Blog unserer Seereise 2022 (Teil 1)

 

  • Ein sensationeller Abschied

    Noch am Vormittag haben wir die letzten Lebensmittel gepackt, dann ging es um 10:30 aufs Boot.

    Und was für ein Aufbruch! Vielen lieben Dank an alle, die uns so herzlich verabschiedet haben. Wir Waren tief bewegt und haben ein paar Tränchen verdrückt. So viele sind gekommen und haben uns eine schöne Reise gewünscht, wir waren überwältigt.

    Auch die Eskorte von Lieselotte und Feierabend und das Hup-Konzert zum Ablegen – ihr seid die Besten!

    Franzi und Meret auf der Feierabend
    Der halbe Vereinsvorstand und viele weitere Mitglieder auf der Lieselotte. Robert hupt am lautesten

    Vor Spandau mussten wir fast eine Stunde auf die Schleusung warten, aber in Lehnitz sind wir schnell durch gewesen. Nun liegen wir in Marienwerder und bleiben über Nacht. Hier gibt es ein kleines Hafenrestaurant, bei dem wir noch ein frisch gezapftes Franziskaner bekommen haben. Da die Kasse schon geschlossen war, wurden wir kurzerhand von der Wirtin eingeladen. Was für ein Start für die Reise!

  • Warten in Finow

    Heute früh haben wir bis 8:00 ausgeschlafen und sind folglich erst spät losgefahren. Um 8:30 waren die Leinen los und das Frühstück gab es unterwegs.

    Zwischen Marienwerderern und Niederfinow wird der Kanal auf die doppelte Breite ausgebaut. Das sieht ziemlich gespenstisch aus, denn es ist derzeit fast kein Schiffsverkehr auf dieser breiten Wasserstraße.

    Nun warten wir vor Dem alten Hebewerk auf unsere Schleusung nach unten. Das neue Hebewerk muss erst noch 500 Testfahrten absolvieren, bis hier die erste echte Schleusung stattfindet.

  • Video vom Niederfinow Hebewerk

    Wer sich über die Reihenfolge in der obigen Bezeichnung wundert: die offizielle Bezeichnung von Schiffsverkehrseinrichtungen zuerst der Ort, dann die Funktion. Also nicht Schleuse Hohensaaten oder Hebewerk Niederfinow, sondern Hohensaaten Schleuse und Niederfinow Hebewerk.

    Das Hebewerk selbst ist immer wieder beeindruckend, nicht nur für Ingenieure.

    Quelle: Johannes D.
  • Marienwerder – Gartz

    Leider hatten wir seit Hohensaaten Westschleuse ein Flusskreuzfahrtschiff vor uns, das wir nicht überholen konnten. So sind wir mit rund vier Knoten über fünf Stunden in den Abgasen des „Dampfers“ gefahren, vorbei an der Öl-Rafinerie Schwedt, die ja grade in der Presse ist, weil sie weiterhin russisches Öl verarbeitet.

    Da Stettin so heute nicht mehr zu schaffen war, haben wir für die Nacht in Gartz angelegt – der Kreuzfahrer leider auch. So haben wir leider die ganze Nacht den Dieselgeneratoren-Lärm.

    Der Hafen ist inzwischen sehr heruntergekommen: seit zwei Jahren gibt es keinen Strom mehr bei den Liegeplätzen, Duschen und Toiletten sind seit einem Jahr gesperrt. Aber das Hafengeld wird dennoch in normaler Höhe abkassiert. Was für eine Enttäuschung! Aber der Hafenmeister Sven ist sehr nett und gesprächig.

  • Gartz – Stettin, der Mast steht wieder

    Heute sind wir wieder nicht allzu früh aufgebrochen, waren um 8:20 am Grenzübergang nach Polen in Mescherin und um 11:45 im AZS Stettin. Um 13:00 stand der Mast und wir haben ganz in Ruhe die Segel aufgezogen und alles klariert.

    Und endlich kam auch wieder Mob Marley zum Einsatz:

    Morgen ist zwar nicht viel Wind angesagt, was hier in den engen Gewässern von Stettin vermutlich bedeutet, dass wir anfangs noch nicht segeln können. Aber wir hoffen auf Wind im Stettiner Haff.

    Den Abend lassen wir gemütlich ausklingen. Danke an Mom für die schönen Servietten und Danke an Angie S. für den fantastischen Brandenburger Wein.

  • Stettin – Swinemünde, unser erster Segeltag

    Gefrühstückt haben wir wieder unterwegs, denn wir konnten es kaum erwarten, endlich die Segel zu setzen. Anfangs war‘s leider noch zu flau, aber ab 10:00 hatten wir 12kn Wind aus unbeständigen Richtungen. Unter Fock und Großsegel reicht es grade so für fünf Knoten. Gegen 11:00 war’s dann so stabil, dass wir den Spi setzen konnten. Da haben wir sofort von fünf auf sieben Knoten beschleunigt und sind durch das Stettiner Haff gerauscht. Was für ein schöner Trip!

    Sogar im Kanal vor Swinemünde war der Wind noch ausreichend, dann sind aber meist ohne Spi gesegelt, weil die Richtung sehr volatil war. Dafür gab es Strömung mit 1,5kn, die uns angeschoben hat.

    Direkt vor dem Hafen ist eine kleine Insel voller Tölpel, die die Vegetation fast vollkommen abgetötet hat. Ein turbulenter Brut-Lärm donnert uns entgegen.

    Der Jacht-Hafen ist leider ziemlich heruntergekommen: einige Stege sind unbenutzbar, die freien Gastliegeplätze haben keinen Strom und kein Wasser. Immerhin: die Duschen sind geöffnet. Wir sind ja schon mit Kleingkeiten glücklich. Und Strom generieren wir ja inzwischen selber aus Sonnenlicht. Denn Sonne haben wir heute mehr als genug.

    Clemens will Burger essen, und da beide Hafen-Restaurants geschlossen sind, gehen wir in die Stadt. Was für ein Glück, denn wir laufen bis zum Marktplatz und hier ist es wirklich schön. Auf dem Rückweg finden wir sogar noch einen Burger-Laden, der Tag könnte kaum besser enden.

  • Swinemünde – Sassnitz, den ganzen Tag unter Spinnaker

    Gleich hinter der Hafenausfahrt von Swinemünde setzen wir den Spi und nehmen ihn kurz vorm Sassnitz Hefen wieder runter. Mal sieben Knoten Fahrt, mal nur drei, der Wind ist wechselhaft aber die Fahrt sehr entspannt.

    Frühstück unterwegs

    Wir sind froh, dass wir uns im letzten Jahr den neuen Spi gegönnt haben. Leider riecht er allerdings etwas merkwürdig nach Desinfektionsmittel. Heißt also, das Segel möglichst oft zum Lüften setzen!

    Das Wetter ist schwül-warm und die Sicht diesig. Wir hören über den Küstenfunk DP07, dass heute Nacht Unwetter durchziehen. Rena von DP07 begrüßt uns freundlich beim Radio-Check und erzählt, dass sie in der Schule ein Referat über das Buch „Tortilla Flat“ gehalten hat.

    Wir legen uns wegen der zu erwartenden Orkanböen im Hafen in eine Box mit Bug in den prognostizierten Wind. Das ist auch gar kein Problem, weil der Hafen fast leer ist.

    Die Hafenmeisterin ist krank und kann nicht abkassieren, also legen wir das Hafengeld in einem Umschlag in den Briefkasten.

    In dem kleinen Bootszubehör-Laden am Hafen wartet schon ein Paket von Gunnar auf uns: Ersatzteile für unsere Großsegel-Rutscher. Also wird heute Abend gebaut.

    Plötzlich schallt ein lautes MORITZ durch den Hafen. Ralf B. mit Bruder und Mutter laufen ein und legen sich an den Steg gegenüber. Was für ein schöner Zufall! Zur Begrüßung bekommen wir einen köstlichen Anlegeschluck. Aber wirklich nicht mehr als ein Schluck, denn morgen wollen wir früh ablegen. Wir lassen dennoch den Abend entspannt mit Pizza aus dem Restaurant am Hafen ausklingen.

  • Sassnitz – Skanör, heute war fast alles an Wetter dabei

    Um 5:30 haben wir bei Nebel und mittlerem Wind in Sassnitz abgelegt. Noch im äußeren Hafenbecken setzen wir die Segel. Aber schon kurz danach sind wir aus der Landabdeckung raus und uns blasen 25kn entgegen – Reff 2. Die Sonne strahlt die Kreidefelsen gespenstisch an, aber vielleicht kommt das uns auch nur so unheimlich vor, weil wir den Sturm von letzter Nacht noch im Kopf haben.

    Auf dem Weg nach Nord-West haben wir immer wieder dichte Nebelschwaden und zwischendurch eine halbe Stunde strahlende Sonne.

    Der Wind wird in der Nähe der Windparks Baltic 1 und 2 so deutlich abgelenkt, dass wir fast stehen bleiben und 20 Grad abfallen müssen. Wir hatten uns schon auf eine Kreuz zum nächsten Wegepunkt eingestellt, da dreht der Wind innerhalb weniger Minuten um 70 Grad nach links und bleibt auch für den restlichen Tag bei dieser Richtung.

    Etwa 10sm vor Skanör verlässt uns allerdings der Wind komplett, die See wird ölig glatt. Von 25kn auf null und von Nebel zu strahlendem Sonnenschein – ein bunter Wettermix. Vor der Hafeneinfahrt sichten wir sogar einen Seehund.

    Das ist nicht der Seehund

    Skanör ist wie immer sehr beschaulich und schön, ein entspannter Hafenmeister und gut ausgestattete Liegeplätze. Übrigens steht auf der Halbinsel Falsterbo (sie ist durch einen Kanal vom Festland getrennt) das älteste Leuchtfeuer Skandinaviens.

    P.S. (oder in diesem Fall eher F.P.): auch auf diesem Weg nochmal happy Birthday!

  • Skanör auf Falsterbø, Hafentag

    Heute Nacht gab es wieder starke Böen und der Tag ging nicht deutlich anders weiter: Regen und Wind. Wir entscheiden kurzerhand, im Hafen zu bleiben. Bei der bestehenden Windrichtung und -Stärke haben wir laut Hafenmeister rund zwei Knoten Strom gegenan, wenn wir nach Norden wollen. Da wir keinen Zeitdruck haben, müssen wir uns das nicht antun. Wir liegen gut aber bei deutlichem Schwell im fast leeren Hafen.

    Wir nutzen die Zeit, um ausgiebig die Seekarten und Routen bis zu den ersten norwegischen Häfen vorzubereiten.

    Es ist sehr interessant, dass die meisten Schweden auch auf dem Boot konsequent den Müll trennen. Daher finden wir im Hafen auch eine große Auswahl an unterschiedlichen Recycling-Containern.

    Nebenan im Badehaus gehen einige trotz Welle und Lufttemperatur nicht über 11 Grad in der Ostsee baden. Die Bilder ersparen wir euch aber, denn hier wird FKK geschwommen. Uns zieht es lieber zur Räucherei gegenüber. Wie alles andere hier, ist auch dieser Laden um diese Jahreszeit noch leer.

    Am Nachmittag holen wir uns einen Snack bei Lindas Fingermat am Hafen. Linda hat Spanische Vorfahren und schreibt Kochbücher. Ihr kleines Restaurant ist bereits mehrfach ausgezeichnet worden und was soll ich sagen: super! Ein weiterer Grund, den Hafen immer wieder anzulaufen.

    Nice people and best Churros ever from Linda and friends – Tack så mycket! Vi kommer tillbaka i slutet av augusti.

  • Skanör – Höganäs, gegen den Strom

    Viertel vor Acht legen wir in Skanör ab und haben schönen Segelwind. Der Rest des Wetters… naja, Wetter halt.

    Doch nach der Öresundbrücke hat der Strom gegenan immer mehr zu- und der Wind zum Ausgleich abgenommen. Bis wir schließlich einen so großen Wendewinkel (der Strom hat uns immer weiter nach Lee versetzt), dass wir netto kaum noch voran gekommen sind. Leider blieb uns nichts anderes übrig, als den Motor anzumachen – wie schade.

    Unterwegs hat uns schon Bernd angeschrieben, er kommt mit Crew aus dem Norden. Wir verabreden und für Höganäs.

    Es gibt ein knappes Hafenrennen, wir vom Süden, die Arearea aus dem Norden, das wir klar für uns entschieden haben. Nun liegen beide Boote einträchtig nebeneinander. Wir besuchen mit Bernds Skipper (und Eigner der Arearea) Ecki, Steffen und Bernd das Hafenrestaurant und sitzenden restlichen Abend gemütlich zusammen.

    An der Hafenmauer haben sich die Einwohner von Höganäs mit individuellen Kacheln verewigt, das ergibt ein schönes Bild.

    Besonders fasziniert sind wir allerdings von der Unterwasserschiffs-Waschanlage, die man hier sogar per Kassen-Automat buchen kann.

  • Höganäs – Varberg, die Ruhe vor dem Sturm

    Auch heute gehts wieder um kurz vor acht Uhr los. An Land ist es noch kalt und wir ziehen dicke Pullover an.

    Danke an Bernd fürs Video

    Aber auf dem Wasser ist es deutlich wärmer und wir müssen Sonnencreme auftragen. Unter Spi geht es gen Norden mit mal mehr, dann eher weniger und zum Schluss gar keinem Wind mehr.

    Unser heutiges Etappenziel erreichen wir nur noch unter Motor.

    In Varberg erwarten uns bereits Matthias und Ben. Sie verbringen ein paar Tage mit dem Auto und einem Dachzelt in Schweden und sie kommen uns kurzentschlossen besuchen.

    Natürlich alkoholfreies Budweiser, die beiden müssen ja noch fahren.

    In Varberg gibt es eine Burg und ein orientalisches Badehaus. Letzteres kennen wir bisher nur von außen, ersteres ist den Spaziergang wert. Innen nicht so spannend, aber der Blick und die gesamte Anlage sind sehr imponierend.

    Heute Nacht und morgen – so sind sich alle unsere Wetterberichte einig – soll es mit Orkan-Böen stürmen. Wir werden also vermutlich einen Hafentag einlegen müssen. Aber für solche Aufenthalte ist Varberg auch ein schöner Hafen: wir liegen sehr geschützt und haben gute Versorgungsmöglichkeiten. Einziges Manko ist, dass die Sanitäranlagen für die Damen gesperrt sind und ich bei den Herren Duschen soll… nicht so ganz mein Fall. Clemens muss Schmiere stehen, während ich dusche.

  • Varberg, leider Hafentag

    Morgens kommen uns nochmal Matthias und Ben besuchen und bringen frische Brötchen für das gemeinsame Frühstück mit. In der Nacht hatte es ordentlich gestürmt und die Jungs sind mit ihrem Dachzelt fast weggeflogen.

    Nach der Verabschiedung der beiden nehmen wir uns die Zeit, ausgiebig die Weiterreise bis zu den Lofoten zu planen. Es kommen ca. 26 Etappen von hier aus zusammen. Unsere grundsätzliche Planung bei allen Seereisen: ein Drittel der Zeit hin und zwei Drittel der Zeit zurück. In 33 Tagen, am 26.6. , werden wir folglich am nördlichsten Punkt sein und hoffen, dass es die Lofoten sind.

    Als Regen und Wind am Nachmittag etwas weniger werden, brechen wir noch kurz in die Stadt auf. Clemens hatte seine Lesebrille zerbrochen und unsere frischen Lebensmittel waren auch aufgebraucht. Als Belohnung für den trotzdem noch nassen Gang bekomme ich einen Kardamom-Knoten. Das ist wie eine schwedische Zimt-Schnecke, aber statt Zimt gibt es ganze und gemahlene Kardamom-Samen. Das ist wirklich nur etwas für Liebhaber dieses scharf-pfeffrigen Gewürzes.

    Clemens gönnt sich lieber eine Portion von dem köstlichen geräucherten Chili-Lachs, den die beiden Jungs uns mitgebracht haben.

    Schöne Fotos gibt es heute leider nicht, die Sicht ist so schlecht, dass ihr nur graue Flächen sehen würdet.

    P.S.: heute gratulieren wir herzlichst A. S. zum Geburtstag

  • Varberg, der Sturm legt doch keine Pause ein

    Wir hatten gehofft, dass sich der Wind über Nacht wieder etwas legt. So hatten es jedenfalls einige Wetterberichte prognostiziert. Leider war dem nicht so, wir messen morgens unvermindert 20-25 kn (5-6 Bft) im geschützten Hafen.

    Wellen sehen auf Fotos meist weniger spektakulär aus, als in der Wirklichkeit

    Auch die Vorhersagen für den Tag verschieben sich immer weiter: erst hieß es ab 11:00 wird’s weniger, dann ab 14:00, dann ab 16:00. Jetzt sind sich alle einig, dass es heute hier nicht mehr weniger wird sondern über Nacht nur noch mehr. Es werden Böen bis zu 9Bft (42kn) erwartet. Der Sturm soll dann vermutlich bis Samstag anhalten. Wir müssen uns folglich auf mehrer Hafentage in Varberg einstellen. Aber der Hafen und die Umgebung sind gut dafür geeignet, hier ein paar Tage abzuwettern.

    Spaziergang um die Burg

    Wir packen die Segel sorgfältig ein und bringen noch einige Ruck-Puffer-Leinen aus. Somit sind wir für das kommende Wetter gut gerüstet.

    Die Stimmung der anderen Gastlieger im Hafen ist auch nicht anders und wir schnacken über Sturm-Erlebnisse und Wettervorhersagen.

    Für morgen haben wir nun einen Waschtag eingeplant, denn hier gibt es eine Tvättstuga.

  • Varberg, der Wind pfeift in den Masten

    Gestern Abend wurden wir noch von Marion und Ingo aus Hamburg auf ihr Boot, eine Linjet, eingeladen. Die beiden wollen auch nach Norwegen und hatten noch keine Information über die Einfuhrbeschränkung bzw. Zollzahlungen für Alkohol. Wir haben geholfen, die Gin Tonic Vorräte an die erlaubte Menge anzunähern.

    Gegen Mitternacht waren wir wieder an Bord und da setzte der Sturm schon ein. Vorher gab es die berühmte Ruhe vor dem Sturm mit drei Stunden fast komplett flau.

    In der Nacht ging der Wind dann auf 30kn hoch, über Tag war er schon dauerhaft über dreißig (8Bft) und in den Spitzen bis vierzig (9Bft).

    Wir legen noch eine weitere Spring aus und wagen uns dann auf die Mole, von der wir fast weggeblasen werden.

    Auf den Videos ist die wirkliche Kraft des Windes leider nicht so richtig zu erkennen. Aber anhand der Krängung der Boote im Hafen kann man den Sturm erahnen.

    Wir freuen uns, jetzt nicht draußen auf See zu sein und nutzen ausgiebig die Waschmaschinen im Hafen. Zum Trocknen behängen wir die gesamte Kajüte, denn draußen weht uns die Wäsche weg.

  • Varberg, noch immer Sturm

    Der Wind hat sich noch nicht einmal in er Nacht beruhigt sondern pfeift weiterhin mit rund 30kn durch den Hafen. Morgen soll es vermutlich etwas weniger werden aber immer noch 25kn und das gegenan mit rund zwei Metern Welle.

    Wir planen und planen… wenn die Vorhersagen eintreffen und in der Nacht zum Sonntag der Wind deutlich weniger wird und dreht, sollten wir gute Chancen haben, nach Skagen zu kommen. Von da aus wäre es noch ein (allerdings sehr langer) Schlag bis nach Norwegen und wir hätten die Hafentage fast wieder reingeholt.

    Derweil haben wir die nächsten Kurse in die Seekarten eingetragen, die Plotter-Software aktualisiert, Wäsche gewaschen, Staub gewischt, Teppich gesaugt, alle Sehenswürdigkeiten besucht, … wir sind durch, es könnte jetzt wirklich wieder weiter gehen!

    Schöne Reisebilder gibt es heute nicht, nur etwas Kunst vom Marktplatz in Varberg.

  • Varberg, Chaos in der Pantry

    Heute wollte ich etwas besonderes ausprobieren: in Rosmarinbutter mijoutiertes Hähnchen mit Kartoffelgratin. Das ist allerdings etwas schief gegangen – im wahrsten Sinne. Denn aufgrund des Windes und der damit verbundenen Schräglage des Bootes habe ich die Kardanik des Herdes freigeschaltet. Das hat fürs Braten super funktioniert, da die Butter nicht übergelaufen ist (gespritzt hat sie trotzdem, das hatte ich nicht erwartet).

    Abe die größte Schweinerei war, als ich das Gratin aus dem Ofen nehmen wollte. Denn als ich die Backofenklappe aufgemacht habe, kippte der ganze Ofen aufgrund der Aufhängung und das schöne Gratin segelte mit lautem Karacho und vielen Spritzern aus dem Ofen auf den Teppich. Was für eine Schweinerei!

    Vor lauter Schreck habe ich nichtmal ein Foto für den Blog geschossen. Clemens hat sich glücklicherweise sofort bereiterklärt, das Chaos zu beseitigen.

    Ach ja, und geschmeckt hat der Rest köstlich!

  • Varberg, morgen gehts endlich wieder weiter

    Die Nacht war etwas ruhiger als die letzten, am Tag geht der Wind nur noch bis knapp 30kn rauf, wir hoffen auf morgen. Die Wetterberichte sprechen zwar von sehr wenig Wind, aber auch wenn wir zwischendurch den Motor anmachen müssen – wir wollen los!

    Gestern Abend hatten wir Claudia und Markus bei uns zu Gast, bei denen wir schon den gestrigen Nachmittag verbracht haben. Sie haben seit zwei Jahren eine gebrauchte Comfortina und saugen begierig neue Ideen zur Optimierung ihrer Manöver und des Bootes auf.

    Im Hafen findet ein Mini-Hafenfest statt: es haben ein paar kleine alte Holzfischerboote angelegt und der Verein zur Restaurierung dieser Boote hat ein Zelt mit Livemusik aufgebaut.

    In der Stadt ist heute Wochenmarkt mit vielen regionalen Produkten und vor allem Pflanzen-Setzlingen. Es scheint, dass sich die gesamten Bewohner Verbergs auf dem Markt treffen. Trotz der kühlen Temperaturen (12 Grad) entsteht fast schon eine sommerliche Stimmung.

    Wieder auf dem Boot angekommen, gönnen wir uns eine weitere regionale Spezialität: Kaneelbullar aus Croissant-Teig. Hmmmm köstlich.

    Am Abend bereiten wir das Boot schon fürs Ablegen vor. Wir können es kaum erwarten.

  • Varberg – Skagen, knapp 70sm

    Gestern Abend hat uns Varberg noch mit einem wunderschönen Sonnenuntergang verabschiedet.

    Heute früh haben wir dann schon um 5:45 abgelegt und gleich Groß und Spi gesetzt. Mit mittlerem südlichen Wind sind wir relativ gut voran gekommen. So entspannt kann das Kattegat sein:

    Nach einigen Stunden bildete sich eine imposante Wolkenfront vor uns.

    Wir haben schnell die Segel geborgen und schon kurz darauf war der Wind weg und die See ganz träge und ölig. Ein paar Minuten später drehte der Wind um 180Grad und frischte plötzlich auf 22kn auf. Schnell bildete sich eine kurze hohe Welle und es begann zu schütten wie aus Eimern. Die Sicht war erheblich eingeschränkt.

    Nach einer Stunde war der Spuk wieder vorbei. Kein Wind mehr aber noch die Welle und Strömung. Vor Skagen lagen rund zwanzig große Frachter wie schlafende Riesen auf Reede.

    Um 18:00 waren wir denn im Hafen angekommen, durchnässt und durchgefroren. „Schöne Überraschung“: in dem teuren Hafengeld von 40€ sind die Duschen nicht inbegriffen, nochmal 3;50€ proPerson. Das ist wirklich außergewöhnlich teuer.

    Heute werden wir früh in die Kojen gehen, denn morgen früh gehts auf nach Norwegen.

  • Skagen – Grimstad, endlich in Norwegen

    Heute um kurz nach fünf Uhr hieß es „Leinen los!“. Es war noch diesig und lausig kalt. Wir haben unsere Atemwolken gesehen.

    Schon im Hafenbecken haben wir die Segel gesetzt und der Wind war ausreichend, um uns durch die Wellen zu bringen. Mit etwas Strömung von hinten haben wir die Nordspitze von Dänemark erreicht, ab da gab es nur noch Strömung gegenan. Ein paar Möwen haben uns mehrere Stunden lang begleitet und friedlich Kreise um uns geflogen. Im Verkehrstrennungsgebiet war viel los und wir mussten auf die großen Frachter aufpassen, auch ein Fischer mit Schleppnetz war hier unterwegs.

    Ab Mittag kam die Sonne raus, leider ohne nennenswerten wärmenden Effekt. Aber die Wind wurde immer weniger, sodaß wir irgendwann nicht mehr durch die Welle kamen. Unser Navi zeigte an, dass wir den Hafen am nächsten Morgen um 1:12 erreichen, wenn wir so weiter fahren. Also musste der Motor unterstützen. Im Laufe der weiteren Stunden wurde der Wind immer weniger, zum Schluss flappten die Segel bei jeder Welle. Denn der Seegang ist leider nicht weniger geworden. Zwei Stunden vor dem Hafen kam nochmal so richtig unangenehme kurze hohe Welle von backbord und Strömung von steuerbord. Eine furchtbare Kreuzwelle, die unsere Selbststeueranlage (genannt James) nicht mehr in den Griff bekam und ich von Hand gesteuert habe.

    Die Einfahrt nach Grimstad war eng und etwas unübersichtlich aber wunderschön. Wir sind hundemüde und froh, in Norwegen angekommen zu sein.

    Der Hafen ist fast leer – kein Wunder, am 1.6. ist erst Saisoneröffnung und die Sanitäranlagen sind natürlich noch geschlossen…

    Kleine Info an die Wachwitzer: wir haben heute Essen vom China-Mann am Hafen geholt. Ist doch fast wie Dosenfutter, oder?

  • Grimstad-Mandal

    Da wir heute nur rund 45 Meilen geplant haben, konnten wir es uns leisten, etwas später abzulegen. Gegen 8:00 ging es los, gleich das Groß hoch und später auch noch die Fock und Motor aus.

    An Backbord, also seewärts baute sich wieder eine Wetterfront auf, der Wind dreht und frischt auf.

    Kurze Zeit später donnert es von Norden her (über Land), auch hier sieht der Himmel sehr dunkel aus.

    Wir packen alle Segel ein und fahren nur unter Motor weiter. Der Wind hat uns ohnehin komplett verlassen. Wir bleiben hinter dem Gewitter, bis es sich aufgelöst hat. Es bleibt absolute Flaute…

    Die Route führt uns durch viele enge Fahrwasser und sind navigatorisch eine Herausforderung. Aber Clemens führt uns sicher durch alle Untiefen hindurch, auch wenn das NV-Kartenmaterial sehr ungenau und teilweise unvollständig ist.

    Um 17:00 erreichen wir Mandal, das sich im Vergleich zu meinem letzten Besuch vor ca. 35 Jahren deutlich verändert hat. Alle Geschäfte sind um 18:00 schon geschlossen, aber immerhin sind alle Servicebereiche des Hafens offen.

    Leider liegen neben uns zwei Männer-Crews mit ihren zwei 50Fuss Schiffen (auf dem Foto, orange und weiß), trinken viel, rauchen merkwürdiges Kraut, diskutieren lautstark und beschallen den Hafen mit Rap-Music. Das wird vermutlich keine entspannte Nacht!

  • Mandal-Kirkehamn

    Heute war ich morgens nochmal kurz einkaufen, denn der geplante Hafen hat fast nichts an Infrastruktur. Die Party-Hengste von nebenan schlafen noch ihren Rausch aus als wir um 8:30 ablegen. Gleich nach der Hafeneinfahrt setzen wir wieder das Großsegel, aber ohne Motor klappt noch nicht, denn das Fahrwasser ist noch sehr eng und der Wind kommt von vorne.

    Um etwa 10:00 haben wir etwas freieres Wasser und beginnen unser Kreuz gegen den Wind. Eine Kreuz, die über sieben Stunden dauert… James schafft das nicht, also muss ich selber ran, um jedes kleinste Bisschen Höhe rauszuschinden

    Um das berühmt-berüchtigte Kap Lindesnes ist der Strom gegenan so stark, dass sich unsere Kreuz wie eine Ziehharmonika zusammenschiebt. Aber wir sind tapfer und kämpfen gegen die 1,5 m hohe Welle an, Wende um Wende.

    Und dann erscheinen sie endlich: die typischen schroffen Felswände an der Küste steigen aus dem Dunst auf.

    Wir sind durchgefroren, denn inzwischen sind die Temperaturen nur noch einstellig, dazu der Wind – ich habe drei Jacken übereinander an.

    Als wir uns endlich unserem Ziel nähern, finden wir erst die Einfahrt nicht und ich zweifle an Clemens Navigationskünsten:

    Doch plötzlich tut sich eine winzige Schlucht auf, durch die wir den Hafen erreichen sollen. Clemens ist zwar rehabilitiert aber mein erster Gedanke war „Fender raus!“

    Also kalt war mir nach dieser Durchfahrt nicht mehr!

    Kurz vor 18:00 kommen wir in einer verwunschenen Bucht umgeben von Felsen an. Kirkehamn hat seinen Namen ganz zu Recht, denn direkt am Wasser steht eine kleine Kirche. Nach dem Tosen draußen kommt uns diese ruhige und geborgene Umgebung etwas bizarr vor. Aber bizarr schön!

    Hundemüde von dieser anstrengenden Etappe backe ich nur noch rasch Pizza und wir fallen früh in die Kojen.

  • Kirkehamn – Egersund

    Es nieselt leicht, als wir um kurz nach sechs Uhr ablegen. In unserem Piratenversteck wissen wir noch gar nicht, wie es draußen aussieht, ziehen uns aber sicherheitshalber schonmal warm an.

    Draußen ist es nicht nur kalt, sondern es gibt wieder ordentlich Wind gegenan und einige Regenwolken. Also wieder Großsegel Reffen, Fock raus und Schlag um Schlag nach Norden.

    Ein Pullover, und zwei Jacken übereinander…

    Am Anfang können wir noch durch kurze und längere Schläge dem Regen ausweichen, aber nach etwa sechs Stunden Kreuzen, kommt auf ganzer Breite eine Nebelfront auf uns zu. Die Welle ist heute so kurz und hoch, dass wir uns immer wieder feststampfen. 7kn Fahrt durchs Wasser aber nur 5kn über Grund, das frustriert!

    Wir beschließen, dass wir für heute genug haben und laufen Egersund an. Ein weiterer Grund für diesen Hafen: auf den nächsten rund vierzig Seemeilen gibt es keine Häfen mehr, die wir anlaufen könnten.

    Egersund ist eine sehr gute Wahl gewesen, denn der Ort ist malerisch und voller kleiner Kunstwerke.

    In einem Geschäft für Berufsbekleidung erstehe ich wasserdichte Arbeitshandschuhe mit dickem Futter, genau das richtige für unsere Temperaturen.

    Einziger Wermutstropfen in diesem Hafen: gegenüber ist eine Heringsöl-Fabrik, deren Aroma mit jedem Windhauch zu uns weht. Im Boot riecht es wie eine Fischkonserve. Aber irgendwann stumpfen die Geruchsnerven ja ab.

  • Egersund – Tanager

    Früh morgens denke ich nur: och nö, schon wieder Kälte, Regen und tief hängende Wolken.

    Wir haben rund eine Stunde Fahrt durch die Schären, bis wir wieder auf freiem Wasser sind. Sobald wir die Schären verlassen haben, hieß es wieder Kreuzen – was sonst?

    Wir versuchen auch heute, zwischen den Regenwolken hindurch zu wenden, mit Erfolg: wir bleiben trocken.

    mal Regen im Osten…

    Bei der Kreuz haben wir heute Glück, denn der Strom schiebt ein Bisschen von hinten und wir planen die Wenden an den richtigen Stellen.

    … mal Regen im Westen.

    Erst zwei Stunden vor Tananger kippt der Strom/die Tide und wir werden wieder ausgebremst. Aber damit können wir heute gut leben, denn wir hatten eine super Etappe und zwischendurch richtigen echten Sonnenschein!

    Unterwegs haben wir einen Vogel gesichtet, der wie ein fliegender Pinguin aussah. Wir sind irritiert! Pinguin? Sind wir doch in der falschen Richtung unterwegs? Aber können Pinguine wirklich fliegen? Wir hoffen, dass sich das Rätsel bald auflöst und halten euch auf dem Laufenden.

    In Tanager empfangen uns Marie und Johan mit norwegischen Flaggen. Wie schön, mal wieder vertraute Menschen zu treffen! Morgen gehts nach Stavanger, dort gibt es noch mehr vertraute Menschen, wir freuen uns!

    Tananger sieht von Außen wie ein reiner Industriehafen aus, hat aber einen idyllischen Jachthafen. Hier sind mehrere Kasernen und wir wurden schon vorgewarnt, dass wenn wir nachts Maschinengewehr-Salven hören, es sich um Übungen handelt. Ein wichtiger Hinweis in diesen Zeiten.

  • Tananger – Stavanger

    Für die heutige Etappe kommen Marie und Ingvar mit an Bord. Christian bringt sie zum Hafen und schießt schöne Bilder vom Ablegen:

    Dann ein entspannter Trip nach Stavanger mit kurzer Kreuz und etwas Vorwindkurs. Wir genießen die Sonne, die grade vor dem Einlaufen in den Hafen durch die Wolken bricht. Ingvar ist ein hervorragender Steuermann, wir brauchen gar keinen Autopiloten mehr!

    An Bord diskutieren wir intensiv, ob es nicht vielleicht doch die Lofoten heißt (@Axel: es sind wohl doch die Lofoten und Wikipedia irrt sich). Auch das Geheimnis um den fliegenden Pinguin wird gelüftet, es handelt sich um einen Lomvi (https://commons.m.wikimedia.org/wiki/File:Lomvi,_Guillemot,_Uria_aalge.jpg) und leider doch noch nicht um einen Papageientaucher.

    In Stavanger erwartet uns schon der Rest der Familie sehnsüchtig.

    So sind wir heute schon am Vormittag im Hafen und unser Boot wird ausgiebig inspiziert.

    Von Marie bekommen wir noch rasch eine Mikro-Führung durch einen Teil der Altstadt von Stavanger. Mehr folgt dann, wenn wir auf der Rückreise hier halt machen.

    Nach einem kurzen Besuch beim Bootsausrüster kommen wir im Zuhause von Marie, Ingvar, Einar und Johan an. Marie entführt uns noch zu einem Spaziergang bergauf und zum Fjord, bevor es an das gemeinsame Abendessen geht.

    Mit der Menge an köstlichen handgefertigten Bratwürstchen wäre glatt die doppelte Mannschaft satt geworden.

    Der Abend klingt gemütlich aus und wir werden mit dem neuen weißen VW-Bully wieder ans Boot gebracht. Vielen Dank für den wunderschönen Tag!

  • Stavanger – Leirvik

    Frohe Pfingsten euch allen!

    Wir hatten so auf Sonne gehofft, dann doch wieder tief hängende Wolken und Kälte. Nun gut, wir sind ja inzwischen daran gewöhnt. Morgens setzen wir gleich nach dem Auslaufen die Segel und müssen – oh Wunder – nicht sofort kreuzen, das kam erst einige Stunden später, ab Haugesund. Aber gegen Mittag traute sich die Sonne raus und unsere Stimmung stieg gleich um ein paar Grad. Kalt war es immer noch aber Kreuzen mit Sonne ist doch viel schöner!

    Wir sehen unsere ersten Berge mit Schnee und sind begeistert. Die See ist blaugrün, das kommt auf den Fotos leider nicht so richtig raus, ist aber in Wirklichkeit wunderschön und ganz hell.

    Und dann passiert es: nach einer Wende habe ich festgestellt, dass das Achterliek der Fock irgendwie nicht richtig aussah. Bei näherer Betrachtung mussten wir leider feststellen, dass das Segel gerissen war. Damit nicht noch mehr Schaden entsteht, haben wir schnell die Fock eingerollt und sind unter Groß und Motor weiter gefahren. Wie schade, denn nach dem nächsten Leuchtfeuer hätten wir einen satten Halbwind gehabt und wären richtig schnell gesegelt!

    Vor dem Hafen gibt es als Trost noch mehr Bergpanorama:

    Im Hafen nehmen wie die Fock runter und inspizieren den Schaden. Das Tuch ist auf ca. 30 cm unregelmäßig gerissen, bis zum Liekband. Hoffentlich lässt es sich überhaupt reparieren. Wir haben schon mit Gunnar Kontakt aufgenommen und versuchen, in Bergen einen Segelmacher zu finden, denn morgen Abend wollen wir schon dort sein. Dann müssten wir zwar einen Hafentag einlegen, aber für die große Fock wäre es uns das wert.

    Nun haben wir die kleine Reservefock drauf, geht notfalls auch für die nächsten Monate, aber schneller sind Wir mit der großen.

    Nach einem leckeren Abendessen genießen wir entspannt die restlichen Sonnenstrahlen im Cockpit.

  • Leirvik – Bergen

    Zum ersten Mal werden wir in Norwegen durch Sonnenschein geweckt, wie schön!

    Als wir ablegen ist es windstill und das Wasser ganz glatt. Im Laufe des Tages wird es nicht wirklich mehr Wind, also motoren wir bis nach Bergen.

    Unterwegs sehen wir jede Menge Fischzucht-Anlagen.

    Je näher wir der Stadt kommen, desto voller wird das Wasser. Am Stadtrand sind es schon richtige Wannsee-Verhältnisse, mit dem kleinen Unterschied, dass die Dampfer hier mehrere hundert Meter lang sind und knapp 20kn schnell fahren. Das ist vor allem an den engen Stellen richtig gefährlich und wir entkommen einem Fähren-Rambo nur noch mit Vollgas. Ich brauche danach einige Minuten, um mich wieder zu beruhigen, denn neben uns war ein kleines Ruderboot, das dem Zusammenstoß nur knapp entgangen ist. Das hätte Leben gekostet!

    Als wir in der Hafeneinfahrt sind, sichte ich ein U-Boot, und als wir näher kommen sehen wir, dass es die deutsche Marine ist! Was für ein lustiger Zufall.

    Bevor wir für die Nacht festmachen, wollen wir noch tanken und sind völlig überrascht, denn Diesel kostet hier nur knapp 1,90€ pro Liter.

    Unser Anlegemanöver ist per Webcam zu sehen und wir werden von Hamm aus beobachtet, wie wir an-, ab-, und wieder anlegen. Denn das Boot, bei dem wir uns ins Päckchen legen, will in ein paar Stunden wieder weg und wir tauschen die Plätze. Nun liegen wir innen und werden von den Passanten wie Tiere im Zoo beobachtet.

    Erstes Anlegen
    zweites Anlegen

    Auf unserer Hafenseite sind die Kaufmannshäuser, ein Weltkulturerbe.

    Aufgrund des Feiertages ist der Hafen sehr voll, ständig rasen Motorboote umher und der Schwell ist furchtbar. Ein weiterer Grund für die vielen Menschen hier ist vermutlich der Rummel, der nebenan aufgebaut ist, den werden wir gleich mal besuchen. Schaukelei hatten wir ja heute zu wenig.

  • Bergen

    Nach einem Gespräch mit Gunnar beschließen wir, nicht weiter nach einem Segelmacher zu suchen. Es müssten zwei Bahnen in der Fock ausgetauscht werden, dazu brauch der Segelmacher das richtige Tuch und die Qualifikation für das Material. Wir fahren jetzt lieber mit der kleinen Fock und lassen die große in Berlin richtig reparieren.

    Nun wird es aber Zeit, die Stadt zu besichtigen. Wir liegen gleich an den alten Kaufmannshäusern, die nicht nur außen schön sind, sondern auch innen einiges zu bieten haben.

    Kulinarisch finden wir alle möglichen Meerestiere aus dieser Region, incl. die Beine von Riesenkrebsen.

    Die Stimmung auf den Straßen ist ausgelassen und kommunikativ, wir kommen uns vor wie am Mittelmeer. Auch die Farben der Häuser und Restaurants sind grell bunt, überall gibt es Tapas, Cocktais und quirlige Musik.

    Neben uns legt Knut an, er kommt aus dieser Gegend und wir bekommen wertvolle Tipps für idyllische Häfen und gefährliche Ecken, die nicht bei Starkwind umfahren werden sollten. Zum Abschied schenkt er uns noch selbstgebrautes Bier, das wir aber erst am Polarkreis trinken dürfen. Vielleicht treffen wir ihn auf unserer Rückreise wieder, denn dann ist er mit seiner Familie unterwegs.

    Unser Fazit: Bergen hat eine wunderschöne Altstadt, nur der Sportboothafen ist trotz der zentralen Lage nicht so überzeugend: Kein Strom, kein WC und keine Duschen verfügbar. Auch Nachts gab es noch viel Schwell und feierfreudige Passanten auf der Bank vor unserem Boot. Aber der Sonnenuntergang hat uns entschädigt.

  • Bergen – Dingja

    Morgens ist das Wasser wieder spiegelglatt als wir aufbrechen. Und die Sonne scheint. Ein riesiges Hochdruckgebiet hält sich hartnäckig an Norwegens Küste und beschert uns die Sonne aber leider auch immer wieder Nordwind.

    Als wir etwas aus dem geschützten Gewässer heraus sind, frischt der Wind deutlich auf und wir können wieder segeln. Eine Kreuz natürlich. Zum Glück dreht der Wind zwischendurch auf WNW und wir haben nicht allzu viele Schläge.

    Im Sund zwischen den Bergen sind wir wieder von jeglichem Wind abgeschnitten. Die Landschaft ist urtümlich, wild und wunderschön.

    Unser heutiges Ziel ist Dingja, ein winziger Hafen, der sich nach Westen hin öffnet und damit den Blick für einen hoffentlich spektakulären Sonnenuntergang frei gibt.

    Sonnenstand um 20:00

    Im Hafen steht ein kleines, sehr liebevoll eingerichtetes Haus, das die Besitzerin allen zur Verfügung stellt, die hier schöne Stunden verbringen wollen. Was für eine herzliche Geste!

    Wir genießen die Ruhe in Dingja, ein echter Kontrast zu dem lauten quirligen Bergen.

  • Dingja – Florø

    Da wir heute nur einen kurzen Trip von rund vierzig Meilen vor uns hatten, haben wir erst um 8:30 abgelegt. In Dingja war es komplett windstill und ein paar Sonnenstrahlen lugten zwischen den Wolken hervor. Doch als wir unterwegs waren, zog schon bald der Himmel zu: eine geschlossene Wolkendecke und wieder niedrige Temperaturen. Die Wolken hängen tief in den Felswänden und die Sicht wird zunehmend schlechter.

    In den engen Durchfahrten zwischen den Inseln frischt der Wind durch den Düseneffekt immer wieder heftig auf und ist nach der Enge wieder verschwunden.

    Es ist gespenstisch, wie ruhig hier das Wasser ist, da wir wissen, dass ein paar Seemeilen weiter draußen Orkanböen toben. Spooky!

    Zwischendurch zieht sogar eine dichte Nebelwand von See her auf uns zu, die wir etwas umfahren können.

    Kurz vor dem Hafen Florø kommt wieder ein Bisschen Sonne und wir können in kurzen Ärmeln durch den kleinen Ort schlendern. Hier ist einer der zentralen Fähranleger für die Versorgung der kleinen Inselchen ringsum. Entsprechend gibt es hier viel Schiffsverkehr und Trubel aber auch viele Restaurants und Hotels.

    Wir freuen uns über die Miele-Waschmaschinen und waschen bis zum Abend alles durch.

  • Florø – Silda

    Um die Wäsche zu trocknen hatten wir abends noch lange die Heizung an, dadurch war die Nacht sehr warm. Der erste Blick morgens aus der Luke: alles in Watte gepackt! Dicke Wolken umgeben uns, da ist es ganz gut, nicht so früh auszulaufen. Wir besuchen also vorher noch einen Bootshandel und erstehen neue Scheibenwischer. Gegen 9:00 fahren wir dann los, wieder unter Motor, da der Wind ausbleibt.

    Die Wolken hängen noch tief und wir sehen kaum die Bergspitzen.

    Im Lauf des Tages klart es aber auf und das beeindruckende Panorama zeigt sich uns im Sonnenschein.

    Wir sind überwältigt von dieser rauen Natur.

    Eine knappe Stunde vor unserem heutigen Ziel, der kleine Hafen Selje, kommen wir an der Insel Silda vorbei. Ich sehe Masten zwischen den Felsen hervorragen, da muss ein Hafen sein. Wir versuchen unser Glück, laufen ein und sind sofort verzückt. Ein kleiner Hafen, etwa acht Liegeplätze und noch ein ganzer Steg frei für uns.

    Die Sanitäranlagen sind in der winzigen Schule auf dem Berg, gleich neben der Aula. Bis zum Abend füllt sich der Hafen, er scheint auch bei anderen sehr beliebt zu sein.

  • Silda – Ålesund

    Heute wollen wir die berühmt-berüchtigte Landzunge um Kjerringa umrunden. Sie ist wegen ihrer kurzen und sehr hohen Kreuzwellen bekannt. Selbst hartgesottene Norweger fahren nicht bei mehr als 12kn Wind durch dieses Gebiet. Wir haben Glück, denn für heute sind deutlich weniger angesagt.

    Schon um 6:00 beginnt der Hafen sich zu leeren. Als wir etwas später auslaufen, liegen nur noch zwei Boote fest, eins davon ist auch schon aufbruchbereit. Offenbar haben alle auf diesen günstigen Flauten-Augenblick gewartet, um nach Norden zu kommen.

    Etwas weiter draußen fahren wir mit fast zwanzig weiteren Seglern im Konvoi um das Kap. Auch wenn grade Flaute ist, können wir erahnen, wie die Wellen sich bei Wind entwickeln. Sie kommen aus allen Richtungen und sind teilweise bis zu zwei Meter hoch. Und das bei nur 2-4 kn Wind! Gespenstisch ist auch, dass wir die Wellen bei der ölig glatten See gar nicht richtig kommen sehen.

    Der Schlepper ist knapp 30 Meter lang

    Leider taugt der Wind nur für ein Stützsegel und wir müssen auch heute den ganzen Tag motoren. Aber wir sind froh, diese heikle Ecke so problemlos umrundet zu haben. Zum Nachmittag hin kommt wieder die Sonne raus und es wird wieder etwas wärmer.

    Für die Nacht legen wir in Ålesund an. Die Stadt ist 1904 fast komplett abgebrannt und wurde im Jugendstil wieder aufgebaut. Wir waren sehr neugierig auf diese Stadt, wurden aber etwas enttäuscht, denn hier sieht es aus wie in einer Kulisse: irgendwie nicht ganz echt. Aber trotzdem hübsch anzusehen.

    Duschen gibt es leider auch hier nicht, wir müssen uns also mit der Nasszelle an Bord begnügen.

  • Ålesund – Bud – Smenessundet

    Vom Sonnenschein geweckt, wie schön!

    Hoch motiviert laufen wir aus und setzen gleich die Segel. Am Anfang war der Wind noch sehr schwach, aber ab der Lepsøyrevet-Brücke frischte er auf, und dazu noch aus Süden!

    Wir setzen den Spi und fahren allen anderen davon. Berauschende Geschwindigkeit von bis zu 8 kn! Ich bekomme das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht, als wir einer Oceanis 48 in Racing-Ausführung davonfahren.

    Schon zu 14:00 erreichen wir unser heutiges Ziel, Bud. Das ist eine kleine Halbinsel mit einem hübschen und ruhigen Fischereihafen, dessen Fischer sich auf Krustentiere spezialisiert haben. Das Restaurant hier genießt einen hervorragenden Ruf und ist gut besucht.

    Wir wundern uns allerdings etwas, dass der Hafen so leer bleibt. Ich schaue nochmal in den Wetterbericht und in die Seekarte: die nächste Etappe führt wieder durch ein Gebiet, das mit „gefährliche Wellen“ gekennzeichnet ist und für morgen sind im aktuellen Wetterbericht 25 kn Wind an dieser Küste angesagt.

    Clemens geht noch schnell duschen (wir hatten ohnehin schon Hafengeld bezahlt), dann legen wir wieder ab. Krustentiere können wir auch auf dem Rückweg genießen, jetzt fahren wir lieber noch rasch um die risikoreiche Küste herum.

    Der schöne Sonnenschein ist weg und es beginnt zu regnen. Die Welle ist nicht so unangenehm, wie vermutlich morgen und wir laufen müde und durchnässt in dem sehr geschützten Hafen von Smenessundet ein.

  • Smenessundet – Magerøya

    Schon gestern Abend hat es zu regnen begonnen, die ganze Nacht hindurch prasselte noch mehr Regen auf das Deck und auch heute ist der Tag von Regen geprägt. Wir schmeißen uns in unsere wasserfeste Kleidung und legen ab.

    Das Vorliek ist mit Absicht so lose!

    Auch heute gibt es ein Gebiet mit gefährlichen Wellen und wir hoffen, mit unseren Wetter- und Tidenberechnungen richtig zu liegen und nicht nur problemlos sondern sogar mit dem Strom durch die Fahrwasser kommen. Zu unserer großen Freude haben wir südliche Winde und ausreichende Stärke, wir können also prima segeln. Allerdings nicht mit Spi, denn die Wellen sind hier zeitweise wieder hoch und kurz. Das ist uns dann doch zu heikel. Aber auch mit der kleinen Fock kommen wir immer wieder über 7kn (naja, incl. Unterstützung durch den Strom).

    Die Sicht ist teilweise weniger als eine Seemeile und alles sieht aus, wie in Watte gepackt. Allerdings sehr nasse Watte (hier hinkt der optische Vergleich allerdings).

    Unser heutiges Ziel heißt Magerøya. Das ist eine kleine Insel, die im 17. Jahrhundert der wichtigste Handelsplatz der Region war. Das Gästehaus steht noch und wird als Restaurant betrieben. Die gesamte Insel ist nun ein Freilichtmuseum und wird von einem Freundeskreis gepflegt.

    Alles ist sehr liebevoll restauriert und im Sommer finden hier open-air Jazz-Konzerte auf dem Steg statt. Heute sind wir allerdings das einzige Boot im Hafen.

    Die Duschen sind im Keller des Gästehauses in Stein gehauen und mit Holz verkleidet, sehr authentisch!

  • Magerøya – Bessaker

    Zum Ablegen nieselt es leicht, die heutigen Höchsttemperaturen liegen nur knapp im zweistelligen Bereich. Also ist wieder warme wasserfeste Kleidung angesagt.

    Weil es wieder so flau ist, können wir nicht segeln und Clemens repariert unterwegs den backbord Scheibenwischer, der gestern dem dauerhaften Regen zum Opfer fiel. Kaum ist er fertig, sind wir aus der Landabdeckung raus und können wieder auf den Motor verzichten.

    Der Wind wird mehr und mehr, der Regen auch und die Sicht wird immer schlechter. Wir lassen uns nicht unterkriegen!

    Ab Asen ist wieder ein Gebiet mit gefährlichen Wellen, aber wir wollen nur knapp 10sm durch dieses Fahrwasser und der Wind ist Raum. Also wagen wir es. Jetzt haben wir einen Eindruck von dem Begriff „gefährliche Wellen“!

    Da wir raumschots fahren, ist das alles noch gut zu handhaben, aber jetzt sollte nichts kaputt gehen. Die Geschwindigkeit ist berauschend!

    Irgendwann müssen wir das Vorsegel einrollen, da wir zu schnell sind und der Wind weniger wird. Denn sonst schlägt die Fock nur noch. Zur Sicherheit lassen wir den Motor mitlaufen, das gibt noch etwas mehr Kontrolle in dieser Welle.

    Wir sind müde und erschöpft, als wir in Hongsund einlaufen. Aber die Steganlage und auch das Hafenbecken gefallen uns gar nicht: ungeschützt den 20kn Wind ausgesetzt und die Stege eher für kleine Motorboote ausgelegt. Wir laufen wieder aus und planen den nächsten Hafen, in dem bereits ein deutsches Schiff liegt, das wir kennen.

    Weiter Regen und noch mehr Wind, bis wir in den Bessakersund einbiegen. Kurz hinter uns folgt ein Schiff der Hurtigruten in die schmale Durchfahrt.

    Wir legen vor Reinhard (dem deutschen Segler) an einem Schwimmsteg in Bessaker an, der eigentlich für die Tankstelle gedacht ist. Aber für eine Nacht ist das OK, sagt der Betreiber und will noch nicht mal Hafengeld kassieren.

    Ach ja, hier sind überwiegend zweieinhalb Meter Tidenhub.

  • Bessaker – Rørvik

    Die Nacht war sehr unruhig, weil gegen Mitternacht starker Schwell kam und uns ordentlich durchgeschaukelt hat. Wir vermuten, dass es draußen gestürmt hat, aber wir in dem geschützten Hafen nichts weiter davon mitbekommen haben. Wir sind daher froh, gestern nicht in dem ersten Hafen angelegt zu haben.

    Unser Nachbar war heute schon sehr früh aufgebrochen und ist nach einer Stunde wieder umgekehrt, da die Welle und der Wind draußen nicht handhabbar waren. Wir studieren gemeinsam den Wetterbericht und die Seekarte. Gegen 11:00 laufen wir dann aus, da der Wind sich etwas beruhigt hat und wir hoffen, dass die See jetzt auch schon friedlicher ist.

    Anfangs läuft es auch genau so, wie geplant, später wird die Welle echt unangenehm: knapp 3m hoch und teilweise als Kreuzwelle. Wir schaukeln uns einige Stunden durch, denn der Wind stabilisiert das Boot etwas.

    Die Ausweichhäfen, die wir uns ausgesucht haben, falls es zu hart draußen kommt, lassen wir links liegen, denn wir haben ein sicheres Gefühl. Als wir eine Stunde vor dem Ziel sind, kommt sogar noch die Sonne raus, wie schön!

    Nun liegen wir in Rørvik mit Blick auf den Stützpunkt der Seenotrettung – sehr beruhigend.

  • Rørvik Hafentag

    Morgens prasselt wieder der Regen aufs Deck und wir beschließen, uns nochmal umzudrehen und einen Hafentag einzulegen. Heute ist es eh so flau, dass wir gar nicht segeln könnten, daher hätten wir nur einen Tag unter Motor im Schietwetter, das muss echt nicht sein.

    Rørvik hat ein sehr liebevoll gestaltetes Museum zur maritimen Geschichte der Region, eine moderne Kirche und viele Einkaufsmöglichkeiten. Wir haben also jede Menge Unterhaltung.

    Bei den Möwen ist grade Brutzeit und als wir ahnungslos an den Häusern vorbei gehen, verteidigen die Vögel aggressiv ihr Revier.

    Die Möwen nisten auf den Hausdächern und in den Fensternischen

    Am Nachmittag suche ich schöne neue Häfen aus und erstelle die elektronischen Routen. Clemens hängt in der Videokonferenz mit dem DSV-Ausschuss Freizeitsegeln.

  • Rørvik-Berg

    Zum Morgen ein Geburtstagsständchen und kalten Hund für Clemens, dann ging es los.

    Dichter Nebel umgibt uns heute fast den ganzen Tag. Gespenstisch tauchen die Inseln und Seezeichen vor uns aus den weißen Wolken.

    Nur ein paar Stunden klart es etwas auf und es kommt Wind zum Segeln auf. Doch gleich darauf wieder dicker Dunst. Wir freuen uns trotzdem.

    Unser heutiges Ziel liegt gegenüber von einem Berg namens Torghatten. Der Legende nach hat hier ein liebestoller Troll auf der Jagd nach seiner Angebeteten dieser einen Pfeil hinterher geschossen, damit sie ihm nicht weglaufen kann. Der Trollkönig wollte die Frau beschützen und warf seinen rechteckigen Hut dazwischen, als plötzlich die Sonne aufging. Wie bei Trollen so üblich, erstarrten alle zu Stein. Nun ist der Hut zum Berg Torghatten geworden, mit einem großen Loch, durch den der Pfeil ging. Wir wollten gerne das berühmte Loch sehen, aber leider hüllt sich der Berg in Wolken.

    … im Hintergrund der Berg im Nebel

    Zum Abendessen darf natürlich Clemens Lieblingsessen, die Lasagne, nicht fehlen.

  • Berg-Nesna

    Was für eine Überraschung am Morgen: Torghatten ist zu sehen! Wir fahren extra einen Bogen, um das Loch zu entdecken.

    Es ist so windstill, dass wir heute noch nicht einmal das Großsegel setzen, sondern gleich nur motoren. Die Wolken hängen etwas höher als in den vergangenen Tagen, sodaß wir etwas mehr von den Bergen erahnen können.

    Zum Mittag kommt sogar etwas Blau am Himmel zum Vorschein. Aber die See bleibt spiegelglatt. Schade ums Segeln, schön für die Fotos!

    Am Nachmittag passieren wir die sieben Schwestern, die sich liebend gern dem Troll aus unserem gestrigen Beitrag hingegeben hätten. Er hatte aber keinen Blick für sie übrig. Schlussendlich sind auch sie mit den ersten Sonnenstrahlen zu Stein erstarrt.

    Es ist so schönes Wetter, dass wir nicht schon um 15:00 in Herøy anlegen wollen. Auch wenn wir wegen des wenigen Windes nicht segeln können, genießen wir die Landschaft in der Sonne.Wir planen um und fahren weiter nach Nesna. Im Ramfjorden erleben wir Fallböen mit über 16kn, zwischendurch immer nur 2kn Wind. Das ist ein bisschen unheimlich, denn das Wasser ist durch die Tidenströme ohnehin aufgewühlt und wir sehen die Böen nicht kommen. Aber wir haben eh kein Segel oben und damit wenig Windwiderstand. Ist also für uns nicht wirklich gefährlich.

    Der Tidenstrom bremst uns noch für die letzten zwei Stunden aus, dann haben wir es für heute geschafft: 60sm. Das Panorama an unserem Liegeplatz ist unbezahlbar!

    Am Abend zieht sich der Himmel wieder komplett zu, morgen soll es wieder regnen.

  • Nesna-Støtt

    So langsam gewöhne ich mich an das morgendliche Trommeln des Regens auf das Deck. So auch heute, dazu noch das Heulen des Windes in den Wanten.

    Da wir achterlichen Wind erwarten, reffen wir nicht sondern setzen alles! Nach den ersten Regengüssen klart es von Westen her etwas auf und wir versuchen, hinter der einen und vor der anderen Regenwolke zu bleiben und werden mit blauem Himmel belohnt.

    Es ist erstaunlich, wie wechselhaft der Wind hier ist. Durch die Berge haben wir heute immer wieder Windlöcher und Sturmböen, die einander abwechseln.

    … sieht aus wie ein Vulkan

    Und dann kam der große Augenblick: der Polarkreis!

    Auf einer kleinen Insel ist ein Globus-Monument aufgestellt, das den Polarkreis anzeigen soll.

    Da der Polarkreis allerdings pro Jahr um ca. 14 Meter nach Norden wandert, ist der heutige Polarkreis ein paar Meilen nördlicher bei 66° 33‘ 55‘‘. Wir feiern beide Punkte!

    Weil es so schön läuft, planen wir mal wieder um und fahren etwa 20sm weiter nach Støtt, einer kleinen Insel mit Fischerei und Restaurant. Letzteres ist leider für heute ausgebucht, sieht aber urgemütlich aus. Wir merken uns das für den Rückweg.

    Abends stoßen wir mit dem selbst gebrauen Bier von Knut an. Skål!

  • Støtt-Kjerringøy

    Wie erwartet ist es heute flau. Wir setzen trotzdem zuversichtlich das Groß und den Kegel. Auf der spiegelglatten See sichten wir dann endlich unsere ersten Papageitaucher (Puffin). Sie gehören zu der Familie der Alkenvögel, wie auch die Lumme (siehe unseren Eintrag aus Stavanger) und die Gryllteiste, die wir hier auch schon gesehen haben.

    Gespenstisch scheinen die Inseln zu schweben, denn der Himmel ist kaum vom Wasser zu unterscheiden.

    Aber etwas Blau scheint ab Mittag durch die Wolkendecke! Die Sonne wärmt zwar noch nicht, ist aber gut für die Motivation. Denn wir überqueren den Saltfjord, der die stärkste Gezeitenströmung der Erde hat. Wir halten uns in respektvollem Abstand von der gefährlichen Ecke, in der die rasenden Strudel bis zu zehn Meter Durchmesser haben. Statt dessen fahren wir durch Bodø weiter gen Norden.

    Für ein paar Seemeilen frischt der Wind auf und wir können noch etwas segeln, aber leider nur kurz. Nebenher schauen wir die Starts der ILCAs bei der Kieler Woche im Internet an (für Insider: … aufs Team, aufs Team, aufs Teeeeeeeeam!).

    Unser heutiges Ziel ist Kejrringøy, ein kleiner Ferienort mit einem großen Freilichtmuseum, das sogar zum norwegischen Kulturerbe gehört.

    Leider ist alles schon seit 17:00 geschlossen, aber auch von außen ist die Anlage sehenswert.

    Hier gibt es sogar so etwas wie Südsee-Strand.

  • Kjerringøy-Svolvær (Lofoten)

    Heute hatten wir endlich wieder einen Segeltag von Hafen zu Hafen! Es hat ordentlich Wind gegeben, schon morgens mit über 20kn im Nebel. Nach kurzer Zeit hob sich die Wolkendecke etwas, unten war gute Sicht aber die Berge waren wieder nur zur Hälfte sichtbar. Mit ordentlich Speed rauschen wir durch das noch geschützte Fahrwasser. Vorbei an einer Insel, die aussieht wir das Auenland für Trolle! Die Insel heißt auch entsprechend: Trollholmen.

    In einem der Häfen sehen wir die „Fee“ wieder, ein deutscher Segler, den wir schon mehrfach getroffen haben. Wir sprechen kurz über Funk: er hat auf uns gewartet und will mit uns zusammen über die offene See zu den Lofoten fahren. Nix wie los!

    Die Wellen, die uns draußen erwarten sind ziemlich ruppig und drei Meter hoch. Aber wir haben raumen Wind, also ist Vollzeug vertretbar und mit mehr Geschwindigkeit kommen wir auch besser durch die Wellen.

    Die schwarzen Wolkenbänder ziehen zum Glück vor uns durch und wir bleiben halbwegs trocken. Um die Insel Skrova machen wir einen größeren Bogen als ursprünglich geplant, denn die Wassertiefe geht hier von über dreihundert auf unter zwanzig Meter hoch. Die hierdurch entstehende Welle wollen wir lieber etwas umfahren.

    Hurra, wir haben die Lofoten erreicht!

    Im Hafen Svolvær angekommen legen wir an einem Steg mitten in der kleinen Stadt an, die „Fee“ kommt auch bald nach. Am Abend sind es dann schon vier deutsche Segelboote.

    Morgen ist erstmal Ausschlafen angesagt. Es sollen zwei stürmische Wetterfronten hintereinander durchziehen, das wollen wir lieber vom Hafen aus erleben.

  • Svolvær Hafentag I

    Wie erwartet stürmt und schüttet es heute. Wir hatten also ein perfektes Timing, um vom Festland auf die Lofoten überzusetzen. Nach einem Besuch in der Touristen-Information erkunden wir den Ort. Damit sind wir relativ schnell durch, denn erstens ist der Ort klein und zweitens laufen wir wegen des Regens ziemlich schnell.

    Ein Segler aus Svolvær, den wir in Kjerringøy kennengelernt haben, empfahl uns, die Lofoten per Mietwagen zu erkunden. Die Häfen auf der Atlantik-Seite seien für unsere Bootsgröße nicht geeignet und die inneren Häfen zum Teil mit sehr wenig Service und wenigen guten Liegeplätzen. Wir nehmen diese Empfehlung an und klappern alle verfügbaren Autovermietungen vor Ort (Hertz, europcar, Sixt) ab, um für morgen einen Wagen zu bekommen. Bei Sixt werden wir dann endlich fündig.

    Ab 12:00 hat Magic Ice geöffnet, das müssen wir sehen! Da wir auf der Reise noch nicht genug gefroren haben, müssen wir in den Permafrost!

    Bei minus fünf Grad sind hier Eisskulpturen rund um die Fischerei-Geschichte und Mythen der Lofoten ausgestellt.

    Die fantasievollen Kunstwerke und Illuminationen begeistern uns. Außerdem gibt es eine Cocktailbar mit sphärischer Lounge-Musik.

    Die Kälte fühlt sich gar nicht so schlimm an, da es eine trockene Kälte ist und außerdem weht hier kein Wind, wie draußen auf dem Wasser.

    Zum Eintritt von rund fünfzig Euro gehört auch ein kleiner Cocktail im Eisglas, den genießen wir ganz besonders!

    Zurück auf dem Boot kommt uns das Wetter nun gar nicht mehr so kalt vor, obwohl es hier nichtmal zweistellig wird.

    Den Rest des Tages verbringen wir mit der Vorbereitung unseres morgigen Landausflugs und kleineren Reparaturarbeiten. Die Zeit nutzen wir auch, um die etwas aufwändiger verstauten Vorräte (bspw. unter den Bodenbrettern) hervorzuholen, denn nach sechs Wochen müssen wir einiges nachfüllen.

  • Svolvær Hafentag II – Rundfahrt mit dem Auto

    Gestern Abend hatten wir Besuch von fünf jungen Männern, die überraschend vor unserem Boot standen: der Zoll. Ratz-fatz waren sie an Bord und wollten uns filzen. Ich habe gleich unsere Quittung von den bezahlen Steuern auf der App gezeigt, woraufhin sich nur noch zwei bei uns genauer umschauen wollten. Sie haben alle Fächer durchgeschaut, in den Stauräumen unter den Polstern geprüft, einige Bodenbretter hochgehoben und den Kühlschrank durchforstet. Aber sie waren dabei sehr entspannt und zurückhaltend. Natürlich hatten sie nichts zu beanstanden! Ganz im Gegensatz zu zwei anderen Booten am Steg, die deutlichen Stress hatten. Merkwürdiger Weise waren die Eigner hinterher gar nicht mehr so gesprächig wie noch tagsüber…

    Wie geplant holen wir heute früh um 9:00 den Mietwagen ab, einen Swift Hybrid. Und schon gehts los zur ersten Sehenswürdigkeit, der Lofotenkatedralen Vågan Kirke, nur wenige Kilometer südlich von Svolvær. 1898 nach drei Jahren Bauzeit fertiggestellt, wurde sie zur religiösen Heimat für die rund viertausend Fischer des Ortes. Die alte Kirche war zu klein geworden für die florierende Fischerei.

    Die Kirche ist Hans Egede, dem Apostel Grönlands, gewidmet. Innen ist sie protestantisch zurückhaltend gestaltet, viele Portraits der ehemaligen Priester dekorieren die Wände.

    Gleich nebenan liegt das Dorf Henningsvær. Wir hatten überlegt, mit dem Boot dorthin zu fahren, da es hier einen Sportboothafen geben sollte. Zum Glück haben wir uns für das Auto entschieden, denn es ist ein reiner Fischereihafen. Aber ein ganz besonders malerischer.

    Der riesige Parkplatz am Eingang des Dorfes lässt erahnen, was hier in der Hochsaison los ist.

    Mit Erstaunen sehe ich ein Hinweisschild mit Ai Weiwei at KaviarFactory. Dieser weltbekannte Künstler in diesem verschlafenen Nest? Tatsächlich hat er hier ein Kulturzentrum ausgestattet, das wir natürlich besichtigen. Die freundliche Dame am Eingang freut sich über unseren Besuch, denn die meisten Touristen gehen hier einfach vorbei und können mit dem Namen Ai Weiwei nichts anfangen. Die Frankfurter Allgemeine habe über die Ausstellung berichtet, aber keine einzige norwegische Tageszeitung habe sich dafür interessiert. Wir bewundern die Lego-Bilder.

    Natürlich gibt es auch Installationen zum Thema Flüchtlinge…

    … und einen Buddha, der in eine Leuchtturm-Linse eingeschlossen ist.

    Wir sind begeistert und machen uns auf zu unserem nächsten Ziel, dem am weitesten entfernten Ort unserer Tour. Wir fahren etwas über 100km durch diese wunderschöne Landschaft Richtung Süd-West.

    Die Landschaft ist durchzogen von kleinen Flüssen und größeren Fjorden, anfangs noch bei strahlendem Sonnenschein. An vielen Stellen sind die Gestelle zum Trocknen der Stockfische voll mit Fischköpfen …

    …oder den Fischkörpern ohne Kopf behangen

    Die Straßen sind eng und mit viel Splitt, wir sind froh, die Zusatzversicherung abgeschlossen zu haben.

    Å ist eigentlich kaum ein Ort, mehr ein Aussichtspunkt, den man sich erwandern muss. Wir stapfen also durch die nassen Mooswiesen und schroffen Felsen bis ans Ende der Lofoten.

    Am Horizont schimmern die Berge vom Festland mit ihren Schneedecken zu uns rüber.

    Wir haben Hunger und folgen der Empfehlung der Auto-Vermieterin nach Reine zu Anitas Sjømat. Hier soll es die besten Fisch-Burger geben, das müssen wir natürlich prüfen. Das Restaurant ist urig eingerichtet und bietet eine interessante Auswahl an Speisen und Delikatessen zum Mitnehmen.

    Clemens gibt mir eine Kostprobe von Rentierfleisch zum probieren, schmeckt irgendwie merkwürdig. Der Verkäufer klärt uns auf: kein Ren- sonder Walfleisch. Hmmm, nicht so mein Fall, sowohl moralisch als auch geschmacklich. Wir sind froh, die Fisch-Burger bestellt zu haben, denn die sind wirklich allererste Klasse!

    Weiter gehts nach Nusfjord. Hier haben wir zuerst einigen Stress auf dem Parkplatz. Nicht nur, dass man fast 45° Steigung über Schotter hoch fahren muss, dann ist er auch noch eng und voll. Ich habe schon fast keine Lust mehr. Aber zum Glück setzt sich Clemens durch und wir steigen vom Parkplatz in das Dorf hinab. In der Sommersaison wird für das Dorf Eintritt genommen und wir verstehen das vollkommen. Die liebevoll gepflegten alten Fischerhäuser sind alle zu Galerie, Museum oder Restaurationsbetrieb ausgebaut. In einer Ausstellung bekommen wir einen Eindruck davon, wie es hier im Winter aussieht. Auch schön!

    Das Dorf Nussfjord ist malerisch und romantisch.

    Wir brauchen noch ein Dessert und kehren bei der alten Kolonialwaren-Post-Apotheke ein, in der wir frische Waffeln mit clotted cream und einen latte macchiato serviert bekommen.

    Jetzt steht nur noch ein Ziel auf unserer Liste: Eggum auf der Außenseite der Lofoten. Wir fahren bei inzwischen wieder bedecktem Himmel Richtung Norden. Wegen einer Straßensperrung müssen wir leider Umwege fahren, werden aber durch weitere schöne Landschaften entschädigt.

    Der Weg nach Eggum führt über komplett unbefestigte Straßen aber er lohnt sich. Am Ende steht eine alte kleine Festungsanlage mit fantastischem Blick auf den Atlantik.

    Erschöpft aber glücklich machen wir uns auf den Heimweg zum Hafen von Svolvær. Wir haben fast 350km abgefahren (dafür nur 15 Liter Benzin gebraucht) und einen nachhaltigen Eindruck der Lofoten bekommen. Fazit: die Lofoten sind eine Reise wert. Vor allem für Wanderungen und Klettertouren ist es hier ein Paradies, dem sogar ich mich nicht entziehen konnte.

  • Svolvær Hafentag III

    Zwischen uns und unserem nächsten Ziel sind heute Sturmböen mit 35kn hinweggezogen, die Ausläufer haben wir sogar im Hafen gespürt. Wir bleiben also für heute in Svolvær und nutzen die Zeit um das Boot zu putzen, kleine Reparaturen auszuführen und vor allem, um die nächsten Etappen zu planen. Denn das erste Drittel unserer Reisezeit ist vorbei und wir machen uns auf den Rückweg. Reinhold, mit seiner „Fee“ hat ähnliche Pläne und wir werden die nächsten Tage gemeinsam fahren. Für morgen steht der Trollfjord an, ein kleiner aber besonders enger Fjord, für den hier auch Speedboot-Fahrten angeboten werden. Da es dort keine richtigen Stege gibt, können wir nicht bleiben, aber anschauen wollen wir uns das schon. Wenn es allerdings so regnet wie heute, sparen wir uns das, denn bei Schlechter Sicht haben wir ja von der schönen Landschaft nichts.

    Damit ihr heute nicht ganz ohne Bilder auskommen müsst:

    Das ist aber ein Bild von gestern, als es nicht geregnet hat.

• • •