Reiseblog von Moritz und Clemens

Kategorie: Reise (Seite 2 von 39)

Travemünde – Lübeck

Schon früh wurden wir durch die auslaufenden Fischer neben uns geweckt. Als wir wieder eingeschlafen sind, gingen die Bauarbeiten an den Ferienwohnungen am Ufer lautstark los.

Also stehen wir früher auf als geplant und frühstücken gemütlich mit Rührei, knackigen Brötchen und leckerem Latte Macchiatto, alles an Bord aus der Pantry. Das ist richtiges Urlaubsfeeling, einfach toll!

Bei Sonnenschein fahren wir dann Richtung Lübeck. Dort wollen wir uns in den Stadthafen legen, um morgen früh die erste Brückenöffnung um 6:00 zu bekommen.

Als wir dort ankommen erfahren wir, dass die Brücke defekt ist und nicht mehr arbeitet. Der Schock ist groß, weil die anderen Wege um Lübeck herum nicht tief genug sind. Aber schon gleich kam die Entwarnung: die Brücke ist offen und passierbar. Großartig, so müssen wir gar keine Öffnungszeiten einhalten und können morgen losfahren wann wir wollen.

Der Hafen New Port ist super gut organisiert und hat tolle Sanitäranlagen (in Travemünde war das alles ziemlich heruntergerockt). Wir fühlen uns hier sehr willkommen!

Da wir schon mittags in Lübeck sind, gehen wir ausgiebig auf Sightseeing durch die Altstadt. So war es jedenfalls geplant. Aber schon nach kurzer Zeit betreten wir begeistert einen Möbelladen mit skandinavischen Designermöbeln (nicht Ikea!) und sind von den Stühlen dort begeistert. Wir sind schon beim Bestellen – Lieferzeit nach Weihnachten. Da fällt der Verkäuferin ein, dass sie noch drei Ausstellungsstühle habe, die fast genau so sind, wie die, die wir bestellen wollen. Wir brauchen zwar nur zwei Stühle, aber nehmen nach kurzem Überlegen doch die drei. Bedingung: sofort mitnehmen. Da stehen wir nun vor dem Laden, drei Stühle in der Hand. Ab damit zum Boot, sie sind zum Glück nicht so schwer, aber wo sollen wir sie auf dem Boot unterbringen?

Zum Glück habe ich einen Tetris-Meister bei mir, der hat sie in die Achterkoje buxiert und sicher verstaut.

Anschließend setzen wir unsere Sightseeing-Shopping-Tour fort, probieren uns durch alle Marzipan-Hersteller von Lübeck und kehren erschöpft aufs Boot zurück.

Im Dom, zum Gedenken an verschollene Seeleute

Am Hafen gibt es gutes Restaurant, das viele verschiedene Gin Tonic Varianten anbietet. Dort lassen wir den Abend ausklingen.

Neustadt – Travemünde

Endlich können wir unser Boot in Neustadt wieder abholen. Thomas wollte den Arbeitsstand bei seinem eigenen Boot besichtigen und hat uns kurzerhand abgeholt und nach Neustadt mitgenommen, großartig!

Es gab einige Überraschungen bei der Überholung des Unterwasserschiffs, wie bspw. Beton im Ruderblatt und eine falsche Antifouling-Farbe. Kurz bevor wir geslippt werden sollten, haben wir festgestellt, dass das Ruder merkwürdige Geräusche macht. Die Baudenzüge waren verdreht und liefen nicht korrekt in der Führung. Also musste die ancora- Werft nochmal ran und das Kranen wurde verschoben.

Um 12:30 waren wir dann endlich im Wasser, nur noch kurz anlegen und das Deck abspülen, schon geht es los.

Ohne Mast ist selbst ein halber Meter Welle von der Seite sehr schaukelig. Aber nach etwas über einer Stunde Fahrt über offenes Wasser sind wir schon in der Trave und finden einen schönen Liegeplatz südlich der Autofähre.

Nach einem Rundgang durch die Stadt kehren wir auf Empfehlung beim Italiener ein. Aber es bleibt ein kurzer Abend, denn der Wecker hat heute Früh schon um 4:00 geklingelt und wir sind hundemüde.

Hafentag in Neustadt

In der Nacht bleibt es noch sehr ruhig und auch den Vormittag über kommt kein Sturm auf. Wir sind etwas verwundert, haben wir falsch geplant?

Wir gehen zur Hallberg Rassy Niederlassung und lassen uns über mögliche Veränderungen und Ergänzungen beraten. Vielleicht ein Genacker-Baum oder einen kleinen für den Code Zero? Hier liegt eine HR36 mit einem relativ langem Baum, aber wir sind noch nicht ganz überzeugt.

Anschließend geht es weiter zur Marina-Leitung wegen weiterer Absprachen zum Kranen am Freitag. Dann zur Wrede-Werft. Hier gehen wir die Details des Auftrags nochmal durch. Lasse kommt auch noch zu uns an Bord, damit wir den neuen Wasserpass abstimmen können. Er empfiehlt uns auch Grau Marine Edelstahl, den wir gleich anrufen. Unser Anker passt nicht zur Halterung und hat schon Schäden am Rumpf verursacht. Alexander kommt auch gleich noch vorbei, nimmt unsere Ideen schnell auf und hat verschiedene Lösungen parat. Er wird sich mit Wrede abstimmen, damit er die Zeit in der das Boot an Land ist auch für die Niro-Arbeiten nutzen kann. Dann wird auch eine neue Bugleiter nötig, für die er uns auch ein Angebot machen will.

Inzwischen kommt der Wind mit über 27kn über das Land. Jetzt haben wir also doch die richtige Entscheidung getroffen, gleich nach Neustadt durchzufahren.

Clemens nutzt die regenfreien Momente, um das Deck zu reparieren, wieder einmal ein paar Teakpfropfen rausgefallen.

Abends backen wir unsere Spezial-Pizza mit Schinken und Garnelen.

Heute bekommt Matthias seine Freisprechung und die Ehrung für das beste Design mit seinem wunderschönen Gesellenstück. Wir jubeln vom Boot aus mit und sind stolz auf den Kleenen. Morgen kommen die Hammer und Renalies nach Neustadt. Ein kleines Familientreffen an der Ostsee, wir freuen uns!

Bagenkop – Neustadt: Rasante Fahrt und viel Welle

Heute ist der Wetterbericht ausreichend gut, um nach Neustadt zu kommen. Anfangs sind noch dicke Wolken am Himmel, aber später kommt die Sonne raus. Der Weg über die Kieler Bucht nach Fehmarn ist sehr stürmisch, die Böen erreichen über 30kn, das ist Windstärke sieben. Da wir aber raumen Wind aus West-Nordwest haben, macht uns das nicht viel aus. Im Gegenteil, wir haben Vollzeug gesetzt und rauschen mit bis zu 9kn nach Süden. Die Wellen schaukeln uns ziemlich hin und her, aber wir genießen die Fahrt trotzdem.

Dicht hinter uns kreuzt eine Yacht vom The Ocean Race auf und verschwindet schnell Richtung Kiel. Am Wochenende startet hier das Rennen, wir sind schwer beeindruckt von der Geschwindigkeit von über 23kn.

Vor der Fehmarnbelt-Brücke kommen uns einige Segler entgegen, die müssen kreuzen, das sieht wirklich sehr anstrengend aus, bei diesen zwei Meter hohen Wellen.

Als wir durch die Brücke durch sind, wird der Wind und auch die Welle schlagartig weniger. Das fühlte sich schon gar nicht mehr nach Starkwind an, die Welle ist eher Wannsee-Größe. Dann auch noch die Sonne, da ist wieder wieder der Sommer!

Auf DP07, der deutschen Küstenfunkstelle, wird der aktuelle Wetterbericht durchgegeben: Orkanstärke und bis zu neun Meter hohe Wellen an der Nordsee, Windstärke sieben und drei Meter Welle auf der Ostsee.

Wir sind froh, als wir den Hafen in Neustadt erreichen, tanken erstmal den Diesel voll und legen dann am für uns reservierten Platz H34 an. Hier ist es so windgeschützt, dass uns der Sturm nicht viel anhaben kann. Dennoch machen wir das Boot sturmsicher mit vielen Leinen und gut verpackt.

Abends gehen wir noch (mäßig gut) in einer der drei Hafenkneipen essen, dann geht’s wieder an Bord. Im Moment herrscht hier noch die berühmte Ruhe vor dem Sturm mit leichtem Regen. Das Unwetter kommt erst heute Nacht oder morgen früh.

Noch ein Gläschen Wein, dann ist unser letzter Segel-Tag dieses Urlaubs vorbei. Nach dem Sturm müssen wir das Boot für das Kranen vorbereiten und dann geht es per Auto ab nach Hause.

Hafentag in Bagenkop

Wie erwartet pfeift der Wind in den Masten und Stagen, der Schwell schaukelt das Boot leicht hin und her, der Regen peitscht auf das Deck – ich drehe mich nochmal um und schlafe lächelnd weiter. Es ist wunderbar bei Sturm im sicheren Hafen zu liegen.

Der ganze Tag ist herrlich ereignislos. Ein kurzer Einkauf im Fischladen, Rettungseinsätze bei Anlegemanövern und viel Literatur.

Ein paar wenige Boote laufen im Laufe des Tages ein, allesamt sehen sehr fertig aus. Die Crewmitglieder sind erschöpft und schimpfen „warum mussten wir überhaupt auslaufen“, manche Skipper brechen in Tränen aus oder schreien hysterisch ihre Frust über den Kontrollverlust über das Boot raus. Sehr angespannte Stimmung, aber schön, wenn wir helfen können. Einer Skipperin biete ich an, sie zu umarmen. Sie springt sofort vom Boot und fällt mir mit Tränen in den Augen in die Arme. Ich fühle mich ein bisschen wie bei der Arbeit. Ein ganz normaler Sturmtag eben.

Abends schnacken wir noch mit vielen anderen Seglern, essen dann unser köstliches (in Butter und Weißwein sautiertes) Schollenfilet und gehen früh schlafen. Denn auch so ein ereignisloser Gammeltag ist anstrengend.

« Ältere Beiträge Neuere Beiträge »

© 2025 Tortilla Flat Blog

Theme von Anders NorénHoch ↑