Reiseblog von Moritz und Clemens

Kategorie: Norwegen Berlin-Lofoten (Seite 3 von 9)

Magerøya – Bessaker

Zum Ablegen nieselt es leicht, die heutigen Höchsttemperaturen liegen nur knapp im zweistelligen Bereich. Also ist wieder warme wasserfeste Kleidung angesagt.

Weil es wieder so flau ist, können wir nicht segeln und Clemens repariert unterwegs den backbord Scheibenwischer, der gestern dem dauerhaften Regen zum Opfer fiel. Kaum ist er fertig, sind wir aus der Landabdeckung raus und können wieder auf den Motor verzichten.

Der Wind wird mehr und mehr, der Regen auch und die Sicht wird immer schlechter. Wir lassen uns nicht unterkriegen!

Ab Asen ist wieder ein Gebiet mit gefährlichen Wellen, aber wir wollen nur knapp 10sm durch dieses Fahrwasser und der Wind ist Raum. Also wagen wir es. Jetzt haben wir einen Eindruck von dem Begriff „gefährliche Wellen“!

Da wir raumschots fahren, ist das alles noch gut zu handhaben, aber jetzt sollte nichts kaputt gehen. Die Geschwindigkeit ist berauschend!

Irgendwann müssen wir das Vorsegel einrollen, da wir zu schnell sind und der Wind weniger wird. Denn sonst schlägt die Fock nur noch. Zur Sicherheit lassen wir den Motor mitlaufen, das gibt noch etwas mehr Kontrolle in dieser Welle.

Wir sind müde und erschöpft, als wir in Hongsund einlaufen. Aber die Steganlage und auch das Hafenbecken gefallen uns gar nicht: ungeschützt den 20kn Wind ausgesetzt und die Stege eher für kleine Motorboote ausgelegt. Wir laufen wieder aus und planen den nächsten Hafen, in dem bereits ein deutsches Schiff liegt, das wir kennen.

Weiter Regen und noch mehr Wind, bis wir in den Bessakersund einbiegen. Kurz hinter uns folgt ein Schiff der Hurtigruten in die schmale Durchfahrt.

Wir legen vor Reinhard (dem deutschen Segler) an einem Schwimmsteg in Bessaker an, der eigentlich für die Tankstelle gedacht ist. Aber für eine Nacht ist das OK, sagt der Betreiber und will noch nicht mal Hafengeld kassieren.

Ach ja, hier sind überwiegend zweieinhalb Meter Tidenhub.

Smenessundet – Magerøya

Schon gestern Abend hat es zu regnen begonnen, die ganze Nacht hindurch prasselte noch mehr Regen auf das Deck und auch heute ist der Tag von Regen geprägt. Wir schmeißen uns in unsere wasserfeste Kleidung und legen ab.

Das Vorliek ist mit Absicht so lose!

Auch heute gibt es ein Gebiet mit gefährlichen Wellen und wir hoffen, mit unseren Wetter- und Tidenberechnungen richtig zu liegen und nicht nur problemlos sondern sogar mit dem Strom durch die Fahrwasser kommen. Zu unserer großen Freude haben wir südliche Winde und ausreichende Stärke, wir können also prima segeln. Allerdings nicht mit Spi, denn die Wellen sind hier zeitweise wieder hoch und kurz. Das ist uns dann doch zu heikel. Aber auch mit der kleinen Fock kommen wir immer wieder über 7kn (naja, incl. Unterstützung durch den Strom).

Die Sicht ist teilweise weniger als eine Seemeile und alles sieht aus, wie in Watte gepackt. Allerdings sehr nasse Watte (hier hinkt der optische Vergleich allerdings).

Unser heutiges Ziel heißt Magerøya. Das ist eine kleine Insel, die im 17. Jahrhundert der wichtigste Handelsplatz der Region war. Das Gästehaus steht noch und wird als Restaurant betrieben. Die gesamte Insel ist nun ein Freilichtmuseum und wird von einem Freundeskreis gepflegt.

Alles ist sehr liebevoll restauriert und im Sommer finden hier open-air Jazz-Konzerte auf dem Steg statt. Heute sind wir allerdings das einzige Boot im Hafen.

Die Duschen sind im Keller des Gästehauses in Stein gehauen und mit Holz verkleidet, sehr authentisch!

Ålesund – Bud – Smenessundet

Vom Sonnenschein geweckt, wie schön!

Hoch motiviert laufen wir aus und setzen gleich die Segel. Am Anfang war der Wind noch sehr schwach, aber ab der Lepsøyrevet-Brücke frischte er auf, und dazu noch aus Süden!

Wir setzen den Spi und fahren allen anderen davon. Berauschende Geschwindigkeit von bis zu 8 kn! Ich bekomme das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht, als wir einer Oceanis 48 in Racing-Ausführung davonfahren.

Schon zu 14:00 erreichen wir unser heutiges Ziel, Bud. Das ist eine kleine Halbinsel mit einem hübschen und ruhigen Fischereihafen, dessen Fischer sich auf Krustentiere spezialisiert haben. Das Restaurant hier genießt einen hervorragenden Ruf und ist gut besucht.

Wir wundern uns allerdings etwas, dass der Hafen so leer bleibt. Ich schaue nochmal in den Wetterbericht und in die Seekarte: die nächste Etappe führt wieder durch ein Gebiet, das mit „gefährliche Wellen“ gekennzeichnet ist und für morgen sind im aktuellen Wetterbericht 25 kn Wind an dieser Küste angesagt.

Clemens geht noch schnell duschen (wir hatten ohnehin schon Hafengeld bezahlt), dann legen wir wieder ab. Krustentiere können wir auch auf dem Rückweg genießen, jetzt fahren wir lieber noch rasch um die risikoreiche Küste herum.

Der schöne Sonnenschein ist weg und es beginnt zu regnen. Die Welle ist nicht so unangenehm, wie vermutlich morgen und wir laufen müde und durchnässt in dem sehr geschützten Hafen von Smenessundet ein.

Silda – Ålesund

Heute wollen wir die berühmt-berüchtigte Landzunge um Kjerringa umrunden. Sie ist wegen ihrer kurzen und sehr hohen Kreuzwellen bekannt. Selbst hartgesottene Norweger fahren nicht bei mehr als 12kn Wind durch dieses Gebiet. Wir haben Glück, denn für heute sind deutlich weniger angesagt.

Schon um 6:00 beginnt der Hafen sich zu leeren. Als wir etwas später auslaufen, liegen nur noch zwei Boote fest, eins davon ist auch schon aufbruchbereit. Offenbar haben alle auf diesen günstigen Flauten-Augenblick gewartet, um nach Norden zu kommen.

Etwas weiter draußen fahren wir mit fast zwanzig weiteren Seglern im Konvoi um das Kap. Auch wenn grade Flaute ist, können wir erahnen, wie die Wellen sich bei Wind entwickeln. Sie kommen aus allen Richtungen und sind teilweise bis zu zwei Meter hoch. Und das bei nur 2-4 kn Wind! Gespenstisch ist auch, dass wir die Wellen bei der ölig glatten See gar nicht richtig kommen sehen.

Der Schlepper ist knapp 30 Meter lang

Leider taugt der Wind nur für ein Stützsegel und wir müssen auch heute den ganzen Tag motoren. Aber wir sind froh, diese heikle Ecke so problemlos umrundet zu haben. Zum Nachmittag hin kommt wieder die Sonne raus und es wird wieder etwas wärmer.

Für die Nacht legen wir in Ålesund an. Die Stadt ist 1904 fast komplett abgebrannt und wurde im Jugendstil wieder aufgebaut. Wir waren sehr neugierig auf diese Stadt, wurden aber etwas enttäuscht, denn hier sieht es aus wie in einer Kulisse: irgendwie nicht ganz echt. Aber trotzdem hübsch anzusehen.

Duschen gibt es leider auch hier nicht, wir müssen uns also mit der Nasszelle an Bord begnügen.

Florø – Silda

Um die Wäsche zu trocknen hatten wir abends noch lange die Heizung an, dadurch war die Nacht sehr warm. Der erste Blick morgens aus der Luke: alles in Watte gepackt! Dicke Wolken umgeben uns, da ist es ganz gut, nicht so früh auszulaufen. Wir besuchen also vorher noch einen Bootshandel und erstehen neue Scheibenwischer. Gegen 9:00 fahren wir dann los, wieder unter Motor, da der Wind ausbleibt.

Die Wolken hängen noch tief und wir sehen kaum die Bergspitzen.

Im Lauf des Tages klart es aber auf und das beeindruckende Panorama zeigt sich uns im Sonnenschein.

Wir sind überwältigt von dieser rauen Natur.

Eine knappe Stunde vor unserem heutigen Ziel, der kleine Hafen Selje, kommen wir an der Insel Silda vorbei. Ich sehe Masten zwischen den Felsen hervorragen, da muss ein Hafen sein. Wir versuchen unser Glück, laufen ein und sind sofort verzückt. Ein kleiner Hafen, etwa acht Liegeplätze und noch ein ganzer Steg frei für uns.

Die Sanitäranlagen sind in der winzigen Schule auf dem Berg, gleich neben der Aula. Bis zum Abend füllt sich der Hafen, er scheint auch bei anderen sehr beliebt zu sein.

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