Unsere heutige Tour durch Trondheim startete mit einem unverhofften Besuch in der kleinen Kirche am Hafen. Bisher war sie immer verschlossen, heute übt der Organist und die Tür steht auf. Nix wie rein.
Weiter geht es mit der Fortsetzung im Naturkunde Museum, das deutlich größer ist, als wir gestern vermutet haben. Neben Flora und Fauna wird auch die kulturgeschichtliche Entwicklung in der Region sowie ein Blick in die nachhaltige Wirtschaft der Zukunft gezeigt.
Da Andreas den Nedarosdom noch nicht gesehen hat, bringen wir ihn dort hin und besuchen allein den Sommergarten im Hof des Erzbischofs. Hier ist ein kleiner Mittelaltermarkt aufgebaut, in dem auch alte Handwerkskunst gezeigt wird.
Wir stecken nochmal kurz den Kopf in den Dom um zu sehen wo Andreas bleibt und stellen fest, dass die große Orgel gespielt wird. Wir werden auch ohne Eintrittskarte eingelassen und lauschen gebannt der Filmmusik aus diesem imposanten Instrument.
Jetzt ist es aber Zeit für einen kleinen Snack. Clemens zeigt Andreas noch rasch seinen Lieblingsladen Clas Olson, dann schlendern wir zum alten Hafen und von dort aus am Wasser entlang zum Boot/Bulli.
Noch ein Stückchen Kuchen und Kaffee zur Stärkung, dann will Clemens in den Mast gezogen werden, um nach der Ursache für die Reibung beim Segelsetzen zu suchen. Auf halber Höhe gehts einfach nicht mehr weiter, die Winschen lassen sich kaum noch drehen. Vielleicht ist das ja die Ursache? Clemens nimmt kurzerhand die eine Winsch auseinander, reinigt sie und fettet sie neu ein. Hoffentlich war’s das!
Wie geplant schlafen wir aus und frühstücken gemütlich. Dann geht es auf zur Stadtbesichtigung. Nördlich am Ufer entlang laufen wir durch die ehemaligen Werftanlagen, die inzwischen zu Sportboothafen und Restaurants umgestaltet sind. Auf der Außenseite gibt es noch ein Gewerbegebiet, unter anderem einen Volvo-Motorenservice, das merken wir uns.
Hinter dem Zentralbahnhof ist ein weiterer Sportboothafen, den wir ursprünglich anlaufen wollten. Er liegt zwar sehr schön zwischen modernen Gebäuden und Museen, aber die Sanitäranlagen fehlen hier. Daher liegen wir im westlichen Hafen eindeutig besser.
Die Museen in diesem Teil von Trondheim heben wir uns für morgen auf und gehen weiter Richtung Osten. Hier gibt es zwei U-Boot-Bunker, die allerdings nicht besichtigt werden können, da sie als Lager, Bowlingbahn und Industrieanlagen genutzt werden.
Das Seeschifffahrts-Museum befindet sich ganz in der Nähe und ist natürlich ein Pflichtprogramm für uns. Eine liebevoll gestaltete Ausstellung beschreibt vor allem die Ausbildung der Seeleute an Bord von Dreimastern.
Aber es wird auch gezeigt, wie die Werft in Trondheim das Leben bestimmt hat und die Menschen ihren Alltag bewältigen mussten. Noch etwas weiter Richtung Osten kommen wir in das historische Arbeiterviertel von Trondheim. Hier wohnten die Werftarbeiter quasi direkt an ihrer Arbeitsstätte. Inzwischen ist das ein eher szeniges Kreativ-Virtel mit vielen gemütlichen Kneipen, Galerien und Büros. Das steht im krassen Gegensatz zu den Bildern, die wir im Museum grade erst gesehen haben.
Das Kunstmuseum direkt beim Dom, das wir eigentlich als Nächstes besuchen wollten ist leider wegen Umbaus geschlossen. Die Erlebnislandschaft für Technik und Wissenschaft scheint eher etwas für Kinder zu sein, das lassen wir weg. Wir brauchen jetzt erstmal dringend eine Stärkung. Nach Hotdog, Zimtschnecke und Kaffe gehts wieder weiter.
Die kleine Vår Frue Kirche ist natürlich im Vergleich zum Dom winzig, aber sehr charmant.
Weiter gehts nochmal zum Nidarosdom, genauer gesagt zum Friedhof und dem Pilgerpfad. Zum Abschluss noch ein Abstecher ins Naturkunde Museum. Das macht leider schon um 16:00 zu (wie alle anderen Museen hier auch), aber die Eintrittskarte dürfen wir auch morgen nochmal nutzen. So schaffen wir bis zur Schließung noch die Sonderausstellung zum Thema Wölfe in Norwegen.
Müde und schlapp gehen wir zurück aufs Boot. Aber hier ist noch lange nicht Entspannung angesagt. Clemens will einen Ölwechsel vornehmen und ich koche Lasagne, da wir heute Abend noch Besuch erwarten.
Der Ölwechsel läuft nicht ganz reibungslos, denn die Pumpe saugt sich fest und der Schlauch rutscht von der Pumpe. Schmutziges Öl spritzt Kreuz und quer im Durchgang zur Achterkoje. Was für eine Sauerei!
Der Rest des Ölwechsels ist dagegen eine saubere Angelegenheit und eigentlich wollten wir ohnehin mal wieder das Boot putzen… Bleibende Schäden hat das schwarze Öl nicht verursacht.
Abends kommt dann Andreas genau richtig zum Lasagne-Essen. Er macht grade mit seinem Wohnmobil in Norwegen Urlaub und ist heute Früh in Oslo mit der Fähre angekommen. Wir freuen uns riesig, mal wieder ein vertrautes Gesicht zu sehen.
Im Hafen ist starker Schwell, was Clemens und ich schon gar nicht mehr merken. Aber Andreas braucht einen Horizont und wir essen draußen.
Es war sehr gut, dass wir gestern doch die weitere Tour gefahren sind, denn heute stürmt es auf diser Strecke und wir hätten nicht auslaufen können. So sind wir schon deutlich in der Abdeckung vom Trondheimfjord. Auch wenn es uns heute schwer gefallen ist auszulaufen, sind wir nach einem gemütlichen Frühstück aufgebrochen. Es hat noch immer stark geregnet, hier aber ohne Wind und nur einstelliger Temperatur. Der Hafen von letzter Nacht ist nicht ideal, denn die Sanitäranlagen stinken nach Kloake und im Hafen steht durch die Fähren, die nur 50m von uns entfernt anlegen, ein erheblicher Schwell. Da für die nächsten Tage noch schlechteres Wetter prognostiziert ist, wollen wir das lieber in Trondheim abwettern. Dort gibt es so viele Museen und andere Sehenswürdigkeiten, dass wir gut beschäftigt sein werden.
Wir tanken noch rasch in Hasselvika und da ich dort rückwärts anlegen muss, freue ich mich wieder mal riesig über den neuen Propeller. Beim Tanken erleben wir eine kleine Überraschung, denn die Tankanzeige scheint nicht richtig zu funktionieren. Bei gleicher Anzeige passt nun doppelt so viel in den Tank. Heißt für die Zukunft: mehr auf die Motorstunden achten und nicht der Anzeige vertrauen.
Durch dicke Regenschwaden mit Sicht um die 200m schieben wir uns nach Trondheim. Zum Glück ist die Navigation hier sehr simpel: immer am Felsen entlang.
Eine kleine Regenpause zum Anlegen, wie schön. Als das Schiff klariert ist, ziehen wir unsere Wanderschuhe an und erobern die ersten Sehenswürdigkeiten von Trondheim.
Der Nidarosdom(en) ist für hiesige Verhältnisse riesig und erinnert nicht zufällig an englische Kathedralen.
Innen ist er ein erstaunlicher Mix aus sehr alt, alt und neu. Die Steinmeyer-Orgel gleich am Eingang ist aus den 1930er Jahren und hat über tausend Pfeifen, die über die gesamte Kirche verteilt sind. Sie gehört laut Norbert (unserem ehemaligen Chorleiter) zu den schönsten überhaupt.
Eine kleine Barock-Orgel von 1741, gebaut von Joachim Wagner aus Berlin, befindet sich im ältesten Teil der Kirche, dem Seitenschiff. Im Dom von Brandenburg steht die Schwester dieser Orgel. Hier in Trondheim übt der Organist grade ein paar Stücke ein, als wir da sind.
Das Oktogon am Ende der Kirche, gegenüber der neuen Orgel, ist seit jeher ein Pilgerort. Der erste König von Norwegen soll hier beigesetzt gewesen sein, bis die Dänen seinen Leichnam entwendet haben. Nun ist unklar, wo Olav liegt, aber die Kirche bleibtweiterhin ein Wallfahrtsort.
Es gibt zwei Altäre und mehrere kleine Kapellen und Andachts-Ecken. Wir bleiben noch ein bisschen und lauschen dem Organisten. Übrigens ist die Barock-Orgel ein Geschenk aus Deutschland.
Mir gefällt es sehr gut, dass die Kirche nicht mehr, wie ursprünglich, bunt angemalt ist, sondern die natürliche graublaue Steinfarbe vorherrscht.
Dann geht es auf zum Kontrastprogramm am Marktplatz. Hier ist eine Bühne aufgebaut und ab 18:30 treten norwegische Sänger und Bands auf. Natürlich verstehen wir nichts von den Texten, aber manche Songs sind so gut, dass wir mit tanzen.
Als es wieder zu Regnen beginnt, flüchten wir aufs Boot und essen Garnelen satt! Ein gelungener erster Tag in Trondheim.
Die Nacht über gab es immer wieder Gewitter und Starkregen. Morgens um halb vier legt hinter uns ein Segelboot an und es rummst verdächtig. Ich springe im Schlafanzug raus in den Regen, aber es war nichts an unserem Boot. Der Segler hatte den Steg erwischt und sah etwas zerschrammt aus.
Aufgrund der Wetterprognose für die nächsten Tage beschließen wir, doch nicht auf die frischen Backwaren zu warten, sondern legen kurz nach acht ab. Es regnet ein wenig, dann kommt zwischen den dunklen Wolken noch die Sonne raus. Der Wind ist zwar spitz, aber geht grade noch.
Den ersten Wolkenfronten können wir noch ausweichen, indem wir zwischendurch die Fahrt reduzieren. Aber irgendwann haben sie uns dann doch erwischt. Es schüttet manchmal wie aus Eimern und der Wind wird böig. Schaurig schön!
Zum Anlegen kommt natürlich nochmal ein dicker Schauer und die Fähre, die gleich neben dem Gästesteg mit ordentlich Schwell Halt macht. Aber das Manöver klappt gut und wir verkriechen uns gleich unter Deck und machen die Heizung an.
Vom kleinen Fischerdorf hier bekommen wir wegen des Regens gar nichts mit.
Gestern hatten wir noch sehr interessante und vergnügliche Gespräche bei Olga und Anton, Danke nochmal vor den schönen Abend.
Heute war wieder ein wunderbarer Segeltag. Die Welle war allerdings sehr anspruchsvoll und anstrengend. Der Wind kam von achtern und die dazugehörige kurze Welle mit einem Meter Höhe auch. Von Westen her (also schräg von vorne) rollte eine lange aber zwei Meter hohe Atlantikwelle. In der Interferenz hatten wir also mal drei Meter Welle und mal fast gar keine. Die Welle von hinten hat uns ins Surfen gebracht und manchmal sind wir die Atlantikwelle hoch gesurft. Ein lustiges Gefühl. Dazwischen immer mal etwas Gezeitenstrom als Dreingabe.
Auf der Mitte des Weges kommt uns ein Boot entgegen und biegt plötzlich rechtwinklig zu uns ab. Was soll das denn? Es ist Knut, der mit seiner Familie in die Ferien fährt. Wie verrückt, dass wir uns zufällig mitten in den Schären begegnen.
@Knut: Sorry, we didn‘t recognise you at first glance. Your recommendations were great and your beer was delicious!
Auch wenn wir zum Ablegen ein paar Regentropfen abbekommen haben, sind wir den Rest des Tages auf See davon verschont geblieben. Erst im Hafen Stokksund (in der Seekarte steht der Hafen mit nur einem „k“) ziehen dicke Wolken auf und sogar ein Gewitter grummelt in der Ferne und hat uns bestimmt bald erreicht.
Der Hafen liegt idyllisch zwischen hohen Felsen in einer sehr geschützten Bucht. Von Wind und Welle bekommen wir hier fast nichts mit.
Im kleinen Restaurant am anderen Ende der Bucht ist die gesamte Terrasse ein Schwimmsteg mit kleinen Sitzecken und einer Feuerstelle. So könnte auch der VSaW-Schwimmsteg aussehen!
Morgen ab 10:00 soll es hier frische Brötchen geben, wir überdenken unsere Pläne für morgen nochmal, es ist wirklich sehr schön hier und wir haben ja noch jede Menge Zeit.