Reiseblog von Moritz und Clemens

Autor: Moritz (Seite 25 von 33)

Rørvik-Berg

Zum Morgen ein Geburtstagsständchen und kalten Hund für Clemens, dann ging es los.

Dichter Nebel umgibt uns heute fast den ganzen Tag. Gespenstisch tauchen die Inseln und Seezeichen vor uns aus den weißen Wolken.

Nur ein paar Stunden klart es etwas auf und es kommt Wind zum Segeln auf. Doch gleich darauf wieder dicker Dunst. Wir freuen uns trotzdem.

Unser heutiges Ziel liegt gegenüber von einem Berg namens Torghatten. Der Legende nach hat hier ein liebestoller Troll auf der Jagd nach seiner Angebeteten dieser einen Pfeil hinterher geschossen, damit sie ihm nicht weglaufen kann. Der Trollkönig wollte die Frau beschützen und warf seinen rechteckigen Hut dazwischen, als plötzlich die Sonne aufging. Wie bei Trollen so üblich, erstarrten alle zu Stein. Nun ist der Hut zum Berg Torghatten geworden, mit einem großen Loch, durch den der Pfeil ging. Wir wollten gerne das berühmte Loch sehen, aber leider hüllt sich der Berg in Wolken.

… im Hintergrund der Berg im Nebel

Zum Abendessen darf natürlich Clemens Lieblingsessen, die Lasagne, nicht fehlen.

Rørvik Hafentag

Morgens prasselt wieder der Regen aufs Deck und wir beschließen, uns nochmal umzudrehen und einen Hafentag einzulegen. Heute ist es eh so flau, dass wir gar nicht segeln könnten, daher hätten wir nur einen Tag unter Motor im Schietwetter, das muss echt nicht sein.

Rørvik hat ein sehr liebevoll gestaltetes Museum zur maritimen Geschichte der Region, eine moderne Kirche und viele Einkaufsmöglichkeiten. Wir haben also jede Menge Unterhaltung.

Bei den Möwen ist grade Brutzeit und als wir ahnungslos an den Häusern vorbei gehen, verteidigen die Vögel aggressiv ihr Revier.

Die Möwen nisten auf den Hausdächern und in den Fensternischen

Am Nachmittag suche ich schöne neue Häfen aus und erstelle die elektronischen Routen. Clemens hängt in der Videokonferenz mit dem DSV-Ausschuss Freizeitsegeln.

Bessaker – Rørvik

Die Nacht war sehr unruhig, weil gegen Mitternacht starker Schwell kam und uns ordentlich durchgeschaukelt hat. Wir vermuten, dass es draußen gestürmt hat, aber wir in dem geschützten Hafen nichts weiter davon mitbekommen haben. Wir sind daher froh, gestern nicht in dem ersten Hafen angelegt zu haben.

Unser Nachbar war heute schon sehr früh aufgebrochen und ist nach einer Stunde wieder umgekehrt, da die Welle und der Wind draußen nicht handhabbar waren. Wir studieren gemeinsam den Wetterbericht und die Seekarte. Gegen 11:00 laufen wir dann aus, da der Wind sich etwas beruhigt hat und wir hoffen, dass die See jetzt auch schon friedlicher ist.

Anfangs läuft es auch genau so, wie geplant, später wird die Welle echt unangenehm: knapp 3m hoch und teilweise als Kreuzwelle. Wir schaukeln uns einige Stunden durch, denn der Wind stabilisiert das Boot etwas.

Die Ausweichhäfen, die wir uns ausgesucht haben, falls es zu hart draußen kommt, lassen wir links liegen, denn wir haben ein sicheres Gefühl. Als wir eine Stunde vor dem Ziel sind, kommt sogar noch die Sonne raus, wie schön!

Nun liegen wir in Rørvik mit Blick auf den Stützpunkt der Seenotrettung – sehr beruhigend.

Magerøya – Bessaker

Zum Ablegen nieselt es leicht, die heutigen Höchsttemperaturen liegen nur knapp im zweistelligen Bereich. Also ist wieder warme wasserfeste Kleidung angesagt.

Weil es wieder so flau ist, können wir nicht segeln und Clemens repariert unterwegs den backbord Scheibenwischer, der gestern dem dauerhaften Regen zum Opfer fiel. Kaum ist er fertig, sind wir aus der Landabdeckung raus und können wieder auf den Motor verzichten.

Der Wind wird mehr und mehr, der Regen auch und die Sicht wird immer schlechter. Wir lassen uns nicht unterkriegen!

Ab Asen ist wieder ein Gebiet mit gefährlichen Wellen, aber wir wollen nur knapp 10sm durch dieses Fahrwasser und der Wind ist Raum. Also wagen wir es. Jetzt haben wir einen Eindruck von dem Begriff „gefährliche Wellen“!

Da wir raumschots fahren, ist das alles noch gut zu handhaben, aber jetzt sollte nichts kaputt gehen. Die Geschwindigkeit ist berauschend!

Irgendwann müssen wir das Vorsegel einrollen, da wir zu schnell sind und der Wind weniger wird. Denn sonst schlägt die Fock nur noch. Zur Sicherheit lassen wir den Motor mitlaufen, das gibt noch etwas mehr Kontrolle in dieser Welle.

Wir sind müde und erschöpft, als wir in Hongsund einlaufen. Aber die Steganlage und auch das Hafenbecken gefallen uns gar nicht: ungeschützt den 20kn Wind ausgesetzt und die Stege eher für kleine Motorboote ausgelegt. Wir laufen wieder aus und planen den nächsten Hafen, in dem bereits ein deutsches Schiff liegt, das wir kennen.

Weiter Regen und noch mehr Wind, bis wir in den Bessakersund einbiegen. Kurz hinter uns folgt ein Schiff der Hurtigruten in die schmale Durchfahrt.

Wir legen vor Reinhard (dem deutschen Segler) an einem Schwimmsteg in Bessaker an, der eigentlich für die Tankstelle gedacht ist. Aber für eine Nacht ist das OK, sagt der Betreiber und will noch nicht mal Hafengeld kassieren.

Ach ja, hier sind überwiegend zweieinhalb Meter Tidenhub.

Smenessundet – Magerøya

Schon gestern Abend hat es zu regnen begonnen, die ganze Nacht hindurch prasselte noch mehr Regen auf das Deck und auch heute ist der Tag von Regen geprägt. Wir schmeißen uns in unsere wasserfeste Kleidung und legen ab.

Das Vorliek ist mit Absicht so lose!

Auch heute gibt es ein Gebiet mit gefährlichen Wellen und wir hoffen, mit unseren Wetter- und Tidenberechnungen richtig zu liegen und nicht nur problemlos sondern sogar mit dem Strom durch die Fahrwasser kommen. Zu unserer großen Freude haben wir südliche Winde und ausreichende Stärke, wir können also prima segeln. Allerdings nicht mit Spi, denn die Wellen sind hier zeitweise wieder hoch und kurz. Das ist uns dann doch zu heikel. Aber auch mit der kleinen Fock kommen wir immer wieder über 7kn (naja, incl. Unterstützung durch den Strom).

Die Sicht ist teilweise weniger als eine Seemeile und alles sieht aus, wie in Watte gepackt. Allerdings sehr nasse Watte (hier hinkt der optische Vergleich allerdings).

Unser heutiges Ziel heißt Magerøya. Das ist eine kleine Insel, die im 17. Jahrhundert der wichtigste Handelsplatz der Region war. Das Gästehaus steht noch und wird als Restaurant betrieben. Die gesamte Insel ist nun ein Freilichtmuseum und wird von einem Freundeskreis gepflegt.

Alles ist sehr liebevoll restauriert und im Sommer finden hier open-air Jazz-Konzerte auf dem Steg statt. Heute sind wir allerdings das einzige Boot im Hafen.

Die Duschen sind im Keller des Gästehauses in Stein gehauen und mit Holz verkleidet, sehr authentisch!

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