Reiseblog von Moritz und Clemens

Autor: Moritz (Seite 27 von 33)

Bergen

Nach einem Gespräch mit Gunnar beschließen wir, nicht weiter nach einem Segelmacher zu suchen. Es müssten zwei Bahnen in der Fock ausgetauscht werden, dazu brauch der Segelmacher das richtige Tuch und die Qualifikation für das Material. Wir fahren jetzt lieber mit der kleinen Fock und lassen die große in Berlin richtig reparieren.

Nun wird es aber Zeit, die Stadt zu besichtigen. Wir liegen gleich an den alten Kaufmannshäusern, die nicht nur außen schön sind, sondern auch innen einiges zu bieten haben.

Kulinarisch finden wir alle möglichen Meerestiere aus dieser Region, incl. die Beine von Riesenkrebsen.

Die Stimmung auf den Straßen ist ausgelassen und kommunikativ, wir kommen uns vor wie am Mittelmeer. Auch die Farben der Häuser und Restaurants sind grell bunt, überall gibt es Tapas, Cocktais und quirlige Musik.

Neben uns legt Knut an, er kommt aus dieser Gegend und wir bekommen wertvolle Tipps für idyllische Häfen und gefährliche Ecken, die nicht bei Starkwind umfahren werden sollten. Zum Abschied schenkt er uns noch selbstgebrautes Bier, das wir aber erst am Polarkreis trinken dürfen. Vielleicht treffen wir ihn auf unserer Rückreise wieder, denn dann ist er mit seiner Familie unterwegs.

Unser Fazit: Bergen hat eine wunderschöne Altstadt, nur der Sportboothafen ist trotz der zentralen Lage nicht so überzeugend: Kein Strom, kein WC und keine Duschen verfügbar. Auch Nachts gab es noch viel Schwell und feierfreudige Passanten auf der Bank vor unserem Boot. Aber der Sonnenuntergang hat uns entschädigt.

Leirvik – Bergen

Zum ersten Mal werden wir in Norwegen durch Sonnenschein geweckt, wie schön!

Als wir ablegen ist es windstill und das Wasser ganz glatt. Im Laufe des Tages wird es nicht wirklich mehr Wind, also motoren wir bis nach Bergen.

Unterwegs sehen wir jede Menge Fischzucht-Anlagen.

Je näher wir der Stadt kommen, desto voller wird das Wasser. Am Stadtrand sind es schon richtige Wannsee-Verhältnisse, mit dem kleinen Unterschied, dass die Dampfer hier mehrere hundert Meter lang sind und knapp 20kn schnell fahren. Das ist vor allem an den engen Stellen richtig gefährlich und wir entkommen einem Fähren-Rambo nur noch mit Vollgas. Ich brauche danach einige Minuten, um mich wieder zu beruhigen, denn neben uns war ein kleines Ruderboot, das dem Zusammenstoß nur knapp entgangen ist. Das hätte Leben gekostet!

Als wir in der Hafeneinfahrt sind, sichte ich ein U-Boot, und als wir näher kommen sehen wir, dass es die deutsche Marine ist! Was für ein lustiger Zufall.

Bevor wir für die Nacht festmachen, wollen wir noch tanken und sind völlig überrascht, denn Diesel kostet hier nur knapp 1,90€ pro Liter.

Unser Anlegemanöver ist per Webcam zu sehen und wir werden von Hamm aus beobachtet, wie wir an-, ab-, und wieder anlegen. Denn das Boot, bei dem wir uns ins Päckchen legen, will in ein paar Stunden wieder weg und wir tauschen die Plätze. Nun liegen wir innen und werden von den Passanten wie Tiere im Zoo beobachtet.

Erstes Anlegen
zweites Anlegen

Auf unserer Hafenseite sind die Kaufmannshäuser, ein Weltkulturerbe.

Aufgrund des Feiertages ist der Hafen sehr voll, ständig rasen Motorboote umher und der Schwell ist furchtbar. Ein weiterer Grund für die vielen Menschen hier ist vermutlich der Rummel, der nebenan aufgebaut ist, den werden wir gleich mal besuchen. Schaukelei hatten wir ja heute zu wenig.

Stavanger – Leirvik

Frohe Pfingsten euch allen!

Wir hatten so auf Sonne gehofft, dann doch wieder tief hängende Wolken und Kälte. Nun gut, wir sind ja inzwischen daran gewöhnt. Morgens setzen wir gleich nach dem Auslaufen die Segel und müssen – oh Wunder – nicht sofort kreuzen, das kam erst einige Stunden später, ab Haugesund. Aber gegen Mittag traute sich die Sonne raus und unsere Stimmung stieg gleich um ein paar Grad. Kalt war es immer noch aber Kreuzen mit Sonne ist doch viel schöner!

Wir sehen unsere ersten Berge mit Schnee und sind begeistert. Die See ist blaugrün, das kommt auf den Fotos leider nicht so richtig raus, ist aber in Wirklichkeit wunderschön und ganz hell.

Und dann passiert es: nach einer Wende habe ich festgestellt, dass das Achterliek der Fock irgendwie nicht richtig aussah. Bei näherer Betrachtung mussten wir leider feststellen, dass das Segel gerissen war. Damit nicht noch mehr Schaden entsteht, haben wir schnell die Fock eingerollt und sind unter Groß und Motor weiter gefahren. Wie schade, denn nach dem nächsten Leuchtfeuer hätten wir einen satten Halbwind gehabt und wären richtig schnell gesegelt!

Vor dem Hafen gibt es als Trost noch mehr Bergpanorama:

Im Hafen nehmen wie die Fock runter und inspizieren den Schaden. Das Tuch ist auf ca. 30 cm unregelmäßig gerissen, bis zum Liekband. Hoffentlich lässt es sich überhaupt reparieren. Wir haben schon mit Gunnar Kontakt aufgenommen und versuchen, in Bergen einen Segelmacher zu finden, denn morgen Abend wollen wir schon dort sein. Dann müssten wir zwar einen Hafentag einlegen, aber für die große Fock wäre es uns das wert.

Nun haben wir die kleine Reservefock drauf, geht notfalls auch für die nächsten Monate, aber schneller sind Wir mit der großen.

Nach einem leckeren Abendessen genießen wir entspannt die restlichen Sonnenstrahlen im Cockpit.

Tananger – Stavanger

Für die heutige Etappe kommen Marie und Ingvar mit an Bord. Christian bringt sie zum Hafen und schießt schöne Bilder vom Ablegen:

Dann ein entspannter Trip nach Stavanger mit kurzer Kreuz und etwas Vorwindkurs. Wir genießen die Sonne, die grade vor dem Einlaufen in den Hafen durch die Wolken bricht. Ingvar ist ein hervorragender Steuermann, wir brauchen gar keinen Autopiloten mehr!

An Bord diskutieren wir intensiv, ob es nicht vielleicht doch die Lofoten heißt (@Axel: es sind wohl doch die Lofoten und Wikipedia irrt sich). Auch das Geheimnis um den fliegenden Pinguin wird gelüftet, es handelt sich um einen Lomvi (https://commons.m.wikimedia.org/wiki/File:Lomvi,_Guillemot,_Uria_aalge.jpg) und leider doch noch nicht um einen Papageientaucher.

In Stavanger erwartet uns schon der Rest der Familie sehnsüchtig.

So sind wir heute schon am Vormittag im Hafen und unser Boot wird ausgiebig inspiziert.

Von Marie bekommen wir noch rasch eine Mikro-Führung durch einen Teil der Altstadt von Stavanger. Mehr folgt dann, wenn wir auf der Rückreise hier halt machen.

Nach einem kurzen Besuch beim Bootsausrüster kommen wir im Zuhause von Marie, Ingvar, Einar und Johan an. Marie entführt uns noch zu einem Spaziergang bergauf und zum Fjord, bevor es an das gemeinsame Abendessen geht.

Mit der Menge an köstlichen handgefertigten Bratwürstchen wäre glatt die doppelte Mannschaft satt geworden.

Der Abend klingt gemütlich aus und wir werden mit dem neuen weißen VW-Bully wieder ans Boot gebracht. Vielen Dank für den wunderschönen Tag!

Egersund – Tanager

Früh morgens denke ich nur: och nö, schon wieder Kälte, Regen und tief hängende Wolken.

Wir haben rund eine Stunde Fahrt durch die Schären, bis wir wieder auf freiem Wasser sind. Sobald wir die Schären verlassen haben, hieß es wieder Kreuzen – was sonst?

Wir versuchen auch heute, zwischen den Regenwolken hindurch zu wenden, mit Erfolg: wir bleiben trocken.

mal Regen im Osten…

Bei der Kreuz haben wir heute Glück, denn der Strom schiebt ein Bisschen von hinten und wir planen die Wenden an den richtigen Stellen.

… mal Regen im Westen.

Erst zwei Stunden vor Tananger kippt der Strom/die Tide und wir werden wieder ausgebremst. Aber damit können wir heute gut leben, denn wir hatten eine super Etappe und zwischendurch richtigen echten Sonnenschein!

Unterwegs haben wir einen Vogel gesichtet, der wie ein fliegender Pinguin aussah. Wir sind irritiert! Pinguin? Sind wir doch in der falschen Richtung unterwegs? Aber können Pinguine wirklich fliegen? Wir hoffen, dass sich das Rätsel bald auflöst und halten euch auf dem Laufenden.

In Tanager empfangen uns Marie und Johan mit norwegischen Flaggen. Wie schön, mal wieder vertraute Menschen zu treffen! Morgen gehts nach Stavanger, dort gibt es noch mehr vertraute Menschen, wir freuen uns!

Tananger sieht von Außen wie ein reiner Industriehafen aus, hat aber einen idyllischen Jachthafen. Hier sind mehrere Kasernen und wir wurden schon vorgewarnt, dass wenn wir nachts Maschinengewehr-Salven hören, es sich um Übungen handelt. Ein wichtiger Hinweis in diesen Zeiten.

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