Reiseblog von Moritz und Clemens

Autor: Moritz (Seite 24 von 33)

Svolvær Hafentag I

Wie erwartet stürmt und schüttet es heute. Wir hatten also ein perfektes Timing, um vom Festland auf die Lofoten überzusetzen. Nach einem Besuch in der Touristen-Information erkunden wir den Ort. Damit sind wir relativ schnell durch, denn erstens ist der Ort klein und zweitens laufen wir wegen des Regens ziemlich schnell.

Ein Segler aus Svolvær, den wir in Kjerringøy kennengelernt haben, empfahl uns, die Lofoten per Mietwagen zu erkunden. Die Häfen auf der Atlantik-Seite seien für unsere Bootsgröße nicht geeignet und die inneren Häfen zum Teil mit sehr wenig Service und wenigen guten Liegeplätzen. Wir nehmen diese Empfehlung an und klappern alle verfügbaren Autovermietungen vor Ort (Hertz, europcar, Sixt) ab, um für morgen einen Wagen zu bekommen. Bei Sixt werden wir dann endlich fündig.

Ab 12:00 hat Magic Ice geöffnet, das müssen wir sehen! Da wir auf der Reise noch nicht genug gefroren haben, müssen wir in den Permafrost!

Bei minus fünf Grad sind hier Eisskulpturen rund um die Fischerei-Geschichte und Mythen der Lofoten ausgestellt.

Die fantasievollen Kunstwerke und Illuminationen begeistern uns. Außerdem gibt es eine Cocktailbar mit sphärischer Lounge-Musik.

Die Kälte fühlt sich gar nicht so schlimm an, da es eine trockene Kälte ist und außerdem weht hier kein Wind, wie draußen auf dem Wasser.

Zum Eintritt von rund fünfzig Euro gehört auch ein kleiner Cocktail im Eisglas, den genießen wir ganz besonders!

Zurück auf dem Boot kommt uns das Wetter nun gar nicht mehr so kalt vor, obwohl es hier nichtmal zweistellig wird.

Den Rest des Tages verbringen wir mit der Vorbereitung unseres morgigen Landausflugs und kleineren Reparaturarbeiten. Die Zeit nutzen wir auch, um die etwas aufwändiger verstauten Vorräte (bspw. unter den Bodenbrettern) hervorzuholen, denn nach sechs Wochen müssen wir einiges nachfüllen.

Kjerringøy-Svolvær (Lofoten)

Heute hatten wir endlich wieder einen Segeltag von Hafen zu Hafen! Es hat ordentlich Wind gegeben, schon morgens mit über 20kn im Nebel. Nach kurzer Zeit hob sich die Wolkendecke etwas, unten war gute Sicht aber die Berge waren wieder nur zur Hälfte sichtbar. Mit ordentlich Speed rauschen wir durch das noch geschützte Fahrwasser. Vorbei an einer Insel, die aussieht wir das Auenland für Trolle! Die Insel heißt auch entsprechend: Trollholmen.

In einem der Häfen sehen wir die „Fee“ wieder, ein deutscher Segler, den wir schon mehrfach getroffen haben. Wir sprechen kurz über Funk: er hat auf uns gewartet und will mit uns zusammen über die offene See zu den Lofoten fahren. Nix wie los!

Die Wellen, die uns draußen erwarten sind ziemlich ruppig und drei Meter hoch. Aber wir haben raumen Wind, also ist Vollzeug vertretbar und mit mehr Geschwindigkeit kommen wir auch besser durch die Wellen.

Die schwarzen Wolkenbänder ziehen zum Glück vor uns durch und wir bleiben halbwegs trocken. Um die Insel Skrova machen wir einen größeren Bogen als ursprünglich geplant, denn die Wassertiefe geht hier von über dreihundert auf unter zwanzig Meter hoch. Die hierdurch entstehende Welle wollen wir lieber etwas umfahren.

Hurra, wir haben die Lofoten erreicht!

Im Hafen Svolvær angekommen legen wir an einem Steg mitten in der kleinen Stadt an, die „Fee“ kommt auch bald nach. Am Abend sind es dann schon vier deutsche Segelboote.

Morgen ist erstmal Ausschlafen angesagt. Es sollen zwei stürmische Wetterfronten hintereinander durchziehen, das wollen wir lieber vom Hafen aus erleben.

Støtt-Kjerringøy

Wie erwartet ist es heute flau. Wir setzen trotzdem zuversichtlich das Groß und den Kegel. Auf der spiegelglatten See sichten wir dann endlich unsere ersten Papageitaucher (Puffin). Sie gehören zu der Familie der Alkenvögel, wie auch die Lumme (siehe unseren Eintrag aus Stavanger) und die Gryllteiste, die wir hier auch schon gesehen haben.

Gespenstisch scheinen die Inseln zu schweben, denn der Himmel ist kaum vom Wasser zu unterscheiden.

Aber etwas Blau scheint ab Mittag durch die Wolkendecke! Die Sonne wärmt zwar noch nicht, ist aber gut für die Motivation. Denn wir überqueren den Saltfjord, der die stärkste Gezeitenströmung der Erde hat. Wir halten uns in respektvollem Abstand von der gefährlichen Ecke, in der die rasenden Strudel bis zu zehn Meter Durchmesser haben. Statt dessen fahren wir durch Bodø weiter gen Norden.

Für ein paar Seemeilen frischt der Wind auf und wir können noch etwas segeln, aber leider nur kurz. Nebenher schauen wir die Starts der ILCAs bei der Kieler Woche im Internet an (für Insider: … aufs Team, aufs Team, aufs Teeeeeeeeam!).

Unser heutiges Ziel ist Kejrringøy, ein kleiner Ferienort mit einem großen Freilichtmuseum, das sogar zum norwegischen Kulturerbe gehört.

Leider ist alles schon seit 17:00 geschlossen, aber auch von außen ist die Anlage sehenswert.

Hier gibt es sogar so etwas wie Südsee-Strand.

Nesna-Støtt

So langsam gewöhne ich mich an das morgendliche Trommeln des Regens auf das Deck. So auch heute, dazu noch das Heulen des Windes in den Wanten.

Da wir achterlichen Wind erwarten, reffen wir nicht sondern setzen alles! Nach den ersten Regengüssen klart es von Westen her etwas auf und wir versuchen, hinter der einen und vor der anderen Regenwolke zu bleiben und werden mit blauem Himmel belohnt.

Es ist erstaunlich, wie wechselhaft der Wind hier ist. Durch die Berge haben wir heute immer wieder Windlöcher und Sturmböen, die einander abwechseln.

… sieht aus wie ein Vulkan

Und dann kam der große Augenblick: der Polarkreis!

Auf einer kleinen Insel ist ein Globus-Monument aufgestellt, das den Polarkreis anzeigen soll.

Da der Polarkreis allerdings pro Jahr um ca. 14 Meter nach Norden wandert, ist der heutige Polarkreis ein paar Meilen nördlicher bei 66° 33‘ 55‘‘. Wir feiern beide Punkte!

Weil es so schön läuft, planen wir mal wieder um und fahren etwa 20sm weiter nach Støtt, einer kleinen Insel mit Fischerei und Restaurant. Letzteres ist leider für heute ausgebucht, sieht aber urgemütlich aus. Wir merken uns das für den Rückweg.

Abends stoßen wir mit dem selbst gebrauen Bier von Knut an. Skål!

Berg-Nesna

Was für eine Überraschung am Morgen: Torghatten ist zu sehen! Wir fahren extra einen Bogen, um das Loch zu entdecken.

Es ist so windstill, dass wir heute noch nicht einmal das Großsegel setzen, sondern gleich nur motoren. Die Wolken hängen etwas höher als in den vergangenen Tagen, sodaß wir etwas mehr von den Bergen erahnen können.

Zum Mittag kommt sogar etwas Blau am Himmel zum Vorschein. Aber die See bleibt spiegelglatt. Schade ums Segeln, schön für die Fotos!

Am Nachmittag passieren wir die sieben Schwestern, die sich liebend gern dem Troll aus unserem gestrigen Beitrag hingegeben hätten. Er hatte aber keinen Blick für sie übrig. Schlussendlich sind auch sie mit den ersten Sonnenstrahlen zu Stein erstarrt.

Es ist so schönes Wetter, dass wir nicht schon um 15:00 in Herøy anlegen wollen. Auch wenn wir wegen des wenigen Windes nicht segeln können, genießen wir die Landschaft in der Sonne.Wir planen um und fahren weiter nach Nesna. Im Ramfjorden erleben wir Fallböen mit über 16kn, zwischendurch immer nur 2kn Wind. Das ist ein bisschen unheimlich, denn das Wasser ist durch die Tidenströme ohnehin aufgewühlt und wir sehen die Böen nicht kommen. Aber wir haben eh kein Segel oben und damit wenig Windwiderstand. Ist also für uns nicht wirklich gefährlich.

Der Tidenstrom bremst uns noch für die letzten zwei Stunden aus, dann haben wir es für heute geschafft: 60sm. Das Panorama an unserem Liegeplatz ist unbezahlbar!

Am Abend zieht sich der Himmel wieder komplett zu, morgen soll es wieder regnen.

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