Reiseblog von Moritz und Clemens

Kategorie: Norwegen Berlin-Lofoten (Seite 5 von 9)

Tananger – Stavanger

Für die heutige Etappe kommen Marie und Ingvar mit an Bord. Christian bringt sie zum Hafen und schießt schöne Bilder vom Ablegen:

Dann ein entspannter Trip nach Stavanger mit kurzer Kreuz und etwas Vorwindkurs. Wir genießen die Sonne, die grade vor dem Einlaufen in den Hafen durch die Wolken bricht. Ingvar ist ein hervorragender Steuermann, wir brauchen gar keinen Autopiloten mehr!

An Bord diskutieren wir intensiv, ob es nicht vielleicht doch die Lofoten heißt (@Axel: es sind wohl doch die Lofoten und Wikipedia irrt sich). Auch das Geheimnis um den fliegenden Pinguin wird gelüftet, es handelt sich um einen Lomvi (https://commons.m.wikimedia.org/wiki/File:Lomvi,_Guillemot,_Uria_aalge.jpg) und leider doch noch nicht um einen Papageientaucher.

In Stavanger erwartet uns schon der Rest der Familie sehnsüchtig.

So sind wir heute schon am Vormittag im Hafen und unser Boot wird ausgiebig inspiziert.

Von Marie bekommen wir noch rasch eine Mikro-Führung durch einen Teil der Altstadt von Stavanger. Mehr folgt dann, wenn wir auf der Rückreise hier halt machen.

Nach einem kurzen Besuch beim Bootsausrüster kommen wir im Zuhause von Marie, Ingvar, Einar und Johan an. Marie entführt uns noch zu einem Spaziergang bergauf und zum Fjord, bevor es an das gemeinsame Abendessen geht.

Mit der Menge an köstlichen handgefertigten Bratwürstchen wäre glatt die doppelte Mannschaft satt geworden.

Der Abend klingt gemütlich aus und wir werden mit dem neuen weißen VW-Bully wieder ans Boot gebracht. Vielen Dank für den wunderschönen Tag!

Egersund – Tanager

Früh morgens denke ich nur: och nö, schon wieder Kälte, Regen und tief hängende Wolken.

Wir haben rund eine Stunde Fahrt durch die Schären, bis wir wieder auf freiem Wasser sind. Sobald wir die Schären verlassen haben, hieß es wieder Kreuzen – was sonst?

Wir versuchen auch heute, zwischen den Regenwolken hindurch zu wenden, mit Erfolg: wir bleiben trocken.

mal Regen im Osten…

Bei der Kreuz haben wir heute Glück, denn der Strom schiebt ein Bisschen von hinten und wir planen die Wenden an den richtigen Stellen.

… mal Regen im Westen.

Erst zwei Stunden vor Tananger kippt der Strom/die Tide und wir werden wieder ausgebremst. Aber damit können wir heute gut leben, denn wir hatten eine super Etappe und zwischendurch richtigen echten Sonnenschein!

Unterwegs haben wir einen Vogel gesichtet, der wie ein fliegender Pinguin aussah. Wir sind irritiert! Pinguin? Sind wir doch in der falschen Richtung unterwegs? Aber können Pinguine wirklich fliegen? Wir hoffen, dass sich das Rätsel bald auflöst und halten euch auf dem Laufenden.

In Tanager empfangen uns Marie und Johan mit norwegischen Flaggen. Wie schön, mal wieder vertraute Menschen zu treffen! Morgen gehts nach Stavanger, dort gibt es noch mehr vertraute Menschen, wir freuen uns!

Tananger sieht von Außen wie ein reiner Industriehafen aus, hat aber einen idyllischen Jachthafen. Hier sind mehrere Kasernen und wir wurden schon vorgewarnt, dass wenn wir nachts Maschinengewehr-Salven hören, es sich um Übungen handelt. Ein wichtiger Hinweis in diesen Zeiten.

Kirkehamn – Egersund

Es nieselt leicht, als wir um kurz nach sechs Uhr ablegen. In unserem Piratenversteck wissen wir noch gar nicht, wie es draußen aussieht, ziehen uns aber sicherheitshalber schonmal warm an.

Draußen ist es nicht nur kalt, sondern es gibt wieder ordentlich Wind gegenan und einige Regenwolken. Also wieder Großsegel Reffen, Fock raus und Schlag um Schlag nach Norden.

Ein Pullover, und zwei Jacken übereinander…

Am Anfang können wir noch durch kurze und längere Schläge dem Regen ausweichen, aber nach etwa sechs Stunden Kreuzen, kommt auf ganzer Breite eine Nebelfront auf uns zu. Die Welle ist heute so kurz und hoch, dass wir uns immer wieder feststampfen. 7kn Fahrt durchs Wasser aber nur 5kn über Grund, das frustriert!

Wir beschließen, dass wir für heute genug haben und laufen Egersund an. Ein weiterer Grund für diesen Hafen: auf den nächsten rund vierzig Seemeilen gibt es keine Häfen mehr, die wir anlaufen könnten.

Egersund ist eine sehr gute Wahl gewesen, denn der Ort ist malerisch und voller kleiner Kunstwerke.

In einem Geschäft für Berufsbekleidung erstehe ich wasserdichte Arbeitshandschuhe mit dickem Futter, genau das richtige für unsere Temperaturen.

Einziger Wermutstropfen in diesem Hafen: gegenüber ist eine Heringsöl-Fabrik, deren Aroma mit jedem Windhauch zu uns weht. Im Boot riecht es wie eine Fischkonserve. Aber irgendwann stumpfen die Geruchsnerven ja ab.

Mandal-Kirkehamn

Heute war ich morgens nochmal kurz einkaufen, denn der geplante Hafen hat fast nichts an Infrastruktur. Die Party-Hengste von nebenan schlafen noch ihren Rausch aus als wir um 8:30 ablegen. Gleich nach der Hafeneinfahrt setzen wir wieder das Großsegel, aber ohne Motor klappt noch nicht, denn das Fahrwasser ist noch sehr eng und der Wind kommt von vorne.

Um etwa 10:00 haben wir etwas freieres Wasser und beginnen unser Kreuz gegen den Wind. Eine Kreuz, die über sieben Stunden dauert… James schafft das nicht, also muss ich selber ran, um jedes kleinste Bisschen Höhe rauszuschinden

Um das berühmt-berüchtigte Kap Lindesnes ist der Strom gegenan so stark, dass sich unsere Kreuz wie eine Ziehharmonika zusammenschiebt. Aber wir sind tapfer und kämpfen gegen die 1,5 m hohe Welle an, Wende um Wende.

Und dann erscheinen sie endlich: die typischen schroffen Felswände an der Küste steigen aus dem Dunst auf.

Wir sind durchgefroren, denn inzwischen sind die Temperaturen nur noch einstellig, dazu der Wind – ich habe drei Jacken übereinander an.

Als wir uns endlich unserem Ziel nähern, finden wir erst die Einfahrt nicht und ich zweifle an Clemens Navigationskünsten:

Doch plötzlich tut sich eine winzige Schlucht auf, durch die wir den Hafen erreichen sollen. Clemens ist zwar rehabilitiert aber mein erster Gedanke war „Fender raus!“

Also kalt war mir nach dieser Durchfahrt nicht mehr!

Kurz vor 18:00 kommen wir in einer verwunschenen Bucht umgeben von Felsen an. Kirkehamn hat seinen Namen ganz zu Recht, denn direkt am Wasser steht eine kleine Kirche. Nach dem Tosen draußen kommt uns diese ruhige und geborgene Umgebung etwas bizarr vor. Aber bizarr schön!

Hundemüde von dieser anstrengenden Etappe backe ich nur noch rasch Pizza und wir fallen früh in die Kojen.

Grimstad-Mandal

Da wir heute nur rund 45 Meilen geplant haben, konnten wir es uns leisten, etwas später abzulegen. Gegen 8:00 ging es los, gleich das Groß hoch und später auch noch die Fock und Motor aus.

An Backbord, also seewärts baute sich wieder eine Wetterfront auf, der Wind dreht und frischt auf.

Kurze Zeit später donnert es von Norden her (über Land), auch hier sieht der Himmel sehr dunkel aus.

Wir packen alle Segel ein und fahren nur unter Motor weiter. Der Wind hat uns ohnehin komplett verlassen. Wir bleiben hinter dem Gewitter, bis es sich aufgelöst hat. Es bleibt absolute Flaute…

Die Route führt uns durch viele enge Fahrwasser und sind navigatorisch eine Herausforderung. Aber Clemens führt uns sicher durch alle Untiefen hindurch, auch wenn das NV-Kartenmaterial sehr ungenau und teilweise unvollständig ist.

Um 17:00 erreichen wir Mandal, das sich im Vergleich zu meinem letzten Besuch vor ca. 35 Jahren deutlich verändert hat. Alle Geschäfte sind um 18:00 schon geschlossen, aber immerhin sind alle Servicebereiche des Hafens offen.

Leider liegen neben uns zwei Männer-Crews mit ihren zwei 50Fuss Schiffen (auf dem Foto, orange und weiß), trinken viel, rauchen merkwürdiges Kraut, diskutieren lautstark und beschallen den Hafen mit Rap-Music. Das wird vermutlich keine entspannte Nacht!

« Ältere Beiträge Neuere Beiträge »

© 2025 Tortilla Flat Blog

Theme von Anders NorénHoch ↑