Reiseblog von Moritz und Clemens

Kategorie: Norwegen Lofoten-Berlin (Seite 7 von 12)

Leirvik-Stavanger

Es ist so flau, wie wir erwartet haben. Trotzdem setzen wir zuversichtlich das Großsegel. Aber erst zum Nachmittag hin wird’s auch was mit dem Segeln.

Immerhin bleibt es trocken und mit dem Wind schaut auch die Sonne zwischen den Wolken hervor.

Unterwegs fällt uns auf, dass hier viel mehr Boote unterwegs sind, als im Norden. Vorher hatten wir wenn es hoch kommt zwei Sportboote pro Tag getroffen, jetzt müssen wir mehr aufpassen und ständig ausweichen – sehr ungewohnt.

In Stavanger liegen zwei Kreuzfahrtschiffe als wir ankommen. Eins davon fährt uns in der Einfahrt entgegen, um uns zu begrüßen. Wir haben aber keine Lust auf einen Schnack und fahren in den Hafen. Das andere Kreuzfahrtschiff liegt neben uns.

Eine Stunde nach uns kommt die Germane mit Simone und Dirk an. Sie finden leider keinen Platz mehr in unserem Hafen und müssen in den Stadthafen ausweichen. Wir helfen beim Anlegen und klönen noch mit den beiden bis es uns zu kalt wird und wir zurück zu unserem Boot gehen.

Skjerjehamn-Leirvik

Um fünf Uhr morgens klingelt der Wecker. Wir prüfen die Wetterlage und die Berichte. Bis 11:00 nur 20kn Wind aus Norden, später mehr. Machbar! Wir legen ab!

Im Norden ist eine dunkle Wolkenfront, die aber nicht nennenswert zieht. Richtung Süden ist strahlender Sonnenschein. Wir setzen die Segel und rauschen los.

Um 11:00 sind wir schon in geschütztem Gewässer und auch mit der Strömung geht unsere Rechnung auf: sie schiebt uns mit 1 – 1,5 kn an.

Die Nothäfen, die wir ausgesucht haben, falls es doch zu viel Wind wird, lassen wir links liegen. Es läuft sogar so gut, dass wir uns mittags entscheiden, noch eine Etappe weiter nach Leirvik zu segeln. Denn einen sonnigen Segeltag hatten wir schon ewig nicht mehr und werden wir vielleicht nicht so bald wieder haben.

Der Hafen Leirvik ist relativ voll, in der hintersten Ecke ist noch ein Platz für uns frei. Allerdings ein nicht ganz einfaches Manöver. Hilfsbereite Männer stehen am Steg und wollen Leinen übernehmen, dabei ignorieren sie geflissentlich meine Wünsche, die dann zu klaren deutlichen Ansagen werden. Als ich mich bedanke und wir keine weitere Hilfe benötigen, ist einer sehr beleidigt und schimpft, dass man Leinen zu übergeben habe, wenn jemand hilfsbereit da stehe. Ich denke mir: bevor mir jemand durch sinnloses Ziehen an der Leine unser Manöver versaut weil er meine Anweisungen ignoriert, will ich lieber gar keine Hilfe. Jedenfalls haben wir jetzt einen zutiefst beleidigten Motorbootfahrer neben uns, der es natürlich besser weiß und auch meine Versöhnungsangebot nicht akzeptiert. Schwamm drüber! Wir machen uns nach so einer schönen 71sm Tour keinen Kopf mehr darum und genießen einen ruhigen Abend.

Florø-Skjerjehamn

Wie sollte es anders sein: es regnet morgens als wir aufstehen und ablegen. Aber das hält uns nicht auf.

Der Wind reicht sogar zum Segeln und das genießen wir. Nach ein paar Stunden hört sogar der Regen auf, was für ein schöner Tag!

Unser heutiger Hafen ist kein richtiger Ort sondern ein Restaurant mit Kunstausstellungen. Hier steht beispielsweise eine große Statue von König Olav, die ursprünglich von der Stadt Oslo in Auftrag gegeben wurde. Die Hauptstädter fanden die Statue so hässlich, dass sie sie nicht haben wollten. Nun steht sie hier mitsamt einer Glaspyramide, in der die Geschichte der Skulptur erklärt wird.

Die anderen Kunstwerke sind alle zum Thema Nachhaltigkeit. Da gibt es beispielsweise einen Lachs aus Stein, in den silberne Scheiben eingelassen sind. Auf diesen Scheiben steht, was am Lachs so gesund ist.

Auch die Dekoration der Gebäude ist liebevoll und bezieht die Geschichte der Insel ein.

Wir fühlen uns hier sehr wohl und wenn es morgen (wie die Wetterberichte ankündigen) stürmt, wird es ein schöner Hafentag.

Måløy-Florø

Nach einem gemütlichen und langem Abend bei Cordula und Reinhold schlafen wir noch tief, als das Boot von 30kn starken Fallböen geschüttelt wird. Måløy liegt direkt am Fuß eines Berges und dort pfeift es jetzt herunter. Passend dazu prasselt der Regen aufs Deck. Der Tag fängt ja gut an, denken wir und drehen uns nochmal um. Ziemlich genau um 8:00 ist es wieder ruhig, sogar der Regen macht eine Pause. Nach dem Frühstück legen wir ab und setzen die Segel. Von weitem sehen wir Blitze und hören Donner-Gegrummel. Aber das Gewitter ist mehr als 10sm westlich von uns, an der Küste. Wir fahren durch gut geschützte Fahrwasser mit hohen Bergen. Da kann uns nicht viel passieren.

Aber die Fallwinde nehmen zu und sind irgendwann so unberechenbar und über 25kn, dass wir die Segel runter nehmen müssen. Wir wollen nicht noch ein kaputtes Segel!

Nach einer Stunde ist plötzlich der Wind ganz weg und der Regen wird immer weniger. Diesig bleibt es aber weiterhin, und kalt!

In Florø angekommen, machen wir gleich als erstes die Heizung an.

Sandshamn-Måløy

Wie erwartet hat der Wind stark nachgelassen, wobei nachgelassen untertrieben ist: Flaute! Uns ist das sehr recht, denn die Umrundung des Vestkap steht ja an.

Nur die versprochene Sonne kann sich noch nicht durchringen.

Unter Motor machen wir uns auf in die kabbelige Kreuzwelle, die auch ohne Wind zwei Meter hoch ist. Ein Stützsegel bringt nichts, das schlägt nur hin und her und geht dabei womöglich noch kaputt. Augen zu und durch! Clemens ist während der Fahrt ganz schweigsam.

Nach ein paar Stunden ist es geschafft und wir kommen wieder in geschütztes Gewässer. Verrückt, dass sich jetzt auch noch die Sonne durchsetzt!

In Måløy, unserem heutigen Ziel, wollen wir vor dem Anlegen im Hafen noch tanken. Es stehen 2kn Strömung quer zum Anleger, aber alles klappt einwandfrei. Nur das Tanken nicht… die Tanks der Tankstelle werden grade von einem Frachter aus neu befüllt und wir müssen warten, bis die Zapfsäulen wieder freigeschaltet sind. Aber die Zeit haben wir, denn der Hafen liegt gleich gegenüber und ist noch ziemlich leer.

Nachdem unser Diesel wieder aufgefüllt ist, suchen wir uns einen schönen Liegeplatz für die Nacht. Auch hier ist wieder starke Strömung, aber dank der Rheinwoche kann ich das ganz gut einschätzen.

Wir haben Kontakt mit der „Fee“, die letzte Nacht noch in Bud lag. Auch sie haben den Wetterbericht für die kommenden Tage gesehen. Sie bekommen von uns eine aktuelle Lage zum Wetter und Seegang und entscheiden sich, heute noch in einer gewaltig langen Tour das Kap zu umrunden. Wir freuen uns, Reinhold wiederzusehen und seine Frau Cordula kennenzulernen.

Vorher machen wir noch einen Streifzug durch Måløy. Es soll für seine Murals bekannt sein.

Für so einen kleinen Ort gibt es tatsächlich außergewöhnlich viele davon, alle im selben Stil, also vermutlich vom selben Künstler. Aber trotzdem schön!

Bei selbstgemachter Lasagne warten wir auf die Fee.

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