Reiseblog von Moritz und Clemens

Kategorie: 2023 (Seite 2 von 5)

Stralsund – Stahlbrode

In Stralsund ist großes Hafenfest. Das haben wir gestern schon mit Live-Musik erlebt und sind durch die Buden geschlendert.

Heute klappern wir alle Segelläden ab. Auf dem Weg dahin sehen wir drei dänische Marineboote einlaufen und beobachten die Anlege-Manöver. Wir wollen uns die Signalflaggen erklären lassen und fragen den lokalen Marinesoldaten, der die Dänen in Empfang genommen hat. Der erklärte nur, dass er Funker sei und die Signalflaggen nicht lesen könne. Der anwesende Offizier kennt zwar nicht die Flaggen, aber deren Bedeutung: es sind die Rufzeichen. Mit dem Flaggenalphabet können wir punkten, denn die angezeigten Flaggen haben wir im Kopf.

Nach ausgiebigem Shoppen in den Segelläden und anschließendem Kaffee in unserem Lieblingscafé in der Böttchergasse gehen wir an Bord und nehmen die15:20 Brückenöffnung in den Strelasund.

Eigentlich wollten wir nur bis Gustow, weil wir den Hafen nicht kennen. Aber der Wind ist noch schön und wir matchen und grade mit einer leichten Dehler, da kreuzen wir noch weiter.

Auf er Höhe von Stahlbrode (um 18:00) entscheiden wir, dass es genug ist für heute, die nächsten Häfen sind über drei Stunden entfernt.

Im Hafen nimmt uns ein sehr netter und kompetenter Hafenmeister im Empfang. Die Fischbude hat auch noch auf, was für ein schöner Abend!

Gegen 20:00 fahren die Teilnehmer der Rund-Rügen-Regatta vorbei und wir feuern Anna-Lena und ihre Crew an.

Im Hafen steht ordentlich Schwell und wir werden in den Schlaf geschaukelt.

Wir haben fast Vollmond:

Lauterbach – Stralsund

Ein Tag mit langer Kreuz liegt vor uns. Wir starten noch mit voller Besegelung, doch schon bei der Ansteuerungstonne Lauterbach ziehen wir das erste Reff ein. An der Einfahrt in den Strelasund das zweite, denn hier frischt der Wind auf bis zu 25kn auf. Natürlich ist unsere Kreuz wieder die beste und wir holen alle ein, die vor uns abgelegt haben. Auf der Karte seht ihr ja unsere Route.

Kurz vor Neuhof sehen wir nach der Wende ein Loch im Segel. Wie ärgerlich, wo wir doch grade so in Fahrt waren! Aber natürlich segeln wir so nicht weiter und rollen die Fock ein. Wir wollen nicht riskieren, dass der Riss noch größer wird und sich nicht mehr reparieren lässt.

Vor der Ziegelgrabenbrücke müssen wir noch auf die Öffnung warten und legen uns im Windschatten von Dänholm vor Anker. Dort tauschen wir das Vorsegel und begutachten den Schaden.

Zur Brückendurchfahrt wird es wieder turbulent, die KVR (internationale Kollosionsverhütungsregeln) scheint hier außer Kraft zu sein, denn selbst die Küstenwache hält sich nicht daran.

Egal, wir finden einen schönen Liegeplatz – der war dann reserviert, also auf engstem Raum drehen und mit Rückenwind in die gegenüberliegende Box. Anna-Lena kommt auf einen Kurzbesuch vorbei.

Lustiger Weise liegt gleich nebenan eine Chartercrew aus dem SVSL, fast deren gesamter Vorstand ist an Bord.

Nach einem kurzen Schnack gehen wir in die wunderschöne Altstadt von Stralsund und essen anschließend im Klabautermann.

Sassnitz – Lauterbach

Am heutigen Tag haben wir nur eine kurze Etappe geplant, weil wir bei der prognostizierten Windrichtung viel kreuzen müssen. Nach einem Abschiedsfoto mit Reinhold gehts los.

Anfangs ist es noch etwas flau und meine Geduld wird wieder mal auf die Probe gestellt. Aber da vor uns drei Boote ausgelaufen sind und nach uns auch eines, ist mein Wettkampf-Instikt geweckt. Egal wie langsam wir sind, etwas schneller als die anderen sollten wir sein! Auch wenn das eine Boot nagelneue schwarze Segel hat und deutlich agiler ist als unsere alte Dame.

Der Wind frischt zum Glück auf und wir trimmen hier und dort. Spätestens an der Kreuz, die Clemens durch die Untiefen navigiert und die wir an den Windablenkungen durch das Ufer planen, machen wir ordentlich Strecke. Irgendwann bleibt der schnellere Segler weit achteraus und die anderen haben wir ohnehin schon eingeholt. Was für ein schöner Segeltag!

Vor Lauterbach müssen wir dann die Segel einholen. Ein Motorsegler will noch unbedingt vor uns in den Hafen, gibt Gas und kürzt ab. Clemens hatte mich vorher noch gewarnt: hier wird’s flach, bleib im Fahrwasser! Der Motorsegler hat uns dann genau gezeigt, ab wo es zu flach wird… Er ist deutlich nach uns im Hafen angekommen.

In Lauterbach flanieren wir noch durch den alten Hafen, essen Fischbrötchen und handgefertigte süße Pasta aus der Nudel-Werft. Die Pasta schmeckt uns so gut, dass wir noch getrocknete für zu Hause mitnehmen.

Morgen gibt es wieder Westwind, wenn wir nach Stralsund fahren. Also ein weiterer Tag mit vielen Wenden.

Ystad – Sassnitz

Für heute ist Rückenwind angesagt, der aber im laufe des Tages immer weniger wird. Wir legen also wieder früh ab, diesmal sogar schon vor sechs Uhr. Der erwartete Wind bleibt allerdings aus. Es lohnt sich auch nicht, den Spi auszupacken, denn der Wind ist so lau, dass der bei der starken Restwelle (von gestern aus westlicher Richtung) gar nicht stehen würde.
Das scheint das Motto unserer diesjährigen Reise zu sein: Motor an. Hilft ja nichts, denn irgendwie müssen wir zurück. Ein Hafentag wegen Flaute wollen wir dann doch nicht einlegen, auch wenn es noch so schön in Ystad ist.

Auch unterwegs wird der Wind nicht mehr, im Gegenteil, es wird sogar immer weniger. Das Großsegel flappt nur noch hin und her.


Etwas unheimlich wird mir, als ich ein ziemlich großes Kriegsschiff sichte, das nicht auf dem AIS (Automatic Identification System) erscheint. AIS ist für die Berufsschifffahrt verpflichtend. Über Funk höre ich, wie die Küstenwache das Kriegsschiff anspricht. Die geben sich dann als US-Warship zu erkennen und erklären ihren Aufenthalt im deutschen Hoheitsgebiet. Gleiches Spiel etwas später mit einem polnischen Kriegsschiff. Hier ist ganz schön was los!

Beim Bergen des Segels kurz vor Sassnitz stellt Clemens fest, dass zwei der kugelgelagerten Rutscher abgebrochen sind. Das hatten wir schonmal im letzten Jahr und dann im Winter leider vergessen, die Ersatzteile zu besorgen. Nun steht uns (bzw. Clemens) eine aufwändige Reparatur an, die uns vermutlich einen ganzen Hafentag bescheren wird.

Im Hafen Sassnitz erwartet uns schon Reinhold mit der Fee. Genau die richtige Zeit für ein Kaffeekränzchen, er bringt den Kuchen gleich mit.

Bevor Clemens mit der Reparatur startet, schaut er nochmal in dem winzigen Bootszubehör-Laden vorbei. Was für eine Überraschung: sie haben diese seltenen und sehr teuren Ersatzteile da! Das Großsegel ist jetzt ganz schnell repariert und wir können morgen wieder weiter (segeln?).

Heute Abend gehen wir mit Reinhold in die Pizzeria am Hafen und schnacken bestimmt noch lange.

Skillinge – Ystad

Heute wollen wir wieder etwas früher raus, denn spätestens ab 14:00 soll der Wind auf West drehen und deutlich auffrischen. Da wir nach Ystad wollen, hätten wir dann ca. 10 sm mit über 20kn gegenan vermutlich auch mit einer entsprechenden Welle. Also 8:00 Leinen los, gleich die Segel hoch und ab geht es. In der Nähe von Schwedens Südspitze sehen wir schon von ferne eine Windkante, da muss der frische Wind einsetzen. Bis dahin wird unsere Geduld sehr strapaziert, wir schleichen zeitweise mit nur zwei Knoten Fahrt durch die Ostsee.

Die Windkante hält was sie verspricht! Wir müssen zwar doch kreuzen, aber der Wind kommt nicht direkt aus Westen, sodaß wir nur zwei Mal verholen müssen. Das könnt ihr ja auf der Google-Karte verfolgen.

Aus Ystad kommen uns unterwegs schon eine Menge Segelboote entgegen, daher wundern wir uns nicht, dass wir den Hafen fast leer vorfinden.

Nur noch schnell das Boot klarieren und dann ab in die Stadt, da freuen wir uns schon seit Tagen drauf. Ystad ist so charmant und gepflegt, wie wir es in Erinnerung hatten. Unser erster Weg führt uns in den Boots-Antik-Shop. Hier hat offenbar der Eigner gewechselt, denn es gibt nur noch wenige Ramschkisten und es sieht deutlich ordentlicher aus.

Auf dem Weg vom Hafen in die Stadt.

Ein weiterer place-to-be ist der Sandwich-Laden, direkt neben Subways. Der Laden ist voll, Subways ist leer, das sagt eigentlich schon alles.

In einer versteckten Gasse.

Anschließend besuchen wir den Klostergarten, unser Highlight in Ystad.

Hier werden viele verschiedene Kräuter und Heilpflanzen gezogen.

Der Rosengarten erblüht zwar noch nicht, aber wir wissen, wie traumhaft bunt und herrlich duftend der Garten im Sommer ist und schwelgen in Erinnerungen. In dem niedlichen kleinen Café an der Lateinschule genießen wir warmen Blaubeerkuchen und Kaffee, bevor wir zum Abschluss unserer Ystad-Runde ordentlich shoppen gehen und unsere Vorräte mit schwedischen Leckereien auffüllen.

Zurück an Bord heißt es erstmal Füße hoch! Clemens dichtet noch die vordere Luke neu ab und dann planen wir den morgigen Tag: zurück an die deutsche Küste nach Sassnitz, wo Reinhold mit der Fee schon auf uns wartet.

Inzwischen pfeift auch der angesagte Westwind in den Wanten und der Hefen füllt sich zusehends. Auf unsere traditionelle Ystad-Pizza verzichten wir diesmal, es ist noch Lasagne von gestern übrig.

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