Reiseblog von Moritz und Clemens

Autor: Moritz (Seite 23 von 33)

Helnessund-Sandhornøya (Våg)

Gestern Abend war schon ein richtiger Sommerabend und heute früh wachen wir bei blauem Himmel auf. Es ist so warm, dass wir uns für kurze Hosen entscheiden! Ich halte das dann auch den Rest des Tages durch, Clemens gibt im Laufe des Nachmittags auf und zieht sich doch wieder wärmer an, denn die Temperaturen halten sich nicht mehr sobald der Wind aufkommt.

Morgens ist es noch flau und die See träge. Bei Sonnenschein ist das aber auch das motoren nicht so schlimm.

Als Wolken aufziehen, kommt auch der Wind und wir können die zweite Hälfte des Tages segeln.

Bei Bodø sind direkt über unseren Köpfen die kleinen Propellerflugzeuge im Landeanflug, wir können sie fast anfassen.

Unser heutiges Ziel ist eigentlich nur ein Fischerhafen, wir sind das einzige Segelboot im Hafen, es ist herrlich ruhig hier.

Wir liegen am Fuß des Berges Sandhorn, der bereits Dichter und Komponisten inspiriert hat. Das hier entstandene Lied «Å eg veit meg eit land, langt der oppe mot nord…» von Elias Blix ist aber nicht vergleichbar mit dem Ohrwurm, den mir Marie ins Ohr gesetzt hat: Stavanger von banana boat

Hammarøy-Helnessund

Mit großer Begeisterung stellen wir morgens fest, dass die Sonne scheint und der Wind aus Norden kommt. Nix wie raus, zuerst mit Groß und Fock, dann mit Groß und Spi.

Die Sicht ist so klar, dass wir zum Abschied vom hohen Norden nochmal die Skyline der Lofoten mit ihren schneeverhangenen Bergen sehen können.

Wir genießen die rauschende Fahrt und haben jede Menge Action, denn wir fahren wieder durch ein „dangerous waves“ Gebiet und der Wind dreht noch stärker als die Strömung.

Wir machen eine Schifte nach der anderen. Zwei Mal dreht der Wind im Manöver so ungünstig, dass sich der Spi ums Vorstag wickelt. Ist klar, dass dann grade der Wind auf 25kn aufbriest. Aber es bleibt alles heil, nur Clemens und ich brauchen dringend eine Dusche.

Vielen

Dank an Reinhold für die Videos und Bilder

Im Hafen soll es eine Tankstelle geben, die wir schließlich auch finden. Ein winzig kleiner niedriger Schwimmsteg zwischen Fischern. Dazu kommt noch ein nicht unerheblicher Tidenstrom. Die Manöver sind wieder schweißtreibend und die Dusche immer dringender. Dazu kommt, das habe ich ja noch gar nicht berichtet, dass wir seit einer Woche keine Dusche mehr in den Häfen hatten.

Als wir mit der Fee am Steg liegen, stellen wir mit Erleichterung fest: Dusche und Waschmaschine sind vorhanden! Mit was für Kleinigkeiten man uns schon glücklich machen kann!

Svolvær-Hamarøy (Tranøy)

Für heute haben wir etwas ganz Besonders geplant: Nord-östlich von uns ist der berühmte Trollfjord und wir fahren gemeinsam mit der Fee dorthin. Der Wind passt gut, wir können segeln.

Was für ein Glück, dass der Himmel heute nicht komplett bedeckt ist, denn dieser Anblick ist ohne die tiefen Wolken einfach überwältigend.

Kurz vor uns fahren die Speedboote in den Fjord, sind aber wieder weg, bevor wir komplett ans Ende gefahren sind.

Die schroffen und scheinbar unendlich hohen Felswände flößen uns Respekt ein.

Wir können bis direkt an die Felsen ran fahren, da sie senkrecht ins Wasser gehen.

In den sechziger und siebziger Jahren haben sich Segler mit ihren Schiffsnamen auf den Felsen verewigt, wenn sie hier zu Besuch waren.

Ein imposanter Wasserfall bricht aus der Wand hervor. Am Ende des Fjordes ist ein Kraftwerk, das aus weiteren Wasserfällen Energie generiert.

Als wir wieder aus dem Trollfjord hinaus fahren, ist die Sonne wieder weg und es wird gewohnt diesig. Unter Segeln gehts auf nach Hamarøy auf dem Festland.

Der Ort Tranøy ist für seine Kunstwerke und Galerien bekannt. Jedes Jahr wird ein neuer Künstler verpflichtet, hier ein Werk in der Natur aufzustellen.

Der Hafen selbst ist leider nicht, wie im Hafenhandbuch beschrieben. Die Brauerei ist durch einen Sturm zerstört worden und die Servicegebäude vom neuen Eigentümer in ein Ferienhaus umgebaut. Aber ruhig und idyllisch ist es hier trotzdem.

Svolvær Hafentag III

Zwischen uns und unserem nächsten Ziel sind heute Sturmböen mit 35kn hinweggezogen, die Ausläufer haben wir sogar im Hafen gespürt. Wir bleiben also für heute in Svolvær und nutzen die Zeit um das Boot zu putzen, kleine Reparaturen auszuführen und vor allem, um die nächsten Etappen zu planen. Denn das erste Drittel unserer Reisezeit ist vorbei und wir machen uns auf den Rückweg. Reinhold, mit seiner „Fee“ hat ähnliche Pläne und wir werden die nächsten Tage gemeinsam fahren. Für morgen steht der Trollfjord an, ein kleiner aber besonders enger Fjord, für den hier auch Speedboot-Fahrten angeboten werden. Da es dort keine richtigen Stege gibt, können wir nicht bleiben, aber anschauen wollen wir uns das schon. Wenn es allerdings so regnet wie heute, sparen wir uns das, denn bei Schlechter Sicht haben wir ja von der schönen Landschaft nichts.

Damit ihr heute nicht ganz ohne Bilder auskommen müsst:

Das ist aber ein Bild von gestern, als es nicht geregnet hat.

Svolvær Hafentag II – Rundfahrt mit dem Auto

Gestern Abend hatten wir Besuch von fünf jungen Männern, die überraschend vor unserem Boot standen: der Zoll. Ratz-fatz waren sie an Bord und wollten uns filzen. Ich habe gleich unsere Quittung von den bezahlen Steuern auf der App gezeigt, woraufhin sich nur noch zwei bei uns genauer umschauen wollten. Sie haben alle Fächer durchgeschaut, in den Stauräumen unter den Polstern geprüft, einige Bodenbretter hochgehoben und den Kühlschrank durchforstet. Aber sie waren dabei sehr entspannt und zurückhaltend. Natürlich hatten sie nichts zu beanstanden! Ganz im Gegensatz zu zwei anderen Booten am Steg, die deutlichen Stress hatten. Merkwürdiger Weise waren die Eigner hinterher gar nicht mehr so gesprächig wie noch tagsüber…

Wie geplant holen wir heute früh um 9:00 den Mietwagen ab, einen Swift Hybrid. Und schon gehts los zur ersten Sehenswürdigkeit, der Lofotenkatedralen Vågan Kirke, nur wenige Kilometer südlich von Svolvær. 1898 nach drei Jahren Bauzeit fertiggestellt, wurde sie zur religiösen Heimat für die rund viertausend Fischer des Ortes. Die alte Kirche war zu klein geworden für die florierende Fischerei.

Die Kirche ist Hans Egede, dem Apostel Grönlands, gewidmet. Innen ist sie protestantisch zurückhaltend gestaltet, viele Portraits der ehemaligen Priester dekorieren die Wände.

Gleich nebenan liegt das Dorf Henningsvær. Wir hatten überlegt, mit dem Boot dorthin zu fahren, da es hier einen Sportboothafen geben sollte. Zum Glück haben wir uns für das Auto entschieden, denn es ist ein reiner Fischereihafen. Aber ein ganz besonders malerischer.

Der riesige Parkplatz am Eingang des Dorfes lässt erahnen, was hier in der Hochsaison los ist.

Mit Erstaunen sehe ich ein Hinweisschild mit Ai Weiwei at KaviarFactory. Dieser weltbekannte Künstler in diesem verschlafenen Nest? Tatsächlich hat er hier ein Kulturzentrum ausgestattet, das wir natürlich besichtigen. Die freundliche Dame am Eingang freut sich über unseren Besuch, denn die meisten Touristen gehen hier einfach vorbei und können mit dem Namen Ai Weiwei nichts anfangen. Die Frankfurter Allgemeine habe über die Ausstellung berichtet, aber keine einzige norwegische Tageszeitung habe sich dafür interessiert. Wir bewundern die Lego-Bilder.

Natürlich gibt es auch Installationen zum Thema Flüchtlinge…

… und einen Buddha, der in eine Leuchtturm-Linse eingeschlossen ist.

Wir sind begeistert und machen uns auf zu unserem nächsten Ziel, dem am weitesten entfernten Ort unserer Tour. Wir fahren etwas über 100km durch diese wunderschöne Landschaft Richtung Süd-West.

Die Landschaft ist durchzogen von kleinen Flüssen und größeren Fjorden, anfangs noch bei strahlendem Sonnenschein. An vielen Stellen sind die Gestelle zum Trocknen der Stockfische voll mit Fischköpfen …

…oder den Fischkörpern ohne Kopf behangen

Die Straßen sind eng und mit viel Splitt, wir sind froh, die Zusatzversicherung abgeschlossen zu haben.

Å ist eigentlich kaum ein Ort, mehr ein Aussichtspunkt, den man sich erwandern muss. Wir stapfen also durch die nassen Mooswiesen und schroffen Felsen bis ans Ende der Lofoten.

Am Horizont schimmern die Berge vom Festland mit ihren Schneedecken zu uns rüber.

Wir haben Hunger und folgen der Empfehlung der Auto-Vermieterin nach Reine zu Anitas Sjømat. Hier soll es die besten Fisch-Burger geben, das müssen wir natürlich prüfen. Das Restaurant ist urig eingerichtet und bietet eine interessante Auswahl an Speisen und Delikatessen zum Mitnehmen.

Clemens gibt mir eine Kostprobe von Rentierfleisch zum probieren, schmeckt irgendwie merkwürdig. Der Verkäufer klärt uns auf: kein Ren- sonder Walfleisch. Hmmm, nicht so mein Fall, sowohl moralisch als auch geschmacklich. Wir sind froh, die Fisch-Burger bestellt zu haben, denn die sind wirklich allererste Klasse!

Weiter gehts nach Nusfjord. Hier haben wir zuerst einigen Stress auf dem Parkplatz. Nicht nur, dass man fast 45° Steigung über Schotter hoch fahren muss, dann ist er auch noch eng und voll. Ich habe schon fast keine Lust mehr. Aber zum Glück setzt sich Clemens durch und wir steigen vom Parkplatz in das Dorf hinab. In der Sommersaison wird für das Dorf Eintritt genommen und wir verstehen das vollkommen. Die liebevoll gepflegten alten Fischerhäuser sind alle zu Galerie, Museum oder Restaurationsbetrieb ausgebaut. In einer Ausstellung bekommen wir einen Eindruck davon, wie es hier im Winter aussieht. Auch schön!

Das Dorf Nussfjord ist malerisch und romantisch.

Wir brauchen noch ein Dessert und kehren bei der alten Kolonialwaren-Post-Apotheke ein, in der wir frische Waffeln mit clotted cream und einen latte macchiato serviert bekommen.

Jetzt steht nur noch ein Ziel auf unserer Liste: Eggum auf der Außenseite der Lofoten. Wir fahren bei inzwischen wieder bedecktem Himmel Richtung Norden. Wegen einer Straßensperrung müssen wir leider Umwege fahren, werden aber durch weitere schöne Landschaften entschädigt.

Der Weg nach Eggum führt über komplett unbefestigte Straßen aber er lohnt sich. Am Ende steht eine alte kleine Festungsanlage mit fantastischem Blick auf den Atlantik.

Erschöpft aber glücklich machen wir uns auf den Heimweg zum Hafen von Svolvær. Wir haben fast 350km abgefahren (dafür nur 15 Liter Benzin gebraucht) und einen nachhaltigen Eindruck der Lofoten bekommen. Fazit: die Lofoten sind eine Reise wert. Vor allem für Wanderungen und Klettertouren ist es hier ein Paradies, dem sogar ich mich nicht entziehen konnte.

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