Reiseblog von Moritz und Clemens

Autor: Moritz (Seite 20 von 33)

auf See-Bud

Die gestrige Nachtfahrt war leider nicht ganz so entspannt, wie wir erwartet haben. Gegen 19:00 kamen wir in das Gebiet der dangerous waves. Die richtige Zeit für ein Abendessen auf See, dachte ich mir, denn es war ganz ruhig. Wir hatten noch frischen Lachs und so gab es Spaghetti in Lachs-Hummer-Sauce. Köstlich! Allerdings kam die sehr unangenehme Welle dazwischen: mit dem Kopf über dem Topf mit Fischsud bin ich schlagartig seekrank geworden. Das hatte ich schon Jahrzehnte nicht mehr. Noch schnell das Essen fertig gemacht und dann raus an die frische Luft … tief durchatmen. Ging grade nochmal gut, aber essen konnte ich dann nichts mehr.

Die See ist träge und ölig, hat aber ganz erhebliche, zwei Meter hohe Kreuzelle. Das Boot findet keinen Rhythmus und schaukelt erbärmlich. Da kein Wind ist, stützt das Segel auch nicht mehr sondern schlägt bei jeder Welle hin und her.

Die erste Wache übernimmt Clemens nach dem Essen. Als es dunkel wird bin ich dran.

Die Route führt durch ein enges Schärenfahrwasser, das ist bei der Dunkelheit eine ganz neue Herausforderung für mich. Hier gibt es aber so viele Leuchtfeuer, dass die Orientierung ganz gut funktioniert.

Um 1:30 erreichen wir Bud. Der Hafen ist voll. Aber statt wieder im Päckchen zu liegen und fürs Ablegen der Innenliegenden gleich wieder aufstehen zu müssen, legen wir uns an das kurze freie Ende des Steges. Da stehen wir mit den Bug zwar deutlich raus, aber wir können ausschlafen.

Morgens legen die anderen Boote tatsächlich noch vor unserem Aufstehen ab und wir verlegen uns noch auf einen schöneren Platz.

Andreas kommt zum Frühstück vorbei und gemeinsam erkunden wir anschließend die Sehenswürdigkeiten von Bud. Hier ist ein Abschnitt des Atlantik-Walls erhalten geblieben. Etwas unheimlich bei dem Hintergedanken an Schützengräben in der Ukraine. Aber ein fantastischer Blick über die Schären, durch die wir nachts gefahren sind.

Die kleine Kirche ist leider geschlossen, sie soll aber sehenswert sein.

Mit Andreas besuchen wir am Nachmittag das Restaurant, das wir schon auf der Fahrt nach Norden besuchen wollten. Leider gibt es um diese Jahreszeit noch keine Krebse, aber das Buffet bietet viele norwegische Spezialitäten. Pappsatt verabschieden wir Andreas, der heute noch die Trollstiegen bezwingen will.

Den restlichen Tag liegen wir faul in der Sonne (!!!) und waschen Wäsche.

Heute Mittag frischt der Wind schon wie erwartet auf. Morgen soll es wieder Sturm und Regen von Süden geben und vermutlich bis Mittwoch oder Donnerstag anhalten. Wir liegen zum Glück wie geplant sicher und gut versorgt in Bud.

Brekstad-auf See

Heute haben wir ausnahmsweise keinen Regen beim Aufstehen. Rasch das Boot klarieren, dann gehts los. Unter Segeln Richtung Süd-West.

Aber so richtig gemütlich ist es nicht. Ein vertrauter Anblick: eine Regenfront nähert sich und das Thermometer hat grade erst die 10°C-Grenze überschritten. Wir überlegen, ob wir die heutige Etappe von rund 50sm lieber etwas verkürzen. Aber jetzt gehts erstmal weiter, vielleicht wird es ja doch noch besser. Der Wetterbericht verspricht: gegen Mittag hört der Regen wieder auf.

Tatsächlich bleibt es ab 14:00 trocken, aber viel wärmer wird’s dadurch auch nicht. Ein erneuter Check des Wetterberichtes lässt uns grübeln: morgen ab Mittag viel Wind von vorne und ein Seegebiet mit „dangerous waves“. Wir haben jetzt drei Optionen: 1. morgen im Hafen bleiben und auf bessere Bedingungen warten, 2. morgen sehr früh auslaufen, um vor dem Wind in Bud zu sein oder 3. die Nacht durch zu fahren.

Morgen Hafentag ist keine gute Option, da der Wind sich voraussichtlich nicht so bald wieder beruhigt. Es zieht eine Warmfront durch, da kann’s auch schnell mal Gewitter geben. Morgen schon sehr früh auslaufen klingt für uns auch nicht so attraktiv und es ist ja durchaus denkbar, dass der Wind schon deutlich früher einsetzt. Also entscheiden wir uns für Option drei.

Der Wind lässt wie vorhergesagt zum Abend hin stark nach und wir passieren die Gefahrenzone bei spiegelglatter See.

Wie der Trip heute Nacht lief, erfahrt ihr dann im morgigen Blogeintrag.

Trondheim-Brekstad

Auch wenn wir in den letzten Tagen wenig über Wind und Wetter berichtet haben, es war da: an der Atlantikküste stürmisch und sogar die 20sm landeinwärts in Trondheim noch mit stürmischen Böen spürbar. Ab morgen soll sich der Wind etwas beruhigen und von Süd über West auf Nord drehen. Auch wenn es wieder mal stark regnet und frostig kalt ist (etwas südlich von uns schneit es!), legen wir ab und segeln an den Eingang des Trondheimfjordes.

Andreas verabschiedet uns mit Rena und Johannes in der Videokonferenz. Wir sehen ihn noch ein paar Mal an der Uferstraße an uns vorbei fahren, dann trennen sich unsere Wege fürs erste.

blauer Pfeil:Andreas, schwarzer Pfeil: Hells Angels (Chapter Trondheim)

Obwohl wir noch im Windschatten vom Land sind, bekommen wir einen Eindruck davon, wie es weiter draußen stürmt und ziehen sogar ein Reff ins Groß. Manchmal schiebt uns der Strom, mal bremst er uns mit bis zu zwei Knoten innerhalb weniger Minuten. Die Strömungen sind hier schwer berechenbar.

Beim Bergen des Großsegels sehen wir, dass ein Reiter an der daran hängenden Latte gebrochen ist. Clemens hat also wieder etwas zu reparieren, denn ausgerechnet dieses Ersatzteil haben wir nicht mit.

Völlig durchnässt und durchgefroren kommen wir in Brekstad an. Hier ist leider kein Platz für uns frei, weil bei dem heutigen Wetter niemand ausläuft. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als uns ins Päckchen zu legen (für die Nicht-Segler: wir legen an einem anderen Boot an und sind nicht direkt am Steg dran).

Trondheim Hafentag II

Unsere heutige Tour durch Trondheim startete mit einem unverhofften Besuch in der kleinen Kirche am Hafen. Bisher war sie immer verschlossen, heute übt der Organist und die Tür steht auf. Nix wie rein.

Weiter geht es mit der Fortsetzung im Naturkunde Museum, das deutlich größer ist, als wir gestern vermutet haben. Neben Flora und Fauna wird auch die kulturgeschichtliche Entwicklung in der Region sowie ein Blick in die nachhaltige Wirtschaft der Zukunft gezeigt.

Da Andreas den Nedarosdom noch nicht gesehen hat, bringen wir ihn dort hin und besuchen allein den Sommergarten im Hof des Erzbischofs. Hier ist ein kleiner Mittelaltermarkt aufgebaut, in dem auch alte Handwerkskunst gezeigt wird.

Wir stecken nochmal kurz den Kopf in den Dom um zu sehen wo Andreas bleibt und stellen fest, dass die große Orgel gespielt wird. Wir werden auch ohne Eintrittskarte eingelassen und lauschen gebannt der Filmmusik aus diesem imposanten Instrument.

Jetzt ist es aber Zeit für einen kleinen Snack. Clemens zeigt Andreas noch rasch seinen Lieblingsladen Clas Olson, dann schlendern wir zum alten Hafen und von dort aus am Wasser entlang zum Boot/Bulli.

Noch ein Stückchen Kuchen und Kaffee zur Stärkung, dann will Clemens in den Mast gezogen werden, um nach der Ursache für die Reibung beim Segelsetzen zu suchen. Auf halber Höhe gehts einfach nicht mehr weiter, die Winschen lassen sich kaum noch drehen. Vielleicht ist das ja die Ursache? Clemens nimmt kurzerhand die eine Winsch auseinander, reinigt sie und fettet sie neu ein. Hoffentlich war’s das!

Trondheim Hafentag I

Wie geplant schlafen wir aus und frühstücken gemütlich. Dann geht es auf zur Stadtbesichtigung. Nördlich am Ufer entlang laufen wir durch die ehemaligen Werftanlagen, die inzwischen zu Sportboothafen und Restaurants umgestaltet sind. Auf der Außenseite gibt es noch ein Gewerbegebiet, unter anderem einen Volvo-Motorenservice, das merken wir uns.

Hinter dem Zentralbahnhof ist ein weiterer Sportboothafen, den wir ursprünglich anlaufen wollten. Er liegt zwar sehr schön zwischen modernen Gebäuden und Museen, aber die Sanitäranlagen fehlen hier. Daher liegen wir im westlichen Hafen eindeutig besser.

Die Museen in diesem Teil von Trondheim heben wir uns für morgen auf und gehen weiter Richtung Osten. Hier gibt es zwei U-Boot-Bunker, die allerdings nicht besichtigt werden können, da sie als Lager, Bowlingbahn und Industrieanlagen genutzt werden.

Das Seeschifffahrts-Museum befindet sich ganz in der Nähe und ist natürlich ein Pflichtprogramm für uns. Eine liebevoll gestaltete Ausstellung beschreibt vor allem die Ausbildung der Seeleute an Bord von Dreimastern.

Aber es wird auch gezeigt, wie die Werft in Trondheim das Leben bestimmt hat und die Menschen ihren Alltag bewältigen mussten. Noch etwas weiter Richtung Osten kommen wir in das historische Arbeiterviertel von Trondheim. Hier wohnten die Werftarbeiter quasi direkt an ihrer Arbeitsstätte. Inzwischen ist das ein eher szeniges Kreativ-Virtel mit vielen gemütlichen Kneipen, Galerien und Büros. Das steht im krassen Gegensatz zu den Bildern, die wir im Museum grade erst gesehen haben.

Das Kunstmuseum direkt beim Dom, das wir eigentlich als Nächstes besuchen wollten ist leider wegen Umbaus geschlossen. Die Erlebnislandschaft für Technik und Wissenschaft scheint eher etwas für Kinder zu sein, das lassen wir weg. Wir brauchen jetzt erstmal dringend eine Stärkung. Nach Hotdog, Zimtschnecke und Kaffe gehts wieder weiter.

Die kleine Vår Frue Kirche ist natürlich im Vergleich zum Dom winzig, aber sehr charmant.

Weiter gehts nochmal zum Nidarosdom, genauer gesagt zum Friedhof und dem Pilgerpfad. Zum Abschluss noch ein Abstecher ins Naturkunde Museum. Das macht leider schon um 16:00 zu (wie alle anderen Museen hier auch), aber die Eintrittskarte dürfen wir auch morgen nochmal nutzen. So schaffen wir bis zur Schließung noch die Sonderausstellung zum Thema Wölfe in Norwegen.

Müde und schlapp gehen wir zurück aufs Boot. Aber hier ist noch lange nicht Entspannung angesagt. Clemens will einen Ölwechsel vornehmen und ich koche Lasagne, da wir heute Abend noch Besuch erwarten.

Der Ölwechsel läuft nicht ganz reibungslos, denn die Pumpe saugt sich fest und der Schlauch rutscht von der Pumpe. Schmutziges Öl spritzt Kreuz und quer im Durchgang zur Achterkoje. Was für eine Sauerei!

Der Rest des Ölwechsels ist dagegen eine saubere Angelegenheit und eigentlich wollten wir ohnehin mal wieder das Boot putzen… Bleibende Schäden hat das schwarze Öl nicht verursacht.

Abends kommt dann Andreas genau richtig zum Lasagne-Essen. Er macht grade mit seinem Wohnmobil in Norwegen Urlaub und ist heute Früh in Oslo mit der Fähre angekommen. Wir freuen uns riesig, mal wieder ein vertrautes Gesicht zu sehen.

Im Hafen ist starker Schwell, was Clemens und ich schon gar nicht mehr merken. Aber Andreas braucht einen Horizont und wir essen draußen.

« Ältere Beiträge Neuere Beiträge »

© 2025 Tortilla Flat Blog

Theme von Anders NorénHoch ↑