Reiseblog von Moritz und Clemens

Kategorie: Norwegen Berlin-Lofoten (Seite 1 von 9)

Svolvær Hafentag III

Zwischen uns und unserem nächsten Ziel sind heute Sturmböen mit 35kn hinweggezogen, die Ausläufer haben wir sogar im Hafen gespürt. Wir bleiben also für heute in Svolvær und nutzen die Zeit um das Boot zu putzen, kleine Reparaturen auszuführen und vor allem, um die nächsten Etappen zu planen. Denn das erste Drittel unserer Reisezeit ist vorbei und wir machen uns auf den Rückweg. Reinhold, mit seiner „Fee“ hat ähnliche Pläne und wir werden die nächsten Tage gemeinsam fahren. Für morgen steht der Trollfjord an, ein kleiner aber besonders enger Fjord, für den hier auch Speedboot-Fahrten angeboten werden. Da es dort keine richtigen Stege gibt, können wir nicht bleiben, aber anschauen wollen wir uns das schon. Wenn es allerdings so regnet wie heute, sparen wir uns das, denn bei Schlechter Sicht haben wir ja von der schönen Landschaft nichts.

Damit ihr heute nicht ganz ohne Bilder auskommen müsst:

Das ist aber ein Bild von gestern, als es nicht geregnet hat.

Svolvær Hafentag II – Rundfahrt mit dem Auto

Gestern Abend hatten wir Besuch von fünf jungen Männern, die überraschend vor unserem Boot standen: der Zoll. Ratz-fatz waren sie an Bord und wollten uns filzen. Ich habe gleich unsere Quittung von den bezahlen Steuern auf der App gezeigt, woraufhin sich nur noch zwei bei uns genauer umschauen wollten. Sie haben alle Fächer durchgeschaut, in den Stauräumen unter den Polstern geprüft, einige Bodenbretter hochgehoben und den Kühlschrank durchforstet. Aber sie waren dabei sehr entspannt und zurückhaltend. Natürlich hatten sie nichts zu beanstanden! Ganz im Gegensatz zu zwei anderen Booten am Steg, die deutlichen Stress hatten. Merkwürdiger Weise waren die Eigner hinterher gar nicht mehr so gesprächig wie noch tagsüber…

Wie geplant holen wir heute früh um 9:00 den Mietwagen ab, einen Swift Hybrid. Und schon gehts los zur ersten Sehenswürdigkeit, der Lofotenkatedralen Vågan Kirke, nur wenige Kilometer südlich von Svolvær. 1898 nach drei Jahren Bauzeit fertiggestellt, wurde sie zur religiösen Heimat für die rund viertausend Fischer des Ortes. Die alte Kirche war zu klein geworden für die florierende Fischerei.

Die Kirche ist Hans Egede, dem Apostel Grönlands, gewidmet. Innen ist sie protestantisch zurückhaltend gestaltet, viele Portraits der ehemaligen Priester dekorieren die Wände.

Gleich nebenan liegt das Dorf Henningsvær. Wir hatten überlegt, mit dem Boot dorthin zu fahren, da es hier einen Sportboothafen geben sollte. Zum Glück haben wir uns für das Auto entschieden, denn es ist ein reiner Fischereihafen. Aber ein ganz besonders malerischer.

Der riesige Parkplatz am Eingang des Dorfes lässt erahnen, was hier in der Hochsaison los ist.

Mit Erstaunen sehe ich ein Hinweisschild mit Ai Weiwei at KaviarFactory. Dieser weltbekannte Künstler in diesem verschlafenen Nest? Tatsächlich hat er hier ein Kulturzentrum ausgestattet, das wir natürlich besichtigen. Die freundliche Dame am Eingang freut sich über unseren Besuch, denn die meisten Touristen gehen hier einfach vorbei und können mit dem Namen Ai Weiwei nichts anfangen. Die Frankfurter Allgemeine habe über die Ausstellung berichtet, aber keine einzige norwegische Tageszeitung habe sich dafür interessiert. Wir bewundern die Lego-Bilder.

Natürlich gibt es auch Installationen zum Thema Flüchtlinge…

… und einen Buddha, der in eine Leuchtturm-Linse eingeschlossen ist.

Wir sind begeistert und machen uns auf zu unserem nächsten Ziel, dem am weitesten entfernten Ort unserer Tour. Wir fahren etwas über 100km durch diese wunderschöne Landschaft Richtung Süd-West.

Die Landschaft ist durchzogen von kleinen Flüssen und größeren Fjorden, anfangs noch bei strahlendem Sonnenschein. An vielen Stellen sind die Gestelle zum Trocknen der Stockfische voll mit Fischköpfen …

…oder den Fischkörpern ohne Kopf behangen

Die Straßen sind eng und mit viel Splitt, wir sind froh, die Zusatzversicherung abgeschlossen zu haben.

Å ist eigentlich kaum ein Ort, mehr ein Aussichtspunkt, den man sich erwandern muss. Wir stapfen also durch die nassen Mooswiesen und schroffen Felsen bis ans Ende der Lofoten.

Am Horizont schimmern die Berge vom Festland mit ihren Schneedecken zu uns rüber.

Wir haben Hunger und folgen der Empfehlung der Auto-Vermieterin nach Reine zu Anitas Sjømat. Hier soll es die besten Fisch-Burger geben, das müssen wir natürlich prüfen. Das Restaurant ist urig eingerichtet und bietet eine interessante Auswahl an Speisen und Delikatessen zum Mitnehmen.

Clemens gibt mir eine Kostprobe von Rentierfleisch zum probieren, schmeckt irgendwie merkwürdig. Der Verkäufer klärt uns auf: kein Ren- sonder Walfleisch. Hmmm, nicht so mein Fall, sowohl moralisch als auch geschmacklich. Wir sind froh, die Fisch-Burger bestellt zu haben, denn die sind wirklich allererste Klasse!

Weiter gehts nach Nusfjord. Hier haben wir zuerst einigen Stress auf dem Parkplatz. Nicht nur, dass man fast 45° Steigung über Schotter hoch fahren muss, dann ist er auch noch eng und voll. Ich habe schon fast keine Lust mehr. Aber zum Glück setzt sich Clemens durch und wir steigen vom Parkplatz in das Dorf hinab. In der Sommersaison wird für das Dorf Eintritt genommen und wir verstehen das vollkommen. Die liebevoll gepflegten alten Fischerhäuser sind alle zu Galerie, Museum oder Restaurationsbetrieb ausgebaut. In einer Ausstellung bekommen wir einen Eindruck davon, wie es hier im Winter aussieht. Auch schön!

Das Dorf Nussfjord ist malerisch und romantisch.

Wir brauchen noch ein Dessert und kehren bei der alten Kolonialwaren-Post-Apotheke ein, in der wir frische Waffeln mit clotted cream und einen latte macchiato serviert bekommen.

Jetzt steht nur noch ein Ziel auf unserer Liste: Eggum auf der Außenseite der Lofoten. Wir fahren bei inzwischen wieder bedecktem Himmel Richtung Norden. Wegen einer Straßensperrung müssen wir leider Umwege fahren, werden aber durch weitere schöne Landschaften entschädigt.

Der Weg nach Eggum führt über komplett unbefestigte Straßen aber er lohnt sich. Am Ende steht eine alte kleine Festungsanlage mit fantastischem Blick auf den Atlantik.

Erschöpft aber glücklich machen wir uns auf den Heimweg zum Hafen von Svolvær. Wir haben fast 350km abgefahren (dafür nur 15 Liter Benzin gebraucht) und einen nachhaltigen Eindruck der Lofoten bekommen. Fazit: die Lofoten sind eine Reise wert. Vor allem für Wanderungen und Klettertouren ist es hier ein Paradies, dem sogar ich mich nicht entziehen konnte.

Svolvær Hafentag I

Wie erwartet stürmt und schüttet es heute. Wir hatten also ein perfektes Timing, um vom Festland auf die Lofoten überzusetzen. Nach einem Besuch in der Touristen-Information erkunden wir den Ort. Damit sind wir relativ schnell durch, denn erstens ist der Ort klein und zweitens laufen wir wegen des Regens ziemlich schnell.

Ein Segler aus Svolvær, den wir in Kjerringøy kennengelernt haben, empfahl uns, die Lofoten per Mietwagen zu erkunden. Die Häfen auf der Atlantik-Seite seien für unsere Bootsgröße nicht geeignet und die inneren Häfen zum Teil mit sehr wenig Service und wenigen guten Liegeplätzen. Wir nehmen diese Empfehlung an und klappern alle verfügbaren Autovermietungen vor Ort (Hertz, europcar, Sixt) ab, um für morgen einen Wagen zu bekommen. Bei Sixt werden wir dann endlich fündig.

Ab 12:00 hat Magic Ice geöffnet, das müssen wir sehen! Da wir auf der Reise noch nicht genug gefroren haben, müssen wir in den Permafrost!

Bei minus fünf Grad sind hier Eisskulpturen rund um die Fischerei-Geschichte und Mythen der Lofoten ausgestellt.

Die fantasievollen Kunstwerke und Illuminationen begeistern uns. Außerdem gibt es eine Cocktailbar mit sphärischer Lounge-Musik.

Die Kälte fühlt sich gar nicht so schlimm an, da es eine trockene Kälte ist und außerdem weht hier kein Wind, wie draußen auf dem Wasser.

Zum Eintritt von rund fünfzig Euro gehört auch ein kleiner Cocktail im Eisglas, den genießen wir ganz besonders!

Zurück auf dem Boot kommt uns das Wetter nun gar nicht mehr so kalt vor, obwohl es hier nichtmal zweistellig wird.

Den Rest des Tages verbringen wir mit der Vorbereitung unseres morgigen Landausflugs und kleineren Reparaturarbeiten. Die Zeit nutzen wir auch, um die etwas aufwändiger verstauten Vorräte (bspw. unter den Bodenbrettern) hervorzuholen, denn nach sechs Wochen müssen wir einiges nachfüllen.

Kjerringøy-Svolvær (Lofoten)

Heute hatten wir endlich wieder einen Segeltag von Hafen zu Hafen! Es hat ordentlich Wind gegeben, schon morgens mit über 20kn im Nebel. Nach kurzer Zeit hob sich die Wolkendecke etwas, unten war gute Sicht aber die Berge waren wieder nur zur Hälfte sichtbar. Mit ordentlich Speed rauschen wir durch das noch geschützte Fahrwasser. Vorbei an einer Insel, die aussieht wir das Auenland für Trolle! Die Insel heißt auch entsprechend: Trollholmen.

In einem der Häfen sehen wir die „Fee“ wieder, ein deutscher Segler, den wir schon mehrfach getroffen haben. Wir sprechen kurz über Funk: er hat auf uns gewartet und will mit uns zusammen über die offene See zu den Lofoten fahren. Nix wie los!

Die Wellen, die uns draußen erwarten sind ziemlich ruppig und drei Meter hoch. Aber wir haben raumen Wind, also ist Vollzeug vertretbar und mit mehr Geschwindigkeit kommen wir auch besser durch die Wellen.

Die schwarzen Wolkenbänder ziehen zum Glück vor uns durch und wir bleiben halbwegs trocken. Um die Insel Skrova machen wir einen größeren Bogen als ursprünglich geplant, denn die Wassertiefe geht hier von über dreihundert auf unter zwanzig Meter hoch. Die hierdurch entstehende Welle wollen wir lieber etwas umfahren.

Hurra, wir haben die Lofoten erreicht!

Im Hafen Svolvær angekommen legen wir an einem Steg mitten in der kleinen Stadt an, die „Fee“ kommt auch bald nach. Am Abend sind es dann schon vier deutsche Segelboote.

Morgen ist erstmal Ausschlafen angesagt. Es sollen zwei stürmische Wetterfronten hintereinander durchziehen, das wollen wir lieber vom Hafen aus erleben.

Støtt-Kjerringøy

Wie erwartet ist es heute flau. Wir setzen trotzdem zuversichtlich das Groß und den Kegel. Auf der spiegelglatten See sichten wir dann endlich unsere ersten Papageitaucher (Puffin). Sie gehören zu der Familie der Alkenvögel, wie auch die Lumme (siehe unseren Eintrag aus Stavanger) und die Gryllteiste, die wir hier auch schon gesehen haben.

Gespenstisch scheinen die Inseln zu schweben, denn der Himmel ist kaum vom Wasser zu unterscheiden.

Aber etwas Blau scheint ab Mittag durch die Wolkendecke! Die Sonne wärmt zwar noch nicht, ist aber gut für die Motivation. Denn wir überqueren den Saltfjord, der die stärkste Gezeitenströmung der Erde hat. Wir halten uns in respektvollem Abstand von der gefährlichen Ecke, in der die rasenden Strudel bis zu zehn Meter Durchmesser haben. Statt dessen fahren wir durch Bodø weiter gen Norden.

Für ein paar Seemeilen frischt der Wind auf und wir können noch etwas segeln, aber leider nur kurz. Nebenher schauen wir die Starts der ILCAs bei der Kieler Woche im Internet an (für Insider: … aufs Team, aufs Team, aufs Teeeeeeeeam!).

Unser heutiges Ziel ist Kejrringøy, ein kleiner Ferienort mit einem großen Freilichtmuseum, das sogar zum norwegischen Kulturerbe gehört.

Leider ist alles schon seit 17:00 geschlossen, aber auch von außen ist die Anlage sehenswert.

Hier gibt es sogar so etwas wie Südsee-Strand.

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