Reiseblog von Moritz und Clemens

Autor: Moritz (Seite 26 von 33)

Ålesund – Bud – Smenessundet

Vom Sonnenschein geweckt, wie schön!

Hoch motiviert laufen wir aus und setzen gleich die Segel. Am Anfang war der Wind noch sehr schwach, aber ab der Lepsøyrevet-Brücke frischte er auf, und dazu noch aus Süden!

Wir setzen den Spi und fahren allen anderen davon. Berauschende Geschwindigkeit von bis zu 8 kn! Ich bekomme das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht, als wir einer Oceanis 48 in Racing-Ausführung davonfahren.

Schon zu 14:00 erreichen wir unser heutiges Ziel, Bud. Das ist eine kleine Halbinsel mit einem hübschen und ruhigen Fischereihafen, dessen Fischer sich auf Krustentiere spezialisiert haben. Das Restaurant hier genießt einen hervorragenden Ruf und ist gut besucht.

Wir wundern uns allerdings etwas, dass der Hafen so leer bleibt. Ich schaue nochmal in den Wetterbericht und in die Seekarte: die nächste Etappe führt wieder durch ein Gebiet, das mit „gefährliche Wellen“ gekennzeichnet ist und für morgen sind im aktuellen Wetterbericht 25 kn Wind an dieser Küste angesagt.

Clemens geht noch schnell duschen (wir hatten ohnehin schon Hafengeld bezahlt), dann legen wir wieder ab. Krustentiere können wir auch auf dem Rückweg genießen, jetzt fahren wir lieber noch rasch um die risikoreiche Küste herum.

Der schöne Sonnenschein ist weg und es beginnt zu regnen. Die Welle ist nicht so unangenehm, wie vermutlich morgen und wir laufen müde und durchnässt in dem sehr geschützten Hafen von Smenessundet ein.

Silda – Ålesund

Heute wollen wir die berühmt-berüchtigte Landzunge um Kjerringa umrunden. Sie ist wegen ihrer kurzen und sehr hohen Kreuzwellen bekannt. Selbst hartgesottene Norweger fahren nicht bei mehr als 12kn Wind durch dieses Gebiet. Wir haben Glück, denn für heute sind deutlich weniger angesagt.

Schon um 6:00 beginnt der Hafen sich zu leeren. Als wir etwas später auslaufen, liegen nur noch zwei Boote fest, eins davon ist auch schon aufbruchbereit. Offenbar haben alle auf diesen günstigen Flauten-Augenblick gewartet, um nach Norden zu kommen.

Etwas weiter draußen fahren wir mit fast zwanzig weiteren Seglern im Konvoi um das Kap. Auch wenn grade Flaute ist, können wir erahnen, wie die Wellen sich bei Wind entwickeln. Sie kommen aus allen Richtungen und sind teilweise bis zu zwei Meter hoch. Und das bei nur 2-4 kn Wind! Gespenstisch ist auch, dass wir die Wellen bei der ölig glatten See gar nicht richtig kommen sehen.

Der Schlepper ist knapp 30 Meter lang

Leider taugt der Wind nur für ein Stützsegel und wir müssen auch heute den ganzen Tag motoren. Aber wir sind froh, diese heikle Ecke so problemlos umrundet zu haben. Zum Nachmittag hin kommt wieder die Sonne raus und es wird wieder etwas wärmer.

Für die Nacht legen wir in Ålesund an. Die Stadt ist 1904 fast komplett abgebrannt und wurde im Jugendstil wieder aufgebaut. Wir waren sehr neugierig auf diese Stadt, wurden aber etwas enttäuscht, denn hier sieht es aus wie in einer Kulisse: irgendwie nicht ganz echt. Aber trotzdem hübsch anzusehen.

Duschen gibt es leider auch hier nicht, wir müssen uns also mit der Nasszelle an Bord begnügen.

Florø – Silda

Um die Wäsche zu trocknen hatten wir abends noch lange die Heizung an, dadurch war die Nacht sehr warm. Der erste Blick morgens aus der Luke: alles in Watte gepackt! Dicke Wolken umgeben uns, da ist es ganz gut, nicht so früh auszulaufen. Wir besuchen also vorher noch einen Bootshandel und erstehen neue Scheibenwischer. Gegen 9:00 fahren wir dann los, wieder unter Motor, da der Wind ausbleibt.

Die Wolken hängen noch tief und wir sehen kaum die Bergspitzen.

Im Lauf des Tages klart es aber auf und das beeindruckende Panorama zeigt sich uns im Sonnenschein.

Wir sind überwältigt von dieser rauen Natur.

Eine knappe Stunde vor unserem heutigen Ziel, der kleine Hafen Selje, kommen wir an der Insel Silda vorbei. Ich sehe Masten zwischen den Felsen hervorragen, da muss ein Hafen sein. Wir versuchen unser Glück, laufen ein und sind sofort verzückt. Ein kleiner Hafen, etwa acht Liegeplätze und noch ein ganzer Steg frei für uns.

Die Sanitäranlagen sind in der winzigen Schule auf dem Berg, gleich neben der Aula. Bis zum Abend füllt sich der Hafen, er scheint auch bei anderen sehr beliebt zu sein.

Dingja – Florø

Da wir heute nur einen kurzen Trip von rund vierzig Meilen vor uns hatten, haben wir erst um 8:30 abgelegt. In Dingja war es komplett windstill und ein paar Sonnenstrahlen lugten zwischen den Wolken hervor. Doch als wir unterwegs waren, zog schon bald der Himmel zu: eine geschlossene Wolkendecke und wieder niedrige Temperaturen. Die Wolken hängen tief in den Felswänden und die Sicht wird zunehmend schlechter.

In den engen Durchfahrten zwischen den Inseln frischt der Wind durch den Düseneffekt immer wieder heftig auf und ist nach der Enge wieder verschwunden.

Es ist gespenstisch, wie ruhig hier das Wasser ist, da wir wissen, dass ein paar Seemeilen weiter draußen Orkanböen toben. Spooky!

Zwischendurch zieht sogar eine dichte Nebelwand von See her auf uns zu, die wir etwas umfahren können.

Kurz vor dem Hafen Florø kommt wieder ein Bisschen Sonne und wir können in kurzen Ärmeln durch den kleinen Ort schlendern. Hier ist einer der zentralen Fähranleger für die Versorgung der kleinen Inselchen ringsum. Entsprechend gibt es hier viel Schiffsverkehr und Trubel aber auch viele Restaurants und Hotels.

Wir freuen uns über die Miele-Waschmaschinen und waschen bis zum Abend alles durch.

Bergen – Dingja

Morgens ist das Wasser wieder spiegelglatt als wir aufbrechen. Und die Sonne scheint. Ein riesiges Hochdruckgebiet hält sich hartnäckig an Norwegens Küste und beschert uns die Sonne aber leider auch immer wieder Nordwind.

Als wir etwas aus dem geschützten Gewässer heraus sind, frischt der Wind deutlich auf und wir können wieder segeln. Eine Kreuz natürlich. Zum Glück dreht der Wind zwischendurch auf WNW und wir haben nicht allzu viele Schläge.

Im Sund zwischen den Bergen sind wir wieder von jeglichem Wind abgeschnitten. Die Landschaft ist urtümlich, wild und wunderschön.

Unser heutiges Ziel ist Dingja, ein winziger Hafen, der sich nach Westen hin öffnet und damit den Blick für einen hoffentlich spektakulären Sonnenuntergang frei gibt.

Sonnenstand um 20:00

Im Hafen steht ein kleines, sehr liebevoll eingerichtetes Haus, das die Besitzerin allen zur Verfügung stellt, die hier schöne Stunden verbringen wollen. Was für eine herzliche Geste!

Wir genießen die Ruhe in Dingja, ein echter Kontrast zu dem lauten quirligen Bergen.

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