Reiseblog von Moritz und Clemens

Autor: Moritz (Seite 22 von 33)

Forvik-Torghatten-Berg

Im Hafen war’s noch flau und heiß, draußen wieder ausreichend Wind zum Segeln. Allerdings waren wir heute den Bergen so nah, dass wir mit heftigen Fallböen zu kämpfen hatten. Der Grundwind war selten über 5kn und die Böen deutlich über 20kn. Im Mittel eine gute Geschwindigkeit aber für die Nerven anstrengend.

Ab Bronøysund war dann endgültig zu wenig Wind, weil hier auch die Böen weggefallen sind. Also Motor an und ab zum Torghatten (ihr erinnert euch vielleicht: der liebestolle Troll, der den Hut durchschossen hat). Am Fuß des Berges ist ein kleiner Gästesteg und der war unser Ziel.

Clemens hat die Fahrt über geschlafen und ist dann den Berg hochgewandert, ich bin alleine gesegelt und habe während seiner Wanderung geschlafen. Das ist doch mal Arbeitsteilung, oder?

Der Blick vom Berg, vor allem die Aussicht durch das Loch sind atemberaubend.

Das Loch selbst ist wie eine riesige Kathedrale.

Nach rund drei Stunden ist Clemens wieder zurück und wir legen ab. Es sind nur ein paar Meilen bis nach Berg, den Hafen kennen wir ja schon. Der Wetterbericht für morgen sieht nicht so berauschend aus, mal sehen, ob wir überhaupt weiter fahren (können).

Nebenan am Steg liegt ein Neuseeländisches Segelboot, mit dessen beiden (deutschen) Eignern wir noch lange schnacken, daher kommt der heutige Blogeintrag so spät.

Nesna-Forvik

Im Hafen war absolute Flaute, draußen schöner Segelwind. Wir setzen also gleich die Segel und fahren mit nordöstlichen Winden Richtung Süden. Es ist immer wieder eine schwierige Entscheidung, ob wir lieber etwas länger segeln und den schönen Wind ausnutzen oder etwas von dem Land sehen wollen indem wir früh im Hafen sind.

Heute nimmt uns der Wind die Entscheidung ab, denn er wird immer weniger und wir sind kurz vor 15:00 in Forvik.

Forvik ist ein ganz kleiner Ort, hat aber eine Kaffee-Rösterei. Hier müssen wir unbedingt hin und einen Espresso trinken. Köstlich!

Sogar das norwegische Königshaus bezieht seinen Kaffee von hier. Wir nehmen uns auch ein paar Bohnen mit.

Clemens macht noch einen längeren Ausflug zu Felsmalereien. Die Bilder wurden von den Jägern und Sammlern der Steinzeit um ca. 3.000 v. C. in Stein geritzt.

Unfassbar, dass manche Menschen der Neuzeit ihre Initialien neben die steinzeitlichen Bilder gekrakelt haben.

Der Weg führt ihn durch die wunderschöne Landschaft vorbei an kleinen Bächen und Viehweiden.

Das Hafenwasser ist so klar, dass wir unser Unterwasserschiff inspizieren können.

Im Gegensatz zum Fjord liegt die Wassertemperatur hier bei lauen 17°C. Clemens geht natürlich auch hier baden.

Nesna Hafentag

Wie vorhergesagt gibt es heute Starkregen und Sturmböen. Wir drehen uns nochmal in der Koje um und schlafen aus. In dem geschützten Hafen sind die Böen mit 35 kn kaum zu spüren. Aus Clemens‘ Friseurbesuch wird allerdings leider nichts, denn beide Läden haben erst nächste Woche einen Termin frei.

Wir schauen die Hafenhandbücher durch und planen die nächsten Trips bis Ende der Woche. Am Abend hat sich das Wetter wieder beruhigt und es schaut sogar nochmal die Sonne raus.

Wir freuen uns schon auf einen schönen Segeltag morgen.

Svartisen-Nesna

Gestern hat das andere Segelboot noch abgelegt und wir haben uns auf die andere Stegseite verholt. Anschließend ist Clemens noch im eiskalten Fjordwasser baden gegangen.

Für die Nacht war Flaute angesagt, doch wir werden um sechs Uhr von heulendem Wind im Rigg und klatschenden Wellen geweckt. Was soll das denn?

Vom Gletscher her rauscht der Wind mit 25kn direkt auf uns runter und drückt uns auf den Steg. Die Fender sind ganz platt und ich denke: wie sollen wir hier nur ablegen? Nach reiflicher Überlegung wollen wir mehrfach in die Achterspring eindampfen und uns damit langsam ans Ende des Steges „vor-robben“. Aber der Wind ist uns gewogen und legt eine kurze Pause ein, als wir ablegen wollen und einmal eindampfen reicht aus.

Dann gleich Segel setzen und losbrausen… aber denkste, nach gut einer Seemeile ist der Wind wieder weg! Ein lokales Windphänomen, meine meteorologische Begeisterung schlägt Purzelbäume!

Der ganze Rest des Tages war mit sehr unbeständigem Wind zwischen drei und fünfundzwanzig Knoten dennoch ein schöner Segeltag mit viel Sonne. Wir genießen den warmen Wind auf der Haut.

Heute überqueren wir wieder den Polarkreis gen Süden und wollen den Hafen direkt an dem Arctic Circle Monument anlaufen.

Aber dann überlegen wir es uns doch nochmal anders, denn erstens läuft es grade so schön und zweitens ist für morgen Sturm aus Süden angesagt und der Hafen ist gegen Südost relativ ungeschützt.

Also planen wir um und segeln weiter nach Nesna. Den Hafen kennen wir ja schon und wissen, dass wir hier für den anstehenden Hafentag geschützt und versorgt sind.

Sandhornøya-Svartisen

Heute morgen war’s im Hafen windstill aber draußen genug zum Segeln. Dazu Sonnenschein und über 20°C, fühlt sich an wie Sommer, auch wenn das Sandhorn uns mit einem dramatischen Bild verabschiedet.

Einige Berge sind dicht bewachsen und sehen von Weitem aus, wie mit Samt überzogen, die Landschaft ist hier etwas weniger schroff als bei den Lofoten. Dennoch gibt es auch hier Schnee- und Eiskuppen. Eine davon ist unser heutiges Ziel.

Wir segeln in den relativ kleinen, rund sieben Seemeilen langen, Hallandsfjord. Der Fjord liegt einsam, nur wenig Industrie. Am Ende des Fjordes ist ein kleiner Steg, an dem wir für die Nacht festmachen wollen.

Das Highlight der Tour ist aber natürlich der Gletscher, der sich in den Fjord ergießt.

Dazwischen ein grün schimmernder Gletschersee, zu dem wir wandern. Die Natur hier erinnert mich wieder ans Auenland.

Der Gletscher selbst ist in den vergangenen Jahrzehnten erheblich zurückgegangen. Im Hafen gibt es ein kleines Kiosk mit Bildern aus den zwanziger Jahren. Da geht der Gletscher noch fast bis zum Hafen. Die Wasserfälle hören wir auch jetzt noch bis zum Boot rauschen.

Auf Anraten eines lieben Kollegen packe ich die Angel aus und hoffe auf ein leckeres Abendessen (Clemens hofft, dass kein Fisch anbeißt). Bisher noch ohne Erfolg, aber vermutlich habe ich falsche Köder und bin zu ungeduldig.

« Ältere Beiträge Neuere Beiträge »

© 2025 Tortilla Flat Blog

Theme von Anders NorénHoch ↑