Reiseblog von Moritz und Clemens

Kategorie: Norwegen Lofoten-Berlin (Seite 12 von 12)

Svartisen-Nesna

Gestern hat das andere Segelboot noch abgelegt und wir haben uns auf die andere Stegseite verholt. Anschließend ist Clemens noch im eiskalten Fjordwasser baden gegangen.

Für die Nacht war Flaute angesagt, doch wir werden um sechs Uhr von heulendem Wind im Rigg und klatschenden Wellen geweckt. Was soll das denn?

Vom Gletscher her rauscht der Wind mit 25kn direkt auf uns runter und drückt uns auf den Steg. Die Fender sind ganz platt und ich denke: wie sollen wir hier nur ablegen? Nach reiflicher Überlegung wollen wir mehrfach in die Achterspring eindampfen und uns damit langsam ans Ende des Steges „vor-robben“. Aber der Wind ist uns gewogen und legt eine kurze Pause ein, als wir ablegen wollen und einmal eindampfen reicht aus.

Dann gleich Segel setzen und losbrausen… aber denkste, nach gut einer Seemeile ist der Wind wieder weg! Ein lokales Windphänomen, meine meteorologische Begeisterung schlägt Purzelbäume!

Der ganze Rest des Tages war mit sehr unbeständigem Wind zwischen drei und fünfundzwanzig Knoten dennoch ein schöner Segeltag mit viel Sonne. Wir genießen den warmen Wind auf der Haut.

Heute überqueren wir wieder den Polarkreis gen Süden und wollen den Hafen direkt an dem Arctic Circle Monument anlaufen.

Aber dann überlegen wir es uns doch nochmal anders, denn erstens läuft es grade so schön und zweitens ist für morgen Sturm aus Süden angesagt und der Hafen ist gegen Südost relativ ungeschützt.

Also planen wir um und segeln weiter nach Nesna. Den Hafen kennen wir ja schon und wissen, dass wir hier für den anstehenden Hafentag geschützt und versorgt sind.

Sandhornøya-Svartisen

Heute morgen war’s im Hafen windstill aber draußen genug zum Segeln. Dazu Sonnenschein und über 20°C, fühlt sich an wie Sommer, auch wenn das Sandhorn uns mit einem dramatischen Bild verabschiedet.

Einige Berge sind dicht bewachsen und sehen von Weitem aus, wie mit Samt überzogen, die Landschaft ist hier etwas weniger schroff als bei den Lofoten. Dennoch gibt es auch hier Schnee- und Eiskuppen. Eine davon ist unser heutiges Ziel.

Wir segeln in den relativ kleinen, rund sieben Seemeilen langen, Hallandsfjord. Der Fjord liegt einsam, nur wenig Industrie. Am Ende des Fjordes ist ein kleiner Steg, an dem wir für die Nacht festmachen wollen.

Das Highlight der Tour ist aber natürlich der Gletscher, der sich in den Fjord ergießt.

Dazwischen ein grün schimmernder Gletschersee, zu dem wir wandern. Die Natur hier erinnert mich wieder ans Auenland.

Der Gletscher selbst ist in den vergangenen Jahrzehnten erheblich zurückgegangen. Im Hafen gibt es ein kleines Kiosk mit Bildern aus den zwanziger Jahren. Da geht der Gletscher noch fast bis zum Hafen. Die Wasserfälle hören wir auch jetzt noch bis zum Boot rauschen.

Auf Anraten eines lieben Kollegen packe ich die Angel aus und hoffe auf ein leckeres Abendessen (Clemens hofft, dass kein Fisch anbeißt). Bisher noch ohne Erfolg, aber vermutlich habe ich falsche Köder und bin zu ungeduldig.

Helnessund-Sandhornøya (Våg)

Gestern Abend war schon ein richtiger Sommerabend und heute früh wachen wir bei blauem Himmel auf. Es ist so warm, dass wir uns für kurze Hosen entscheiden! Ich halte das dann auch den Rest des Tages durch, Clemens gibt im Laufe des Nachmittags auf und zieht sich doch wieder wärmer an, denn die Temperaturen halten sich nicht mehr sobald der Wind aufkommt.

Morgens ist es noch flau und die See träge. Bei Sonnenschein ist das aber auch das motoren nicht so schlimm.

Als Wolken aufziehen, kommt auch der Wind und wir können die zweite Hälfte des Tages segeln.

Bei Bodø sind direkt über unseren Köpfen die kleinen Propellerflugzeuge im Landeanflug, wir können sie fast anfassen.

Unser heutiges Ziel ist eigentlich nur ein Fischerhafen, wir sind das einzige Segelboot im Hafen, es ist herrlich ruhig hier.

Wir liegen am Fuß des Berges Sandhorn, der bereits Dichter und Komponisten inspiriert hat. Das hier entstandene Lied «Å eg veit meg eit land, langt der oppe mot nord…» von Elias Blix ist aber nicht vergleichbar mit dem Ohrwurm, den mir Marie ins Ohr gesetzt hat: Stavanger von banana boat

Hammarøy-Helnessund

Mit großer Begeisterung stellen wir morgens fest, dass die Sonne scheint und der Wind aus Norden kommt. Nix wie raus, zuerst mit Groß und Fock, dann mit Groß und Spi.

Die Sicht ist so klar, dass wir zum Abschied vom hohen Norden nochmal die Skyline der Lofoten mit ihren schneeverhangenen Bergen sehen können.

Wir genießen die rauschende Fahrt und haben jede Menge Action, denn wir fahren wieder durch ein „dangerous waves“ Gebiet und der Wind dreht noch stärker als die Strömung.

Wir machen eine Schifte nach der anderen. Zwei Mal dreht der Wind im Manöver so ungünstig, dass sich der Spi ums Vorstag wickelt. Ist klar, dass dann grade der Wind auf 25kn aufbriest. Aber es bleibt alles heil, nur Clemens und ich brauchen dringend eine Dusche.

Vielen

Dank an Reinhold für die Videos und Bilder

Im Hafen soll es eine Tankstelle geben, die wir schließlich auch finden. Ein winzig kleiner niedriger Schwimmsteg zwischen Fischern. Dazu kommt noch ein nicht unerheblicher Tidenstrom. Die Manöver sind wieder schweißtreibend und die Dusche immer dringender. Dazu kommt, das habe ich ja noch gar nicht berichtet, dass wir seit einer Woche keine Dusche mehr in den Häfen hatten.

Als wir mit der Fee am Steg liegen, stellen wir mit Erleichterung fest: Dusche und Waschmaschine sind vorhanden! Mit was für Kleinigkeiten man uns schon glücklich machen kann!

Svolvær-Hamarøy (Tranøy)

Für heute haben wir etwas ganz Besonders geplant: Nord-östlich von uns ist der berühmte Trollfjord und wir fahren gemeinsam mit der Fee dorthin. Der Wind passt gut, wir können segeln.

Was für ein Glück, dass der Himmel heute nicht komplett bedeckt ist, denn dieser Anblick ist ohne die tiefen Wolken einfach überwältigend.

Kurz vor uns fahren die Speedboote in den Fjord, sind aber wieder weg, bevor wir komplett ans Ende gefahren sind.

Die schroffen und scheinbar unendlich hohen Felswände flößen uns Respekt ein.

Wir können bis direkt an die Felsen ran fahren, da sie senkrecht ins Wasser gehen.

In den sechziger und siebziger Jahren haben sich Segler mit ihren Schiffsnamen auf den Felsen verewigt, wenn sie hier zu Besuch waren.

Ein imposanter Wasserfall bricht aus der Wand hervor. Am Ende des Fjordes ist ein Kraftwerk, das aus weiteren Wasserfällen Energie generiert.

Als wir wieder aus dem Trollfjord hinaus fahren, ist die Sonne wieder weg und es wird gewohnt diesig. Unter Segeln gehts auf nach Hamarøy auf dem Festland.

Der Ort Tranøy ist für seine Kunstwerke und Galerien bekannt. Jedes Jahr wird ein neuer Künstler verpflichtet, hier ein Werk in der Natur aufzustellen.

Der Hafen selbst ist leider nicht, wie im Hafenhandbuch beschrieben. Die Brauerei ist durch einen Sturm zerstört worden und die Servicegebäude vom neuen Eigentümer in ein Ferienhaus umgebaut. Aber ruhig und idyllisch ist es hier trotzdem.

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