Die Nacht war sehr unruhig: im Hafen war viel Schwell und das Schiff lag durch den Wind ziemlich schräg. Aber die zusätzlichen Leinen haben uns beruhigt.
Die Boote, die heute an- und ablegen sind nur Einheimische, die zum Einkaufen nach Bud kommen.
Dafür gibt es immer wieder Reisebusse von den Kreuzfahrtschiffen, die hier Halt machen und uns fotografieren wie eine Sehenswürdigkeit. Ein deutsches Boot!
Unser persönliches Besichtigungsprogramm besteht heute nur aus einem Rundgang durchs Dorf.
Auf den Bildern lässt sich der Wind gar nicht richtig einfangen, aber Kenner sehen, dass sogar im Hafen der Adenauer bei uns ausweht.
Morgen können wir vermutlich wieder weiter fahren. Wir planen verschiedene Ziele, damit wir die Fahrt dem Wetter gut anpassen können.
Morgens scheint noch kurz die Sonne zwischen den Wolken hervor, den Rest des Tages dominiert der Regen.
Hier in in Bud gibt es einen kleinen Steingarten, in dem die unterschiedlichen Gesteins-Arten erläutert werden. Mehr Sightseeing schaffen wir heute nicht!
Gegen 11:00 kommt dann der erwartete Sturm aus dem Süden mit 30kn Böen. Einige wenige Boote flüchten sich völlig erschöpft in den Hafen. Besser gar nicht erst raus fahren, ist die einhellige Meinung.
Unter Deck ist es gemütlich, draußen nicht! Folglich bleiben wir meistens drinnen im Trockenen.
Eigentlich können wir uns bei dem Wetter zu gar nichts mehr aufraffen und verbringen einen trägen Tag im warmen Boot und pfeifendem Wind im Rigg. Für die Nacht bringen wir lieber noch ein paar zusätzliche Festmacher aus, denn der Wind nimmt noch weiter zu.
Die gestrige Nachtfahrt war leider nicht ganz so entspannt, wie wir erwartet haben. Gegen 19:00 kamen wir in das Gebiet der dangerous waves. Die richtige Zeit für ein Abendessen auf See, dachte ich mir, denn es war ganz ruhig. Wir hatten noch frischen Lachs und so gab es Spaghetti in Lachs-Hummer-Sauce. Köstlich! Allerdings kam die sehr unangenehme Welle dazwischen: mit dem Kopf über dem Topf mit Fischsud bin ich schlagartig seekrank geworden. Das hatte ich schon Jahrzehnte nicht mehr. Noch schnell das Essen fertig gemacht und dann raus an die frische Luft … tief durchatmen. Ging grade nochmal gut, aber essen konnte ich dann nichts mehr.
Die See ist träge und ölig, hat aber ganz erhebliche, zwei Meter hohe Kreuzelle. Das Boot findet keinen Rhythmus und schaukelt erbärmlich. Da kein Wind ist, stützt das Segel auch nicht mehr sondern schlägt bei jeder Welle hin und her.
Die erste Wache übernimmt Clemens nach dem Essen. Als es dunkel wird bin ich dran.
Die Route führt durch ein enges Schärenfahrwasser, das ist bei der Dunkelheit eine ganz neue Herausforderung für mich. Hier gibt es aber so viele Leuchtfeuer, dass die Orientierung ganz gut funktioniert.
Um 1:30 erreichen wir Bud. Der Hafen ist voll. Aber statt wieder im Päckchen zu liegen und fürs Ablegen der Innenliegenden gleich wieder aufstehen zu müssen, legen wir uns an das kurze freie Ende des Steges. Da stehen wir mit den Bug zwar deutlich raus, aber wir können ausschlafen.
Morgens legen die anderen Boote tatsächlich noch vor unserem Aufstehen ab und wir verlegen uns noch auf einen schöneren Platz.
Andreas kommt zum Frühstück vorbei und gemeinsam erkunden wir anschließend die Sehenswürdigkeiten von Bud. Hier ist ein Abschnitt des Atlantik-Walls erhalten geblieben. Etwas unheimlich bei dem Hintergedanken an Schützengräben in der Ukraine. Aber ein fantastischer Blick über die Schären, durch die wir nachts gefahren sind.
Die kleine Kirche ist leider geschlossen, sie soll aber sehenswert sein.
Mit Andreas besuchen wir am Nachmittag das Restaurant, das wir schon auf der Fahrt nach Norden besuchen wollten. Leider gibt es um diese Jahreszeit noch keine Krebse, aber das Buffet bietet viele norwegische Spezialitäten. Pappsatt verabschieden wir Andreas, der heute noch die Trollstiegen bezwingen will.
Den restlichen Tag liegen wir faul in der Sonne (!!!) und waschen Wäsche.
Heute Mittag frischt der Wind schon wie erwartet auf. Morgen soll es wieder Sturm und Regen von Süden geben und vermutlich bis Mittwoch oder Donnerstag anhalten. Wir liegen zum Glück wie geplant sicher und gut versorgt in Bud.
Heute haben wir ausnahmsweise keinen Regen beim Aufstehen. Rasch das Boot klarieren, dann gehts los. Unter Segeln Richtung Süd-West.
Aber so richtig gemütlich ist es nicht. Ein vertrauter Anblick: eine Regenfront nähert sich und das Thermometer hat grade erst die 10°C-Grenze überschritten. Wir überlegen, ob wir die heutige Etappe von rund 50sm lieber etwas verkürzen. Aber jetzt gehts erstmal weiter, vielleicht wird es ja doch noch besser. Der Wetterbericht verspricht: gegen Mittag hört der Regen wieder auf.
Tatsächlich bleibt es ab 14:00 trocken, aber viel wärmer wird’s dadurch auch nicht. Ein erneuter Check des Wetterberichtes lässt uns grübeln: morgen ab Mittag viel Wind von vorne und ein Seegebiet mit „dangerous waves“. Wir haben jetzt drei Optionen: 1. morgen im Hafen bleiben und auf bessere Bedingungen warten, 2. morgen sehr früh auslaufen, um vor dem Wind in Bud zu sein oder 3. die Nacht durch zu fahren.
Morgen Hafentag ist keine gute Option, da der Wind sich voraussichtlich nicht so bald wieder beruhigt. Es zieht eine Warmfront durch, da kann’s auch schnell mal Gewitter geben. Morgen schon sehr früh auslaufen klingt für uns auch nicht so attraktiv und es ist ja durchaus denkbar, dass der Wind schon deutlich früher einsetzt. Also entscheiden wir uns für Option drei.
Der Wind lässt wie vorhergesagt zum Abend hin stark nach und wir passieren die Gefahrenzone bei spiegelglatter See.
Wie der Trip heute Nacht lief, erfahrt ihr dann im morgigen Blogeintrag.
Auch wenn wir in den letzten Tagen wenig über Wind und Wetter berichtet haben, es war da: an der Atlantikküste stürmisch und sogar die 20sm landeinwärts in Trondheim noch mit stürmischen Böen spürbar. Ab morgen soll sich der Wind etwas beruhigen und von Süd über West auf Nord drehen. Auch wenn es wieder mal stark regnet und frostig kalt ist (etwas südlich von uns schneit es!), legen wir ab und segeln an den Eingang des Trondheimfjordes.
Andreas verabschiedet uns mit Rena und Johannes in der Videokonferenz. Wir sehen ihn noch ein paar Mal an der Uferstraße an uns vorbei fahren, dann trennen sich unsere Wege fürs erste.
Obwohl wir noch im Windschatten vom Land sind, bekommen wir einen Eindruck davon, wie es weiter draußen stürmt und ziehen sogar ein Reff ins Groß. Manchmal schiebt uns der Strom, mal bremst er uns mit bis zu zwei Knoten innerhalb weniger Minuten. Die Strömungen sind hier schwer berechenbar.
Beim Bergen des Großsegels sehen wir, dass ein Reiter an der daran hängenden Latte gebrochen ist. Clemens hat also wieder etwas zu reparieren, denn ausgerechnet dieses Ersatzteil haben wir nicht mit.
Völlig durchnässt und durchgefroren kommen wir in Brekstad an. Hier ist leider kein Platz für uns frei, weil bei dem heutigen Wetter niemand ausläuft. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als uns ins Päckchen zu legen (für die Nicht-Segler: wir legen an einem anderen Boot an und sind nicht direkt am Steg dran).