sich kümmern. Jetzt ist aber wirklich Zeit für die Koje … Aber die Schränke auf der Steuerbordseite sind innen komplett nasss – auch das noch! Wassereinbruch aus dem Deck? Das können wir jetzt nicht mehr klären, das muss bis zum nächsten Tag warten.
Heute früh telefonieren wir mit unserem Monteur. Seine Recherche hat ergeben, dass das Ersatzteil vermutlich bei Volvo am Lager ist, allerdings hat das Lager erst am Montag auf und der Lagermeister ist im Urlaub. Dennoch will er gleich zu Beginn der Geschäftszeiten dort hin fahren und anschließend, wenn das Teil tatsächlich da ist, zu uns kommen und den Wärmetauscher reparieren. Seine Theorie zu dem Wasser in den Schränken: der Motorraum war durch den Schaden eine Dampfsauna und die nasse Abluft ist in die Schränke gezogen. Das ist eine gute Begründung und viel besser als unsere ganzen Befürchtungen.
Jetzt steht also fest, dass wir mindestens bis Montag hier in Marienwerder bleiben. Gibt schlimmeres!
Nur noch eine Woche, dann haben wir wieder Urlaub. Zuerst einmal müssen aber alle Klamotten, die wir auf der Kieler Woche dabei hatten, gewaschen und vom Salzwasser befreit werden.
Dann noch etwas Fourage und der übliche Kleinkram. Der Mast muss auch noch gelegt werden. Viel Zeit bleibt uns neben dem Job nicht, denn unsere Nichte Nina feiert ihr Abi, der VSaW sein Sommerfest, Annika ihren Geburtstag und Feedbackrunden zur KiWo stehen auch noch an.
Unsere bewährten Checklisten sind schon gut abgearbeitet, dazu gehört natürlich auch, die Seekarten zu korrigieren. Da wir nicht so genau wissen, in welche Richtung wir fahren, wollen wir von Göteborg bis Stockholm alles aktualisieren. Das heißt jeden Abend: Kartenschnipsel suchen und einkleben. Inzwischen sind wir hier sehr gut aufgestellt, denn Clemens druckt die Korrekturen auf selbstklebende Folie, das beschleunigt diese Fleißarbeit enorm.
Gestern Abend hat uns Reinhold (ihr erinnert euch vielleicht an die „Fee“ aus unserem Norwegen-Törn) schon einen Vorgeschmack auf das Wetter gegeben: er liegt grade auf Bornholm fest. Für ihn geht es dann bei besserer Wetterlage weiter in die Baltischen Staaten. Das ist für uns aber in diesem Jahr keine Option, denn so viel Zeit haben wir leider nicht.
Leider gab es gestern Abend kein Konzert in der Zitadelle, die Saison beginnt erst heute. So war es ein sehr ruhiger Ankerplatz. Allerdings ging gegen ein Uhr der Anker-Alarm los. Der Wind hatte um 180° gedreht und damit sind wir um mehr als 20m von unserer ursprünglichen Position abgewichen.
Um halb sieben morgens wird Clemens schon unruhig und will los, die Schleuse hat schließlich schon seit sechs Uhr auf. Also Anker auf und um kurz nach sieben sind wir schon durchgeschleust.
Von da aus ist es nur noch ein kurzer Weg bis zum Verein. Um halb zehn steht wieder der Mast und unsere Reise ist offiziell zu Ende. Wie schön, dass ihr uns wieder begleitet habt!
Clemens wollte mich überraschen und schon früh heimlich alleine ablegen. Daraus ist natürlich nichts geworden, denn nur eine kleine unerwartete Regung im Boot und ich bin wach!
Unterwegs schmiere ich wieder Frühstücksbrötchen und brühe Latte Macchiato mit unserer Hand-Espresso-Pumpe. Leider bleiben wir eine ganze Weile hinter einem Frachter hängen, den wir aufgrund des schmalen Fahrwassers nicht überholen können. Als wir dann am Hebewerk Finow ankommen, sollen wir an der Wartestelle für das neue Werk warten. Per Funk bekommen wir mit, dass es am neuen allerdings einen Defekt gibt, der erst repariert werden muss, bevor wieder geschleust wird. Clemens ruft nochmal an und fragt, ob wir dann vielleicht mit dem alten fahren können. Und tatsächlich, Glück gehabt, zwei Arbeitsschiffe vom Wasserschifffahrtsamt Eberswalde müssen hoch und wir passen mit in den Trog.
Auf dem restlichen Weg bis Lehnitz Schleuse kommen wir auch gut voran. Besonders angenehm ist unsere Sonnenpersenning, die uns vor den sengenden Strahlen schützt.
Die Schleusung in Lehnitz haben wir grade verpasst, aber schon mit der nächsten sind wir dann dabei.
In Spandau wird heute nach 14:00 bis Betriebsende nicht mehr geschleust, der Grund: Personalmangel. Da wir um 16:00 ankommen, legen wir uns an der Zitadelle Spandau vor Anker und bleiben hier über Nacht. Vielleicht haben wir Glück und es gibt heute Abend ein Konzert?